Mittwoch, 31. August 2022

Wer hohe Strompreise in Deutschland verstehen will, muss eher nach Frankreich schauen als nach Russland

Klimareporter hier    18. August 2022   ein Gastbeitrag von Tim Meyer

Die strukturelle Krise der französischen Atomkraft ist ein entscheidender Preistreiber auf dem deutschen Strommarkt. Hierzulande wird das kaum wahrgenommen.

Europa erlebt eine Energiepreiskrise historischen Ausmaßes. Auch in Deutschland eilen Großhandelspreise für Strom und Gas von Höchststand zu Höchststand.

Im Vergleich zum Vorjahr liegen die Steigerungen derzeit je nach Produkt bei Faktoren von vier bis sechs und darüber. Und obwohl diese Preise noch nicht mit voller Wucht auf die Verbraucher durchschlagen, sind Millionen Menschen und zehntausende Unternehmen unmittelbar und hart betroffen, bis hin zu existenziellen Fragen.

Kein Wunder, dass über die Ursachen dieser Krise sehr laut und vielstimmig diskutiert wird, ebenso über mögliche Auswege.

Umso erstaunlicher ist dabei, dass ein Elefant im Raum es schafft, in der öffentlichen Diskussion weitgehend unbemerkt zu bleiben.

Klimaschutz in der Landwirtschaft: »Müssen viel weniger Fleisch und Milchprodukte produzieren und essen«

Spiegel hier   Jonas Schaible

In der Agrarpolitik hat die Bundesregierung noch fast nichts erreicht. Der Agrarexperte Harald Grethe spricht über die Ampelbilanz und darüber, warum der Klimaschutz einige Bundesländer besonders betrifft.

SPIEGEL: Herr Grethe, was ist die wichtigste agrarpolitische Entscheidung der Bundesregierung in ihren ersten acht Monaten?

Grethe: Es ist wichtig, dass das Landwirtschaftsministerium sich grundsätzlich hinter die Umsetzung der Vorschläge der Borchert-Kommission stellt, in der Vertreterinnen und Vertreter der Bauern, von Politik, Wissenschaft und Fachverbänden sich auf den Umbau der Tierhaltung als Ziel verständigt haben. Das ist ein gutes Signal.

SPIEGEL: Sie haben vor dieser Antwort sehr lange überlegt. Trotzdem ist Ihnen kein Gesetz und keine Verordnung eingefallen. Hat sich schon einmal eine Regierung so viel Zeit in der Agrarpolitik gelassen?

Grethe: Ich würde mir wünschen, dass sich die Bundesregierung dort, wo der agrar- und ernährungspolitische Handlungsbedarf eindeutig ist und die Lösungen auf dem Tisch liegen, schneller an die Ausgestaltung macht. Die Ursachen für den langsamen Start sind vielfältig. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Diskussion um kurzfristige Anpassungsmaßnahmen haben viele Ressourcen gebunden. Und es zeigt sich auch, wie wichtig es ist, als Partei frühzeitig ein klares Programm zu haben, welches dann einen zügigen Einstieg in die Umsetzung erlaubt. Und natürlich müssen die Partner der Ampelkoalition an einem Strang ziehen.

SPIEGEL: Ist dadurch schon zu viel Zeit verloren für wirklich wirkungsvolle Agrarpolitik?

Grethe: Nein. Eine Legislaturperiode ist zwar kurz, aber noch ist Zeit, Dinge voranzubringen und anzuschieben. Es kommt jetzt darauf an, Tempo aufzunehmen, Schwerpunkte zu setzen und diese in konkrete politische Maßnahmen zu übersetzen.

Club of Rome: "Kehrtwende" zur Rettung des Planeten nötig

ARD Tagesschau  hier  30.08.2022

Eine neue Club-of-Rome-Studie fordert drastische Schritte für eine lebenswerte Zukunft. Derzeit werde die Saat für den Zusammenbruch ganzer Weltregionen gelegt - ohne eine Umverteilung des Reichtums lasse sich die Klimakrise nicht lösen.

Eine Forschergruppe unter Beteiligung des Club of Rome fordert eine Kehrtwende in der internationalen Wirtschafts- und Klimapolitik, um der Menschheit angesichts des Klimawandels und globaler Ungleichheit eine lebenswerte Zukunft zu sichern. 

"Wir stehen am Scheideweg", erklärte Jorgen Randers, einer der Autoren der nun vorgestellten Studie "Ein Survivalguide für unseren Planeten". Darin werden die Vorschläge der unter anderem vom Club of Rome gestarteten Initiative "Earth4All" zu einem Wandel in der internationalen Politik präsentiert. Die Menschheit lege derzeit die Saat für den "Zusammenbruch" ganzer Weltregionen, erklärte der emeritierte norwegische Professor für Klimastrategie, Randers. Ein Beibehalten des bestehenden Wirtschaftssystems werde "Spannungen verstärken und den Wohlstand verringern". Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und einer der Mitautoren des Buchs, sagte, der Umbau müsse "noch in diesem Jahrzehnt" beginnen.

Veränderungen auf Kosten der Reichen nötig

Dem Bericht zufolge sind drastische Schritte auf Kosten der Reichen nötig, um den Planeten vor einer Klimakatastrophe zu retten. Ohne außergewöhnliche Maßnahmen zur Umverteilung des Reichtums in den nächsten 50 Jahren würden Gesellschaften derart dysfunktional, dass sie kaum in der Lage seien, existenzielle Bedrohungen wie den Klimawandel anzugehen. Es drohe eine explosive Kombination aus extremer politischer Destabilisierung und Stagnation. "Wir werden die Welt nicht retten, wenn nicht die reichsten zehn Prozent die Rechnung bezahlen", so Randers.

Fünf Kehrtwenden gefordert

Als Lösung schlagen er und die weiteren Autoren fünf "Kehrtwenden" vor. Dabei geht es um die Bereiche Armut, Ungleichheit, Ernährung und Energie, auch müsse die Ermächtigung von Frauen vorangetrieben werden. So könnte dem Bericht zufolge die Erderwärmung unterhalb der Zwei-Grad-Marke stabilisiert und die Armut beendet werden.

  • Unter anderem sollten Lebensmittel stärker lokal produziert und Verschwendung minimiert werden.
  • Erneuerbare Energien müssten Kohle, Öl und Erdgas ablösen, der Treibhausgasausstoß etwa alle zehn Jahre halbiert werden. 
  • Reiche Länder sollten den armen Staaten alle Schulden erlassen. Ferner müssten die vermögendsten Menschen in allen Ländern stärker besteuert werden. 
  • Ein Bürgerfonds soll zudem mehr Menschen am Reichtum der jeweiligen Länder teilhaben lassen.

