Sonntag, 14. November 2021

Schnellerer Kohleausstieg in Deutschland?

Tagesschau hier Von Marcel Heberlein, ARD-Hauptstadtstudio
Auszüge in blau

COP26-Konsequenzen 

Die Ergebnisse der Klimakonferenz geben den Grünen Rückenwind bei den Koalitionsverhandlungen. Und ein Nebensatz deutet an, welche Rolle eine neue Regierung weltweit spielen könnte.

.....Trotzdem hält Bundesumweltministerin Svenja Schulze das Ergebnis für "historisch". "Es ist jetzt weltweit der Kohleausstieg eingeleitet", sagt Schulze. Und obwohl Greenpeace Deutschland die Verwässerung des Texts ganz zum Schluss der Konferenz als "Enttäuschung" bezeichnet: Auch deutsche Umweltorganisationen sind erleichtert, dass das Kohle-Signal die Formulierungs-Schlacht von Glasgow überlebt hat. Martin Kaiser von Greenpeace sieht einen "klaren Arbeitsauftrag" für die deutschen Koalitionsverhandlungen.

 Auch die Grünen werden sich freuen. Für sie ist das verbindliche Vorziehen des Kohleausstiegs in Deutschland ein zentrales Ziel bei den Verhandlungen über eine künftige Ampel-Regierung. Im Sondierungspapier ist bisher nur die Rede von "idealerweise bis 2030". Oliver Krischer, der Verhandlungsführer für die Grünen beim Klimaschutz, gab sich im ARD-Morgenmagazin diese Woche schon selbstbewusst: "Wir müssen da mehr hinbekommen und wir werden auch mehr hinbekommen."


In der Süddeutschen Zeitung hier kommentiert Michael Bauchmüller :

Viele haben in Glasgow so etwas wie die letzte Chance im Kampf gegen die Erderhitzung gesehen. Sie werden enttäuscht sein. Andere haben sich Schritte auf dem Weg aus der größten planetaren Krise gewünscht. Diese Schritte gibt es. Denn die Konferenz schlägt ein neues Kapitel im internationalen Klimaschutz auf. Die Staaten bewegen sich weg vom Streit um das Kleingedruckte, hin zu ganz konkreten Schritten. Wie das Kapitel endet, ist ungewiss. Aber es beschreibt einen Aufbruch....

Das Pariser Abkommen, sein gegenseitiges Versprechen der Klimaneutralität, entfaltet zunehmend seine eigene Kraft - und das nicht nur in die Staaten hinein, sondern auch bei Industriekonzernen, Banken, Aktionären. Das "race to net-zero" hat begonnen: der Wettlauf zur Klimaneutralität. Klimaschutz wird zum Geschäftsmodell.

Passend zur heißen Phase ihrer Verhandlungen hat die Klimakonferenz deshalb auch eine Reihe von Botschaften für die angehenden Koalitionäre in Deutschland bereit. Dieses Land ist international angesehen für seine Klimapolitik, aber es ist längst nicht mehr führend. Die Energiewende stockt, die Politik klebt am Verbrennungsmotor, das Land hat sich gerade erst an eine weitere Pipeline gehängt, die es mit fossilem Gas versorgt. Es braucht jetzt ein paar klare Richtungsentscheidungen für ein Deutschland, das dem 21. Jahrhundert gewachsen ist, mit sauberer, grüner Energie in den Stromnetzen, auf den Straßen, in Heizungskellern, in der Industrie; und mit einer Landwirtschaft, die Böden, Moore und Artenvielfalt schützt. Deutschland kann mehr, wenn es nur will.

Keine Klimakonferenz allein kann diese Krise lösen, und keine ist die letzte Chance. Denn ob die Welt kollektiv noch die Kurve bekommt, ist die Summe individueller Entscheidungen, von Bürgerinnen und Bürgern, vor allem aber von Regierungen. An sie richtet sich die große Botschaft aus Glasgow: An die Arbeit!

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