Montag, 29. November 2021

Neue Studie der Europäischen Kommission bestätigt, dass die EU-Biomasse-Politik Wäldern und Klima schadet

Plattform-Wald-Klima.de    hier   WOLFGANG KUHLMANN

Der Großteil der Ernte von Waldbiomasse in der EU degradiert Ökosysteme und untergräbt die Klimaziele, so ein vorgestern veröffentlichter Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle (Joint Research Centre, JRC) der Europäischen Kommission.  

Der Bericht über Biomasse wurde von der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben, um bei einer möglichen Überarbeitung der EU-Gesetzgebung für erneuerbare Energien und Klima (REDII) zu helfen. Er bestätigt die Bedenken, dass die Ernte von Bäumen und Holzabfällen zur Erreichung der Ziele für erneuerbare Energien die Wälder schädigt und die Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasen untergräbt.

Der Bericht nutzte eine Literaturrecherche und frühere Studien des JRC, um die Auswirkungen der Ernte von Holz zur Energiegewinnung auf Kohlenstoff und Ökosysteme zu bewerten. Der Bericht präsentiert einige erschreckende Ergebnisse:

  • Die Verbrennung von Biomasse emittiert in der EU mehr als 350 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Pro Energieeinheit führt Bioenergie zu mehr Kohlenstoffverschmutzung als fossile Brennstoffe und die Auswirkungen des erhöhten CO2 können über Jahrzehnte bis Jahrhunderte in der Atmosphäre verbleiben.
  • 23 der 24 Bioenergieszenarien, die in dem Bericht bewertet wurden, stellen ein Risiko für das Klima, die Biodiversität oder beides dar. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Nutzung bestimmter „fine woody debris“ (Waldresthölzer mit geringem Durchmesser), unter Berücksichtigung der Transportwege, ein geringes Risiko für die Wälder und das Klima darstellt. Aber selbst unter diesem Szenario können die Emissionen aus der Verbrennung von Biomasse die aus fossilen Brennstoffen über Jahrzehnte hinweg übersteigen.
  • Eine Erhöhung des Holzeinschlags zur Gewinnung von Bioenergie kann die Kohlenstoffvorräte Europas Wäldern reduzieren. Dann sind zusätzliche Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen in anderen Sektoren erforderlich, um die Klimaziele zu erreichen.
  • Die meisten nationalen Energie- und Klimapläne der Mitgliedsstaaten enthalten keine angemessene Bewertung der potenziellen Auswirkungen einer Ausweitung des Holzeinschlags auf Kohlenstoffsenken, Biodiversität, Wasser und Luftverschmutzung.
  • Die gemeldete Nutzung von Waldbiomasse in der EU ist höher als die gemeldeten Quellen dieses Holzes. Das bedeutet, dass bis zu 20% des in der EU verbrannten Holzes aus unbekannten Quellen stammt. Solche Datenlücken stellen ein großes Hindernis für eine effektive Steuerung der holzbasierten Bioenergiepolitik dar, denn ohne verlässliche Angaben zur Nutzung von Waldbiomasse für Bioenergie kann keine effektive Politik umgesetzt werden.
  • Wenn die EU die Kohlenstoffaufnahme durch Wälder auf die Treibhausgas-Reduktionsziele anrechnen will, wie kürzlich vorgeschlagen wurde, dann ist eine größere Reform der kürzlich erlassenen Kohlenstoffbilanzierungsrichtlinien für den Landsektor notwendig.

Der Bericht wurde von Wissenschaftlern und Nichtregierungsorganisationen begrüßt. Sie haben die EU aufgefordert, ihre Abhängigkeit von Bioenergie zu verringern und dabei auf zunehmende Schäden an den Wäldern in ihren Ländern hingewiesen. Ihre Beiträge und Kommentare finden sich in einer kommentierten Version des JRC Berichts.

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