Warnung vor Szenario zwei

Aufgezeigt werden im Bericht zwei Szenarien: Eines enthält einen tiefgreifenden und unverzüglichen Wandel der Wirtschafts-, Energie- und Nahrungsmittelsysteme, was als "Riesensprung" bezeichnet wird.
Hierbei sollen die Staaten den Beschluss fassen, dass Weltbank, Internationaler Währungsfonds und Welthandelsorganisation so umgestaltet werden, dass sie ökologische Wende sowie Investitionen in Klima, Nachhaltigkeit und Wohlergehen unterstützen.
Länder investieren dem Szenario zufolge in allgemeine Grundeinkommen, Bildung und Gesundheit. Das Prinzip setzt durch, dass den reichsten zehn Prozent nicht mehr als 40 Prozent des jeweiligen Nationaleinkommens zusteht. Vermögenssteuern werden eingeführt und Steueroasen geschlossen. Industrien leisten eine Zahlung für die Nutzung gemeinsamer Ressourcen.

Das zweite Szenario, bei dem "zu wenig, zu spät" passiert, handelt von einer Entwicklung, die weltweit der im Zeitraum zwischen 1980 und 2020 ähnelt. Hier wächst die Ungleichheit, die in vielen Regionen zum Aufstieg von Populismus und Autoritarismus führt. Der wirtschaftliche Abstand zwischen einkommensstarken und einkommensschwachen Regionen vergrößert sich dem zweiten Szenario zufolge. Extreme Armut nimmt zu. Wohlstand gibt es noch privat, während Staaten einer strikten Sparpolitik folgen. Klimamigration nimmt zu, Pandemien häufen sich. 2050 überschreitet die Erderwärmung die Zwei-Grad-Grenze.

Bereits 1972 vielbeachteter Bericht

Der Club of Rome ist ein Zusammenschluss von Fachleuten verschiedener Disziplinen und Länder. Die Gründer hatten 1965 bei einem Treffen in Rom eine "selbstmörderische Ignoranz" als Ursache für den "Irrweg der Menschheit" identifiziert. 

1972 erschien die von der Gruppe in Auftrag gegebene Studie "Die Grenzen des Wachstums". Der viel beachtete Bericht warnte damals, wenn das Wachstum von Bevölkerung, Wirtschaft und Konsum ungehindert weitergehe, drohe Mitte des 21. Jahrhunderts die Katastrophe, Nahrungsmittel und Ressourcen würden schwinden.

Zukunftsforscher Randers, damals wie heute Ko-Autor des Club-of-Rome-Berichts, geht von einem "zu wenig, zu spät"-Szenario aus. Die kommenden Generationen müssten vermutlich in einer Welt leben, die viel weniger attraktiv sei als die, die bei Gegenmaßnahmen erreicht würde. Er werde aber weiter hart daran arbeiten, die Reichen der Welt zu überzeugen, jährlich zwei bis vier Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts zu bezahlen. Denn mit diesem Geld könnten alle Probleme gelöst werden.

Neben dem Club of Rome waren am "Survivalguide für unseren Planeten" das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, die gemeinnützige schwedische Forschungseinrichtung Stockholm Resilience Centre und die private norwegische Wirtschaftshochschule Norwegian Business School beteiligt.

Beschlüsse des Kabinetts: Wo wie Energie gespart werden muss

 Merkur  hier   27.08.2022  Max Müller

Energieexperte analysiert Habecks Pläne: Was wirklich Strom und Gas spart – und wo es hakt

Wirtschaftsminister Robert Habeck hat eine Reihe von Maßnahmen vorgelegt, mit denen Strom und Gas gespart werden soll. Doch was taugen sie? Ein Energieexperte klärt auf.

Eigentlich ist Hans Weinreuter Energieberater, seit dem 24. Februar arbeitet er bisweilen auch als Seelsorger. „Es brechen Leute am Telefon in Tränen aus, weil sie Nachzahlungen nicht leisten können“, sagt der Fachbereichsleiter Energie/Bauen von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Im 1. Halbjahr 2022 hätte es bereits mehr als doppelt so viele Anfragen gegeben wie im letzten Jahr – dabei beginnt die Heizperiode erst in den kommenden Wochen. „Da rollt eine Lawine auf uns zu“, so Weinreuter.

Die Angst vor großen Nachzahlungen wächst. Die Politik versucht mit Entlastungspaketen die finanziellen Belastungen abzufedern. Letzten Freitag (19. August) hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit einem Maßnahmenpaket nachgelegt, um Energie zu sparen. Am Mittwoch (24. August) hat das Kabinett zugestimmt. Habecks Plan sieht eine Reihe von Verordnungen vor, die vom 1. September bis 28. Februar gelten sollen.

Energie, die nicht verbraucht wird, muss nicht teuer eingekauft werden – und obendrein verbessert sich sogar die CO₂-Bilanz
. So weit, so einleuchtend. Doch was bringen die Regeln konkret – im Einzelfall und vor allem im Vergleich untereinander? „Das Sparpotenzial ist unterschiedlich hoch, wenn ich mir die einzelnen Punkte aus der Habeck-Verordnung anschaue“, sagt Weinreuter. Merkur.de von IPPEN.MEDIA hat die Verordnung dem Fachmann vorgelegt – und dokumentiert hier seine Einordnung.

Dienstag, 30. August 2022

Urbane Gärtner als Revolutionäre

 FAZ  hier  Von Alina Schäfer  13.08.2022

Moderne Landwirtschaft 

Wie die Transformation hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft gelingen kann, dafür haben Forscher ein paar Strategien entwickelt. Manche werden in den Städten bereits ausprobiert.

Zwei Revolutionen haben die Menschheit besonders irreversibel geprägt: die neolithische Revolution vor 12.000 Jahren, als der Homo sapiens sesshaft wurde und mit Ackerbau und Viehzucht begann, sowie vor knapp dreihundert Jahren die in­dustrielle Revolution mit ihren technischen Erfindungen und industriellen Produktionsweisen. Geht es nach Akteuren wie dem Weltklimarat oder dem Weltbio­diversitätsrat, steht uns heute eine dritte Umwälzung auf ganz großer Skala ins Haus.

