Dienstag, 30. November 2021

"Die Story im Ersten: Kampf ums Ackerland"

Das Höfe-Sterben in Deutschland hält an. Betriebe, die bleiben, werden immer größer. Investoren haben Ackerland als Finanzanlage entdeckt. Die Kauf- und Pachtpreise sind enorm gestiegen und für viele Landwirte schlicht nicht mehr bezahlbar. Der Film begleitet Bio- und konventionelle Bauern und Bäuerinnen in ganz Deutschland, erklärt Fehler im System und zeigt Lösungswege auf.

Die europäischen Agrarsubventionen sind mit rund 55 Milliarden Euro pro Jahr der größte Einzelposten des EU-Haushalts. Und dennoch, ein Trend hält an: das Höfe-Sterben. Die Betriebe, die bleiben, werden immer größer. Der Strukturwandel nach dem Prinzip "Wachse oder weiche" schreitet voran. Seit der Finanzkrise ist Ackerland auch eine attraktive Kapitalanlage für überregionale Investoren. Die Kauf- und Pachtpreise sind in den vergangenen 15 Jahren enorm gestiegen. Ein Problem für ökologische sowie konventionelle Betriebe, denn für viele von ihnen ist Boden schlicht nicht mehr bezahlbar.

Viele Landwirte kämpfen um ihre wirtschaftliche Existenz

In Brandenburg gehört schon die Hälfte der Flächen großen Agrar-Unternehmensgruppen. Das bekommt auch Biobauer Carlo Horn zu spüren. Er kommt nicht mehr an Land. Sein Betrieb ist umgeben von Agrarholdings, hinter denen finanzstarke Investoren stecken. Einige von ihnen haben – auch wegen Regulierungslücken – ganze Betriebe übernommen. Sie bewirtschaften bis zu 20.000 Hektar. Und je mehr Hektar Land, desto mehr Geld. Ein Großteil der EU-Subventionen, die als Einkommensunterstützung für Landwirte gedacht sind, wird nach Fläche verteilt. Eine verpflichtende Obergrenze für Direktzahlungen, wie sie die EU-Kommission und viele Parlamentarier wollten, ist vor kurzem gescheitert. Die europäischen Staats- und Regierungschefs hatten sich dagegen ausgesprochen. Carlo Horn war auf vielen Bauerndemos, ist Aktivist. Doch eine Veränderung sieht er nicht. Er kämpft um seine wirtschaftliche Existenz.

Für Investoren sind Acker- und Grünland zur attraktiven Finanzanlagen geworden, denn in vielen Regionen haben sich in den vergangenen zehn Jahren die Preise für Agrarflächen verdoppelt. Auch die Pachtpreise steigen kräftig. Kleine und mittlere Landwirtschaftsbetriebe können da oft nicht mehr mithalten. Dabei können gerade sie nachhaltig und regional produzieren. Was führt aus dem Dilemma? - Auch in Oberfranken geben immer mehr Bauern auf. Christian Jundt hat Glück und kann mit der Regionalwert AG in den Ausbau seines Betriebes investieren.
Auch in Oberfranken geben immer mehr Bauern auf. Christian Jundt hat Glück und kann mit der Regionalwert AG in den Ausbau seines Betriebes investieren. | Bild: rbb / Boris Quatram

Der Film zeigt auch Wege aus dem Strukturwandel auf. Inzwischen gründen sich bundesweit Initiativen und genossenschaftliche Projekte. In Oberfranken zum Beispiel produziert Christian Jundt auf dem Patersberghof landwirtschaftliche Bioprodukte. Mit einer Aktiengesellschaft versucht er, weiter in den Hof zu investieren und hofft so, auch irgendwann an teures Ackerland zu kommen. Die AG sucht Bürger vor Ort, die sich finanziell beteiligen, um damit eine soziale, lokal verankerte bäuerliche Landwirtschaft zu fördern.

Ein Film von Boris Quatram und Marie von Mallinckrodt   hier

auch bei uns gibt es eine Regionalwert-AG  hier

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