Unsere Region wird wachsen: In den nächsten 15 Jahren steht nicht nur großflächige Überbauung für Industrie und Gewerbe an, sondern auch für Wohnraum.
Die Prognose des Regionalverbandes geht
vom Gesamtbedarf für die 3 Landkreise von zusätzlichen 594 ha Wohnfläche
für 15 Jahre aus. (siehe dazu die detaillierten Flächenberechnungen von Hans Steitz)
Als erster Gedanke drängt sich natürlich auf : Innenbebauung fördern -
innerörtliche Flächen suchen und verdichtet
bebauen, dann muss man nicht nach außen wachsen!
Aber 594 ha sind
schon eine Hausnummer, die uns sehr vieler innerörtlicher Freiflächen berauben könnte, die wir heute
nutzen und genießen. Die auch auf unser Klima und auf unsere Gesundheit wirken.
Müssen wir uns in unseren Wohnorten also letztendlich zwischen dem
Verlust innen oder außen entscheiden?
Die Prognose sagt
jedoch auch noch etwas anderes aus:
Das
statistische Landesamt geht in der Region Bodensee-Oberschwaben "nur"
von einem Wanderungsgewinn von 9558 realen Personen aus, und das bis
2035!
9558 Personen werden also voraussichtlich 2035 zusätzlich in der Region wohnen.
Und dafür müssen wir 594 ha neu überbauen? Eigentlich würden für diese Menschen 138 ha reichen!
Das Phänomen erklärt
sich durch eine zusätzliche Berechnung.
Es wird davon ausgegangen, dass die
Wohnflächenansprüche der jetzigen
Einwohner jährlich steigen, das wird mit sog. fiktiven Einwohnern berechnet. Daher
muss auch ohne Zuzug stetig neu gebaut werden.
In der Region kommen wir mit den fiktiven Einwohnern auf 378 ha Flächenbedarf – das
sind mehr als 2/3 des Bedarfs! – ohne
dass eine einzige Person neu dazu kommt!
Aber wie kann das sein, wir bauen doch nicht jedes Jahr ein neues Zimmer an?
Hier nun zeigt sich
der große Nachteil der seit Jahrzehnten üblichen Baupraxis auf dem Land:
ein
Paar baut ein Haus für die Familie, nach 25 Jahren ziehen die Kinder aus und in
ihrem Haus belegen die "alleinstehende Eltern" somit
automatisch ziemlich viel Wohnraum für weitere 25 Jahre.
Aber gleichzeitig brauchen die Kinder eine eigene Wohnung….
Grafik von
Das ist schon lange gängige Praxis und wurde bisher auch nicht als besonders schlimm empfunden.
Jetzt
jedoch spitzt sich die Lage zu: Fläche ist nicht vermehrbar und die
Klimakrise legt uns eine Beschränkung des Flächenfraßes auf .
Und
gleichzeitig ist die übergroße "Boomer"- Generation betroffen, weil die
nun im Alter der "alleinstehenden Eltern" angekommen ist. Die nachrückenden kleineren Generationen werden diesen immensen zusätzlichen Wohnraum nicht mehr brauchen.
In den
meisten Fällen bewohnen im Alter ab 50 Jahren 2 Personen eine Fläche,
die ursprünglich für 4 Personen
gebaut wurde. Das hat natürlich Einfluß auf den Wohnflächenbedarf.
Ganz
klar entscheidet auch weiterhin jeder selbst wie und wo er /sie wohnen
möchte, das stellt gar niemand in Frage und das soll so bleiben.
Dennoch
wäre eine vorrausschauende, kreative Flächenpolitik eine wichtige Aufgabe in
jeder Gemeinde und in jedem Kreis, um dem Flächenfraß wirksam entgegen
zu wirken. Wohnungstausch ist das Stichwort: für alleinstehende Menschen
könnten kleinere Wohnungen gesucht werden, für junge Familien größere.
Ein Umzug im Alter könnte durchaus Vorteile bringen: weniger Treppen,
weniger Verantwortung und vielleicht mehr Geselligkeit, wenn man das
möchte.
ES gibt bereits genügend Konzepte mit dem Ziel "Eindämmung des Flächenfraßes": Tiny houses und verschiedene Wohnprojekte mit sozialen oder ökologischen Hintergründen. Häusergemeinschaften und Wohnquartiere mit viel mehr Flexibilität....... Neue Ideen sind gefragt und Kommunen die diese umsetzen!
Petra Karg
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