Freispruch in Berufungsverfahren

 Nachdem das LG Ravensburg schon in der vergangenen Woche hinsichtlich der Besteigung des Basilika in Weingarten festgestellt hatte, dass die Aktivisten dort keine öffentliche Versammlung abgehalten hatten, die hätte angemeldet werden müssen und daher kein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz anzunehmen sei, hatte die gleiche Kammer am 23.08.22 in einem Berufungsverfahren gegen eine andere Aktivistin über die kurzfristige Besteigung des Kultur- und Kongresszentrums in Weingarten zu befinden. Vom Amtsgericht war die damals 18jährige  zu einer Geldstrafe nach Jugendstrafrecht verurteilt worden. Der Straftatbestand des Hausfriedensbruches spielte in diesem Verfahren keine Rolle, da die Stadt Weingarten insoweit keinen Strafantrag gestellt hatte.

Im Ergebnis sprach die Kammer unter Vorsitz von Richterin Lauchstätt die Angeklagte frei.
Die 2 Aktivistinnen seien beim Hissen des Banners („Stoppt den Klimahöllenplan“) ein abgeschlossener Personenkreis gewesen. Daher habe die Versammlung nicht nach dem Versammlungsgesetz angemeldet werden müssen. Außerdem hätte auch nicht festgestellt werden können, dass die Aktivistinnen überhaupt beabsichtigt hätten, dass andere Personen an ihrer Versammlung teilnehmen sollten. Gegen dieses Urteil kann die Staatsanwaltschaft in Revision zum OLG Stuttgart gehen.

„Nach der bisher von der Staatsanwaltschaft an den Tag gelegten Verbissenheit in Verfahren gegen KlimaaktivistInnen dürfen wir davon ausgehen, dass alle Rechtsmittel ausgeschöpft werden“, meinte hierzu der Rechtsanwalt der Freigesprochenen, Klaus Schulz.

Montag, 29. August 2022

Baden-Württemberg: Flächenfraß nimmt zu

Grüne und CDU wollen bis zum Jahr 2035 die Netto-Null beim Verbrauch von neuen Flächen erreichen. Im Koalitionsvertrag heißt es: „Wir wollen den Flächenverbrauch weiter reduzieren und halten weiterhin an dem Ziel der „Netto-Null“ fest.“ Um das zu erreichen, soll auch nicht mehr benötigte Infrastruktur zurückgebaut werden. Das Statistische Landesamt macht der Regierung aber auch etwas Hoffnung: Längerfristig betrachtet zeige sich beim Flächenverbrauch eine abnehmende Tendenz. So habe die tägliche Versiegelung von Böden im Jahr 2008 noch bei 8 Hektar gelegen, während sie im Schnitt der vergangenen fünf Jahre bei 5,8 Hektar gelegen habe.

Für den Landesnaturschutzverband ist das kein Grund zur Freude - im Gegenteil. „Die Landesregierung hat im Koalitionsvertrag ein ambitioniertes Flächensparziel von 2,5 ha pro Tag beschlossen, tut aber bisher nichts, um es auch zu erreichen“, sagte Landeschef Gerhard Bronner. Aus seiner Sicht ist der Paragraf 13b im Baugesetzbuch der Grund dafür, dass der Flächenfraß weiter um sich greife. Dieser Paragraf erlaube Gemeinden, ohne Bedarfsprüfung im Flächennutzungsplan, ohne Umweltprüfung und ohne Naturschutzausgleich neue Wohnbaugebiete auszuweisen. Bronner sieht das größte Problem in ländlichen Gebieten wie in Oberschwaben und Hohenlohe, „wo man großzügig Fläche für Einfamilienhausgebiete verschwende, obwohl die Dörfer voller Baulücken und Leerstände sind“.

Das Umweltministerium erklärte: „Boden ist eine endliche Ressource und ein schützenswertes Gut - als Lebensgrundlage für Tiere und Pflanzen und für unsere Versorgung mit Nahrungsmitteln. Deshalb können wir mit der aktuellen Entwicklung nicht zufrieden sein.Man halte am Ziel des Netto-Null-Verbrauchs fest, sei sich aber bewusst, „dass wir unsere Anstrengungen deutlich verstärken müssen. Diese Aufgabe betrifft alle Ressorts“, erklärte eine Sprecherin.

Sonntag, 28. August 2022

Revolution der Achtsamkeit

Philosophie Magazin  hier  Kilian Thomas veröffentlicht am  

Wer sich auf die Suche nach sich selbst begibt, setzt sich in den Schneidersitz und meditiert.
Dabei bleibt die Achtsamkeits- und Spiritualitätsszene aktuell hinter ihren Möglichkeiten zurück, meint Kilian Thomas. Zeit, ihr revolutionäres Potenzial zu entdecken.

Während die großen Tech-Unternehmen mit Nachdruck in die Zukunft preschen und der digitale Wandel auf immer radikalere Weise die alltägliche Wirklichkeit prägt, verbreitet sich eine Gegenkultur der Achtsamkeit und Besinnung. Das wachsende Interesse an Yoga, Meditation und Spiritualität zeugt von einem zunehmenden Unbehagen mit dem technologisch-naturwissenschaftlichen Weltbild in westlichen Gesellschaften. Jürgen Habermas spricht in diesem Zusammenhang vom modernetypischen „Sog zu einem transzendenzlosen Sein“. Ein Blick in den liberaldemokratischen Alltag zwischen Netflix, Job und Supermarkt scheint die Aussage des nachmetaphysischen Denkers Habermas uneingeschränkt zu bestätigen. 

Es verwundert daher keineswegs, dass sich eine auf spirituelle Werte und ein bewusstes Leben ausgerichtete Gegenbewegung zur kapitalistischen Immanenz formiert. Die Konjunktur der Spiritualität lässt sich beinahe als Korrektiv zur Transzendenzlosigkeit der Moderne begreifen. Die gesellschaftspolitische Wirksamkeit wird jedoch allzu oft blockiert. Allerdings nicht, wie anzunehmen wäre, von einer zensierenden Übermacht, die in der Spiritualität ihren zu unterdrückenden Widersacher erkennt. Im Gegenteil, der sublime Spätkapitalismus übt sich erfolgreich darin, spirituelle Werte in seinem Sinne umzugestalten: Längst wird etwa Yoga als Wellness und produktivitätssteigernde Methode der Selbstoptimierung vermarktet. Es ist oftmals die spirituelle Szene selbst, die die Entfaltung ihrer Möglichkeiten behindert. Was ist damit gemeint? 

Wasserknappheit: Von der Dusche aufs Feld

Zeit  hier  Von Maike Rademaker  28. August 2022

Auch bei Braunschweig hat es viel zu wenig geregnet, doch Mais und Roggen sprießen. In der Region wird gereinigtes Abwasser genutzt. Ein Modell mit Zukunft?

