Südkurier
Sven Giegold: EU-Parlament stimmt Agrarreform zu: Chance für Agrarwende verpasst
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Interessierte,
die erschreckend
schwache neue Gemeinsamen Agrarpolitik wurde heute endgültig vom
Europaparlament bestätigt. Mit den Stimmen von Christdemokrat*innen,
Sozialdemokrat*innen, Liberalen und Rechtskonservativen wurde die neue
Agrarpolitik angenommen (452 Stimmen dafür, 178 dagegen, 57 Enthaltungen). Wir
Grüne stimmten dagegen, gemeinsam mit der linken Fraktion und der SPD, die
gegen die Fraktionslinie der europäischen Sozialdemokrat*innen stimmte. Denn
diese sogenannte Reform ist eine Absage an eine echte Agrarwende.
Die Mehrheit
des Europaparlaments stimmte heute für ein weiter-so in der Agrarpolitik, mit
dem die gewaltigen Subventionen der Gemeinsamen Agrarpolitik nicht für mehr
Tierwohl, die Eindämmung der Klimakrise, des Artensterbens, und des Höfesterbens
sorgen werden. Sie werden stattdessen weiterhin auch an riesige Agrarkonzerne in der industriellen
Massentierhaltung ausgezahlt werden. Bis
2027 wird so ein Drittel des EU-Haushalts, oder knapp 387 Milliarden Euro,
nicht an die Ziele des Green Deal gebunden sein. Damit droht der europäische
Green Deal ein gewaltiges Stück seiner Durchschlagskraft zu verlieren.
In den Verhandlungen
in Brüssel war es allem die deutsche Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner,
die immer wieder Fortschritte ausbremste. Sie blockierte so mit anderen
nationalen Agrarminister*innen jedes Stückchen mehr Klima- & Umweltschutz
in der Reform der EU-Agrarpolitik. Wir Grüne im Europaparlament – und
insbesondere unser Verhandlungsführer Martin Häusling – haben uns in den Verhandlungen
von Beginn an für eine grundlegende Reform der EU-Agrarpolitik eingesetzt. Für
uns steht fest: Europäische Fördergelder sollen nicht mehr für eine
industrielle Landwirtschaft fließen, die die Klimakrise und das Artensterben
befeuert und das Tierwohl systematisch verletzt.
Und dennoch ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Mitgliedstaaten haben sich großen Freiraum in der nationalen Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik erstritten. Was im schlechtesten Fall zu weiteren Schlupflöchern führen könnte, kann in Deutschland zu einer Chance werden. Denn diese erhebliche Flexibilität können wir nutzen, um das schlechte europäische Ergebnis in der deutschen Umsetzung zu verbessern. Europäisches Geld muss an die Landwirt*innen fließen, die umwelt-, tierwohl- und klimaschonend arbeiten oder dies wollen, nicht an eine Landwirtschaft, die unsere Lebensgrundlagen gefährdet. Das ist unsere Chance für die Natur und die Landwirt*innen!
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