Ein Feld nahe Braunschweig, an einem heißen Sommertag im August.....

Dürre? Ist für den Landwirt kein Problem, obwohl es auch in diesem Landstrich viel zu wenig geregnet hat dieses Jahr und der sandige Boden jegliches Wasser im Nu versickern lässt. Der Grund steht auf dem Zuckerrübenfeld und brummt laut: eine Art riesige Kabeltrommel, belegt mit einem armdicken Schlauch. Weiter hinten zischt Wasser in hellen Fontänen über die Pflanzen: Olfe und seine Kollegen bewässern ihre Felder.

Was aber hier auf Mais, Roggen, Zuckerrüben niedergeht, ist nur zu einem kleinen Teil Grundwasser. Es ist vor allem geklärtes Abwasser, sogenanntes Klarwasser. Es ist das, was die Braunschweiger Einwohnerinnen und Einwohner tagtäglich den Abfluss runterspülen, aus Dusche, Toilette, Waschbecken, zu Hause und im Betrieb. Satte 37.000 Kubikmeter, sorgfältig geklärt in verschiedenen Stufen, landen davon jeden Tag auf den umliegenden Feldern, zusammen mit 13.000 Kubikmetern Grundwasser. Es ist ein einzigartiges Modell in Deutschland.

Bisher. Denn Wasserwiederverwendung ist das Stichwort, das neben dem Wassersparen angesichts der anhaltenden Dürre immer häufiger fällt. Kein Wunder: Jeden Tag rauschen pro Person im Schnitt 127 Liter bestes Trinkwasser in den Abfluss, von da in Kläranlagen und in die Flüsse. Warum nicht dieses Wasser wiederverwenden – soweit es möglich ist, trotz all der Keime und anderen Belastungen? Wie gut lässt es sich reinigen, was könnte man damit bewässern?

Nichtstun First. Bedenken Second

Spiegel  hier  Eine Kolumne von Christian Stöcker  28.08.2022

 Verweigerungspartei FDP

Das Klima-»Sofortprogramm« des Bundesverkehrsministers Volker Wissing ist ein Affront. Gegen die Koalitionspartner, die Bevölkerung, den Rest der Welt. Die FDP hat das Nichtstun zum politischen Programm erhoben.

...Erinnern Sie sich noch an diese Wahlplakate? Christian Lindner von der linken Seite aus aufgenommen, mit weißen iPhone-Kopfhörern im Ohr, konzentriert auf sein Handy starrend, mit der Zeile: »Digital First. Bedenken Second. Denken wir neu.«

Das ist das Image, das die FDP, deren Amtsträger schon morgens beim Aufwachen als erstes »Innovation« murmeln, gerne hätte: jung, dynamisch, veränderungsbereit.

Veränderungs- und innovationsunwillig

Die wahre Lindner-FDP ist das genaue Gegenteil. Rückwärtsgewandt, veränderungs- und innovationsunwillig, besitzstandswahrend und ohne jede politische Vision jenseits von: Wer viel Geld hat, muss genauso weiterleben können wie bisher.

Streit um Wasser - auch in Deutschland

 DW  hier

KLIMAWANDEL

Der blaue Planet trocknet aus. Wasser ist unsere wichtigste Ressource. Aber es wird knapper - und die Konkurrenz darum härter. Konflikte häufen sich.

Flüsse in Not

 Süddeutsche Zeitung hier  Von Thomas Hummel  26. August 2022

Begradigt, ausgebaggert, eingemauert: Das ging so lange gut, wie relativ gleichmäßig Regen fiel. Nun fehlt das Wasser. Für Fachleute liegt die Lösung auf der Hand. Doch bequem ist sie nicht.


 

Politische Gelassenheit ist nicht mehr angebracht

 hier  25.08.2022  |  VON ELISA-MADELEINE GLÖCKNER  elisa.gloeckner@suedkurier.de 

KLIMAWANDEL: Mehr Druck, mehr Verbote

In der Asservatenkammer der deutschen Redewendungen gibt es eine kleine Ecke für das Phänomen der mühsamen Anreicherung von großen Mengen durch kleine, aber kontinuierliche Beigaben. Der Ausdruck: Kleinvieh macht auch Mist. Ein Bild, das immer dann bemüht wird, wenn es um stetes Streben geht. Und um einen Trost für all die zu haben, die nicht die Mittel besitzen, einen großen einmaligen Beitrag zum Ganzen zu leisten. Genauso verhält es sich beim Einzelnen und dem Klimawandel.

Denn die Katastrophe beginnt im Kleinen. Jeder weiß das. Und jeder ist sich bewusst, dass weniger Autos, weniger Heizen, weniger Fliegen, weniger Fleisch, weniger Palmöl, weniger Schuhe, weniger Plastiktüten dabei helfen, den Kollaps auszubremsen. Es geht also um den Verzicht. Einen Begriff, mit dem sich der industrialisierte Mensch unheimlich schwertut. Das ist verständlich, schließlich ist er in diesen Konsum hineingewachsen, in diese Mentalität, alles tun, alles haben zu können, in der Theorie. Derselbe soll plötzlich verzichten, auf sein Schaumbad, den Sechs-Zylinder-Motor? Er soll entsagen und damit das Gegenteil von dem Größer-Schneller-Mehr, das ihn sein Leben lang prägt?

Verzichten, das tut weh, weil es bedeutet, dass der Einzelne einen Tribut leisten und seinen Wohlstand beschneiden muss. Deshalb mag der Mensch auch gar nicht daran rütteln und blendet die Katastrophe zumindest zeitweise aus. Klimaneutralität? Aufgabe von Industrie und Wirtschaft, die den globalen Treibhausgas-Ausstoß auf ein Niveau bringen müssen, das mit dem Pariser Abkommen kompatibel ist. Obwohl auch das Individuum, so viel Ehrlichkeit muss sein, mit Schuld an dieser Lage hat. Doch während der Vernichtungskrieg gegen den Planeten näher rückt, sediert sich die Bevölkerung mehrheitlich mit Fragen danach, ob Griechenland im Sommer 2022 überlaufen ist. Sie kritisiert steigende Benzinpreise, beschäftigt sich mit dem Nutri-Score und verurteilt die Mängel der Deutschen Post. Das mag sich im Moment des Zeitgeschehens zwar wichtig anfühlen, verdrängt das langfristig Bedeutende aber in die Zukunft: Die Klimakatastrophe kommt nicht, sie ist da.

Politische Gelassenheit ist nicht mehr angebracht. Ohne Druck von oben wird es nicht gehen, auch nicht für den Einzelnen. Denn mit jeder Grenze, die man Online-Shopping-Kunden, SUV-Fahrern oder Fast-Food-Junkies jetzt nicht aufzeigt, wird die Frist bis zur Sintflut kürzer. Forscher datieren den Zeitpunkt, an dem keine Rückkehr mehr möglich ist, an dem sich die Erderwärmung selbst befeuert, bereits aufs nächste Jahrzehnt. Der Verzicht bleibt alternativlos. Freiwillig wird sich der Mensch aber nicht in dem Maß begrenzen, das nötig ist, um die Kipppunkte zu vermeiden. Verbote und Gesetze sind notwendig. Das heißt nicht, dass eine Ökodiktatur linksgrüner Bildungsbürger heranwachsen muss, die ihre Bevölkerung missionarisch bevormundet. Aber dennoch muss es einen politischen Rahmen geben, der es den Menschen erleichtert, das Risiko, in das sie ihre Kinder gebären, zu begreifen. Wird der Wandel nicht abgedämpft, sind die Folgen am Ende – zulasten ihres Wohlstands – weit teurer, als aktuell in Klimaschutz zu investieren.

Noch einmal, die Katastrophe beginnt im Kleinen. Wenn jeder seine Gabel Mist in die Mitte schippt, kann sich das Dazutun aller zu einem ordentlichen Haufen schichten. In Zahlen hat das ansatzweise die Internationale Energieagentur übersetzt: Wenn die Menschen von Autos und Flugzeugen auf die Bahn umstiegen und im Winter weniger heizten, könnten die CO2-Emissionen in den kommenden knapp drei Jahrzehnten um rund acht Prozent vermindert werden. Auf alle Lebensbereiche und das globale Tableau ausgeweitet, würde noch viel mehr Potenzial frei, mit dem Menschen ihrer existenziellen Verantwortung gerecht werden – der selbst gemachten Misere zuvorzukommen. Der Rest liegt dann tatsächlich bei Industrie und Wirtschaft.

Freitag, 26. August 2022

Arbeitsverweigerung statt Klimaschutz

Zeit hier  Von    25. August 2022

 Klimaschutz-Sofortprogramme

Drei Ministerien mussten neu planen, um die gesetzlichen Klimaziele einzuhalten. Zwei versuchen es, nur das Verkehrsressort glänzt mit schockierender Anspruchslosigkeit.

Schon ein Blick auf die Zahlen lässt ahnen, wie unterschiedlich Wirtschafts-, Bau- und Verkehrsministerium diesen Arbeitsauftrag ausgelegt haben. Nachdem die zulässigen CO₂-Emissionen im vergangenen Jahr sowohl im Gebäudesektor als auch im Verkehr deutlich überschritten worden waren, mussten die Ministerien nachbessern. 

Bsp. Dänemark: Eine «grüne Wende» von unten

 hier NZZ   Rudolf Hermann,17.08.2022

Wie Dänemark mit lokalen Projekten Erfolg hat

Eine Insel, die schon jetzt klimaneutral ist, und eine Industriestadt, deren Abfall Rohstoff für andere ist: Dänemark hat viele Beispiele für vernetztes Denken, das der Umwelt zugutekommt. Damit sparen die Dänen auch Geld.

Eineinhalb Jahre Waldbesetzung bei Grund: Einladung zu den "Bunte Alti-Camp-Tagen"

Altdorfer Wald 26. August 2022

Pressemitteilung / Veranstaltungsankündigung

Für Jung und Alt, Aktive und Neugierige im Altdorfer Wald.
Altdorfer Wald/Abzweigung Grund. Mit bunten Tagen für Jung und Alt, für Aktive und Neugierige blicken Aktivist:innen und Unterstützende

 von Donnerstag 01. bis Montag 05. September 2022 

#auf knapp 20 Monate Waldbesetzung zurück und bekräftigen ihren Einsatz für Klimagerechtigkeit und den Erhalt des Altdorfer Waldes.

Ob beim gemeinsamen Essen, Austausch am Lagerfeuer und Musik machen, oder zum Spaziergang zu den Weissenbronner Quellen, Klettern – jeder ist willkommen, für ein paar Stunden oder mehrere Tage vorbeizuschauen und das Lagerleben im Baumcamp mit oder ohne Familie mitzuerleben!

"Nach den aufregenden und anstrengenden Monaten freue ich mich besonders auf den Austausch mit besonderen Menschen. Gerne erinnere ich mich an den bunten Demozug in Ankenreute gegen Kiesexporte, an die 300 Besucher:innen bei der Vernissage im Alti und die zahlreichen Mahnwachen vor dem Amts- und inzwischen sogar vor dem Landgericht zurück", so Gudrun Bosch (47) aus Schlier.

Rosemarie Vogt (70) aus Weingarten möchte wie andere Unterstützer:innen mit ihrer Präsenz im Wald auch ein Zeichen setzen. "Bei den Waldspaziergängen durch die Altibesetzung, die jeden Sonntag ab 14.00 Uhr stattfinden, habe ich im direkten Austausch mit den Aktivisten, das Engagement der jungen Leute schätzen gelernt. Seitdem lässt mich das Thema Klimagerechtigkeit nicht mehr los und mir ist klar, dass ich mich für die Zukunft meiner Enkel und der jüngeren Generationen engagieren muss. Seit einem Jahr beteilige ich mich regelmäßig an Aktionen". 

Auch Manfred Scheurenbrand (67) aus Waldburg engagierte sich in den vergangenen Monaten bei vielen Aktionen, unter anderem bei den Essens-Verteilungen der Waldbesetzung. "Dass sich die engagierten Klimaschützer:innen für ihren Einsatz beim sogenannten 'Containern' vor Gericht verantworten mussten, hat mich zutiefst empört. Seit Beginn der Besetzung unterstütze ich die Menschen im Camp, indem ich mit meiner Frau wöchentlich aus geretteten Lebensmitteln warme Speisen zubereite und im Alti vorbeibringe. Wir fühlen uns dort jedes Mal sehr willkommen." 

Städte und Kirchen setzen in der Gas-Krise aufs Energiesparen

 02.08.2022  |  VON SEBASTIAN SCHLENKER, DPA   hier

Kommunen und Kirchen im Land wollen aufgrund der drohenden Gas-Mangellage im Herbst und Winter ihren Energiebedarf deutlich reduzieren. 

Mehr zur Übergewinn-Steuer

ZDFheute Nachrichten  hier

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine machen Energiekonzerne Rekordgewinne, während die Menschen unter beispiellosen Preissteigerungen leiden. So wird inzwischen auch in Deutschland über die Einführung einer Übergewinnsteuer diskutiert.

Mit ihr sollen Gewinne von Unternehmen abgeschöpft werden, die aktuell von den hohen Energiepreisen profitieren. Mit den Einnahmen könnten Sozialleistungen zur Abfederung der Preissteigerungen finanziert werden – oder ein Nachfolger des 9-Euro-Tickets, wie es SPD-Chef Lars Klingbeil fordert. 

Auch die Grünen sind für eine Übergewinnsteuer, Finanzminister Christian Lindner ist jedoch strikt dagegen. Dabei hat die EU-Kommission bereits im März die Einführung einer zeitlich befristeten Übergewinnsteuer genehmigt, und eine Reihe von Ländern in der Europäischen Union haben diese bereits oder wollen sie einführen.

Hier auf ZDFheute Nachrichten erfahrt ihr, was auf der Welt passiert und was uns alle etwas angeht: Wir sorgen für Durchblick in der Nachrichtenwelt, erklären die Hintergründe und gehen auf gesellschaftliche Debatten ein. Diskutiert in Livestreams mit uns und bildet euch eure eigene Meinung mit den Fakten, die wir euch präsentieren. 

Immer auf dem aktuellen Stand seid ihr auf https://www.zdf.de/nachrichten

#Übergewinnsteuer #Energiepreise #UkraineKrieg

Wissings Klima-Debakel: Ein solches Trauerspiel kann man sich kaum ausdenken

WIWO   HIER KOMMENTAR VON MAX BIEDERBECK-KETTERER  25. AUGUST 2022

KLIMASCHUTZ IM VERKEHR

Der FDP-Verkehrsminister hat CO2-Pläne präsentiert, die klar ihr Ziel verfehlen. Gleichzeitig heizt sein Parteichef die Debatte ideologisch an. Das alles ist Gift für effektiven Klimaschutz – und die Ampel-Koalition selbst. Ein Kommentar.

Dieses Ergebnis zeigt bitter, wie die Ampel-Regierung bei ihrem wichtigsten Auftrag auf der Stelle tritt. Am Donnerstagmorgen hat der Expertenrat für Klimafragen (EKR) seine Bewertung der Klimaschutz-Maßnahmen in den Bereichen Gebäude und Verkehr vorgelegt. Schon im Vorfeld hatte es von Umweltschützern deshalb einen regelrechten Shitstorm für Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) gegeben. Der EKR hat diese Kritik jetzt noch einmal schmerzlich offiziell gemacht.

Freiheitsberaubung Wassersparen?

Wer denkt sich denn so was aus? Vermutlich zeigt so eine Aussage nur, wie weit man sich schon vom festen Erdboden entfernt hat - wenn man nicht mehr wahrnimmt, dass es unverrückbare Grenzen gibt, denen auch wir Menschen unterworfen sind.  Eine solch abgehobene Weltfremdheit ist dramatisch angesichts der heutigen Lage, denn sie verstellt den Blick auf`s Wesentliche. Und den brauchen wir heute mehr denn je, um die Lage zu verbessern.

Utopia  Von Laura Gaida  25. August 2022

ZDF-Meteorologe Terli hält dagegen

„Die Natur ist radikal“ – das sagt ZDF-Meteorologe Özden Terli. Deshalb sei es nicht hilfreich, wenn sich Menschen auf ihre Freiheit berufen, wenn es etwa um das Einsparen von Wasser geht. Schließlich schreitet die Klimakrise voran.

Donnerstag, 25. August 2022

Die neue Mentalität des Verzichts bietet auch Chancen

 22.08.2022  |  VON ERNST HEBEKER  hier  im Südkurier

Auf einmal ist er wieder da: Der Verzicht. Krieg und Krisen aller Art, vor allem die Erwartung von Herbst und Winter im Zeichen des Energiemangels haben einen Begriff neu belebt, der lange nur noch auf evangelischen Kirchentagen oder in esoterischen Kreisen zu hören war. Die nicht gerade beliebte Vokabel hat gute Chancen, zum Wort des Jahres 2022 zu werden. 

Ob diese altbekannte Form der Enthaltsamkeit dadurch beliebter wird, hängt sehr von den Umständen ab. Es macht nämlich einen fundamentalen Unterschied, ob das Verzichten freiwillig erfolgt oder erzwungenermaßen. Alles hängt an der Frage der Freiheit. Der antike Diogenes hauste aus philosophischer Erkenntnis und freien Stücken glücklich in einer Tonne. Für Millionen in den Armenvierteln der Welt wird niemand behaupten, dass die Menschen dort freiwillig und zufrieden leben. Beides sind extrem unterschiedliche Formen von Verzicht. Er kann glücklich und frei machen, aber ebenso verzweifelt und bitter.

Der Politik scheint das nur allzu bewusst. Da niemand die reale Energie-Situation und die Härte des kommenden Winters vorhersehen kann, baut sie schon einmal vor. Sie versucht offenkundig, den Fokus auf Einsicht und Sinnhaftigkeit beim Energiesparen zu richten. Wenn Baden-Württembergs Ministerpräsident – noch dazu in glaubwürdigkeitssteigerndem, breitem Schwäbisch – dazu aufruft, beim Gasverbrauch zwanzig Prozent einzusparen, schwingt dabei ein starker Grundakkord mit: „Wir schaffen das“. In bester Harmonie dazu die beruhigenden Sentenzen des Bundeskanzlers, dass niemand allein gelassen werde. Zeitenwende für alle, auch bei Energie.

Daran ist im Prinzip nichts auszusetzen. Denn es stimmt ja: Die Ära des „höher, weiter, schneller“ brauchte in der globalen Dimension auch ohne Putins Krieg und Gasmangel längst einen Moment der Besinnung. Nicht nur beim Blick auf das Klima, auf nahezu allen Ebenen kann Verzicht auch als Chance begriffen werden, solange er nicht die Existenzgrundlagen berührt. Besonders schnell ist die Lektion in der arbeitsteiligen Wirtschaft verstanden worden. Dank der gestörten Lieferketten werden neuerdings wieder Vorräte angelegt, nachdem man den Betriebswirten jahrzehntelang erlaubt hatte, sie auf Kosten der Allgemeinheit auf die öffentlichen Straßen zu verlagern.

Damit aus der Krise eine Chance wird, muss sich Deutschland als Ganzes nicht nur auf dem Energiesektor von Tabus, Lebenslügen und Selbstblockaden befreien. Der britische „Economist“ hat uns gerade genüsslich den Spiegel vorgehalten. (siehe unten ein Bericht von RND dazu vom Sept.21)  Die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte von der Infrastruktur über die Bürokratie und Digitalisierung bis zur Außen- und Sicherheitspolitik sind bedrückend.

Auf dem Titel „Das neue Deutschland“ schlüpft der Bundesadler aus einem Ei. Verlangt wird nicht weniger als eine Neugeburt des „wichtigsten Landes in Europa“, das endlich eine seiner wirtschaftlichen Kraft und politischen Bedeutung würdige Rolle übernehmen solle. Als Außensicht mag das ein wenig übertrieben sein. Aber es zeigt das Entscheidende: Die Chance, wie aus Zeiten des Verzichts auch Neues, Besseres und Nachhaltigeres entstehen kann.

Der Autor war stellvertretender Chefredakteur dieser Zeitung und arbeitete zuletzt als Sprecher des Bundestags 

 Südkurier 23.8.22  hier

22.08.2022  |  VON WALTHER ROSENBERGER

KOMMENTARE: DIENSTWAGENPRIVILEG : Auf den Prüfstand!

Das Dienstwagenprivileg ist eine geniale Erfindung des Automobilstandorts Deutschland. Im Grunde funktioniert es so: Der Staat macht es Firmen finanziell schmackhaft, viele Dienstwagen anzuschaffen und diese seinen Angestellten auch für die Privatnutzung günstig zu überlassen. Das kurbelt den Absatz der meist hochpreisigen Modelle an, die ja überwiegend hierzulande hergestellt werden, und führt zu vollen Auftragsbüchern bei den Autobauern. Weil die Karossen nach kurzer Zeit im Gebrauchtwagenmarkt landen und dort von jedermann erworben werden können, profitiert eigentlich jeder. Leider hat sich das Konzept überholt. Denn es belohnt jene, die es sich eh leisten können, teure Autos zu fahren. Warum der Staat einem Selbstständigen seinen Edelschlitten mit sechsstelligen Beträgen finanzieren sollte, ist nicht vermittelbar. Der Staat darf so etwas nicht fördern. Stattdessen sollte er die Anreize so setzen, dass preisgünstige und umweltfreundliche Alternativen attraktiver werden.     

Umweltverbände fordern Reform der Dienstwagenbesteuerung

Handelsblatt hier  24.08.2022  dpa

Umweltorganisationen haben sich für eine grundlegende Reform der Dienstwagenbesteuerung ausgesprochen. Allein die Steuererleichterungen für besonders umweltschädliche Dienstwagen mit einem Ausstoß von mehr als 180 Gramm CO2 pro Kilometer kosteten den Staat 1,6 Milliarden Euro, ergab eine neue Analyse von Transport & Environment (T&E) Deutschland. Jeder zehnte neue Verbrenner-Dienstwagen sei ein emissionsintensiver Luxuswagen, so der Verband. Die Bundesregierung solle die Privilegien für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bei der Dienstwagenbesteuerung unverzüglich beenden.

Mittwoch, 24. August 2022

Auto - Traum - Land

 Krautreporter hier  09.08.2022 Leopold Pelizaeus

Mein zerplatzter Traum vom Autokauf

Ich habe Autos immer geliebt, aber wie kann ich eine eigene Karre heute noch moralisch rechtfertigen?

Früher wollte ich Journalist werden, um über Autos zu schreiben. Ich wollte alle zwei Wochen einen neuen Testwagen bei Porsche abholen und zu Presseveranstaltungen auf Rennstrecken in Spanien reisen. Ich wollte Erprobungsfahrten in der Arktis begleiten und mit Rallyefahrer:innen über Kurvengeschwindigkeiten und Reifenprofile fachsimpeln.

Mittlerweile betrachte ich Autos aus der Ferne, wie Nilpferde auf Safari. Alles, was ich mir in Fachzeitschriften angelesen und auf Automessen aufgesogen habe, kommt mir unnütz vor. Dass der Lamborghini Aventador Ultimae wohl der letzte mit dem legendären Colombo-V12-Motor ist, zum Beispiel. Dass die frühen Modelle des Ferrari Testarossa nur auf der Fahrertür einen Seitenspiegel haben. Oder dass die G-Klasse von Mercedes das einzige Auto ist, dessen Frontscheibe eine komplett flache Glasplatte ist. Die Ingenieur:innen dachten, wenn den Abenteurer:innen in der Wildnis die Scheibe springe, könnten sie einfach Fensterglas einsetzen.

Was soll ich heute mit diesem Wissen anfangen? Die Klimakrise ist unaufhaltbar und Umweltschutz-NGOs bezeichnen Autos als „Klimakiller”. Der Soziologe Klaus Gietinger nennt sie „Massenvernichtungswaffe“, er hält Autos gar für eine Droge.

Fest steht: Wir müssen unser Fahrverhalten drastisch ändern. Heute stehe ich vor einer Entscheidung, die ich nicht kommen gesehen habe: Kaufe ich mir überhaupt jemals ein Auto?

Grundwasser als „Umwelt-Zeitbombe“?

 Berliner Zeitung hier 21.8.2022

Auf dem Trockenen - Was Forscher dazu sagen

Versickert unser wertvolles Grundwasser?

Die Sommer werden heißer und trockener, und die Wasserdefizite unter unseren Füßen vergrößern sich. Welche Folgen hat das – und was kann man dagegen tun?

Lange Zeit war das Niveau des Grundwassers in Deutschland stabil. Was entnommen wurde, füllte sich auch wieder auf, über Niederschläge, mit Wasser aus Seen und Flüssen. Doch durch mehrere heiße und regenarme Jahre – vor allem seit 2018 – hat sich das geändert. Setzt sich dieser Trend fort, könnte künftig in manchen Regionen sogar die Trinkwasserversorgung, die sich zu drei Vierteln aus Grundwasser speist, gefährdet sein – wenn man sich nicht dagegen wappnet.

Innerhalb von 20 Jahren hat Deutschland 2,5 Milliarden Kubikmeter Wasser verloren – aus Böden, Vegetation, Gewässern und Grundwasser. Das entspricht etwa der Wassermenge des Bodensees, wie jüngst ein deutsch-amerikanisches Forschungsprojekt ergab. Grundlage waren Satellitendaten der Grace-Mission. Hier messen Satelliten mit höchster Präzision das Erdgravitationsfeld. Die Daten ermöglichen genaue Rückschlüsse auf die irdische Massenverteilung und ihre Veränderung – etwa durch den großflächigen Rückgang von Grundwasser-Reservoirs.

Vogel- und Klimaschutz: Rotmilan gegen Windrad, nächste Runde

Auch wenn man manchmal verzweifeln möchte angesichts des angesprochenen Dilemmas - es tut sich was und das macht mir wieder etwas Mut. Es wird sehr spannend werden, was die Studie von Life Eurokite am Ende wirklich aussagt. Und mit dem Vogelschutz erklärt sich wenigstens teilweise, weshalb man gelegentlich stehende Windräder beobachten kann, obwohl doch Wind geht.

Süddeutsche Zeitung hier  22. August 2022   Von Thomas Hummel

Damit der Bau neuer Rotoren nicht mehr so oft an dem Greifvogel scheitert, hat die Bundesregierung nun das Naturschutzgesetz geändert. Vogelschützer kritisieren die Regeln als zu lax. Dabei hat die Wissenschaft auf eine entscheidende Frage noch gar keine endgültige Antwort.

Gift von oben: Verseuchtes Regenwasser wird zum Problem

Die schlechten Nachrichten nehmen gar kein Ende mehr, wir haben es auf allen Ebenen auf die Spitze getrieben und müssen ganz akut umsteuern. Jetzt nur nicht den Kopf in den Sand stecken sondern hart daran arbeiten, damit es wieder besser werden kann!

 Gift von oben: Verseuchtes Regenwasser wird zum Problem (msn.com)

Bereitgestellt von TAG24  Simone Bischof 

Noch immer ist das massive Fischsterben in der Oder und weiteren Flüssen in Polen und Deutschland nicht zu Ende. In Brandenburg ermittelt inzwischen das Landeskriminalamt (LKA), bei unseren Nachbarn die Staatsanwaltschaft Wrocław (Breslau) wegen eines möglichen Umweltdelikts. Nun sorgen weitere Chemikalien für Aufsehen - im Regenwasser!

Es regnet Gift: Wissenschaftler aus Zürich und Stockholm haben sogenannte PFAS-Chemikalien in Regenwasser und Schnee nachgewiesen. Sie sind in Böden, Trinkwasser, Futtermitteln und in Gegenständen des täglichen Bedarfs nachweisbar: Sogenannte PFAS-Chemikalien. Laut der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA sind vor allem Fisch, Obst und Eier sowie daraus hergestellte Lebensmittelerzeugnisse damit belastet. Deklariert werden müssen sie nicht.

Wie das Schweizer Verbrauchermagazin Beobachter berichtet, schlagen nun die Forscher Alarm. Denn weltweit sei das Regenwasser mit PFAS verseucht. Vielerorts komme es sogar zu einem Überschreiten der Belastungsgrenze. Auch Schnee sei betroffen."Das globale Vorkommen von PFAS im Regenwasser zeigt, dass die Belastungsgrenze des Planeten für diese menschengemachten Substanzen überschritten ist", sagt Martin Scheringer, Forscher an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich.

Mission Energiewende in Indien | Solaranlagen auf Kanälen

Spannend welche Maßnahmen plötzlich umgesetzt werden können. Solange sich das auf künstliche Kanäle beschränkt ist es sicherlich auch im Sinne des Wassersparens sehr sinnvoll. In natürlichen Gewässern möchte ich das aber bitte nicht auch noch haben.

Podcast in Detektor.fm  hier  23.08.2022

Solaranlagen auf Kanälen liefern grünen Strom und schützen gleichzeitig durch die Abdeckung auch das Wasser unter ihnen, denn es verdunstet weniger. Was hat es mit der Technik auf sich?

Solaranlagen auf Kanälen

Die Idee hatten schon viele vor ihnen, aber Indien ist das erste Land weltweit, das es umgesetzt hat, sagt Brandi McKuin von der University of California, Merced. Vor zehn Jahren haben Ingenieurinnen und Ingenieure im indischen Bundesstaat Gujarat die erste Solaranlage über den Narmada-Kanal gebaut. Sie wollten damit grünen Strom produzieren und gleichzeitig das Wasser des Kanals schützen. Denn durch die Abdeckung mit Solarmodulen verdunstet weniger Wasser. Weil das Wasser die Anlagen außerdem von unten kühlt, arbeiten sie effektiver als Anlagen auf dem flachen Land oder auf Dächern. Einer der Hauptgründe, Solaranlagen über Kanäle zu bauen, ist jedoch der Platzmangel. Denn Land ist teuer und rar.

Damit wird sich auch die Einspeisung wieder lohnen

Stuttgarter Zeitung  hier  Wirtschaft: Eva Drews

Das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz sieht höhere Einspeisevergütungen für neue Photovoltaikanlagen vor.    

Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise erfreuen sich Photovoltaikanlagen seit Monaten einer großer Nachfrage. Diesen Boom will die Bundesregierung weiter befördern und hat deshalb zum Halbjahr die Förderbedingungen für Solaranlagen zur Stromerzeugung verbessert.

In den vergangenen Jahren lohnte es sich für deren Besitzer kaum, den Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen, weil die so genannte Einspeisevergütung hierfür zu niedrig war. Eigenverbrauch war die Devise. Das hat sich nun geändert: Seit 30. Juli gelten für die Einspeisung von Solarstrom höhere Sätze. Für die Kilowattstunde Sonnenstrom gibt es bis zu 13,4 Cent und das 20 Jahre lang.

Dienstag, 23. August 2022

Klimawandel: Zu wenig Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden

nicht nur bei uns ein Thema, auch in Norddeutschland. Dort gibt es zumindest mehr Windkrafträder als bei uns.

 NDR  hier

Stand: 23.08.2022 

Auf öffentlichen Gebäuden könnten viele zusätzliche Photovoltaik-Anlagen installiert werden, um damit Solarenergie zu erzeugen. Doch zu oft scheitert der Ausbau bisher an Bürokratie und Finanzierungsproblemen.

von Nils Naber

Bisher ging es zunächst darum, den Klimawandel aufzuhalten. Die Energieerzeugung sollte deshalb langfristig möglichst ohne den Ausstoß von CO2 erfolgen. Doch seit Februar, seit Beginn des Krieges in der Ukraine, geht es vor allem um Energieunabhängigkeit. Bundesfinanzminister und FDP-Chef Christian Lindner sprach sogar von Wind- und Solarstrom als "Freiheitsenergien", die es nun auszubauen gelte, um Deutschland weniger abhängig von Energieimporten zu machen.

Die meisten öffentlichen Dächer sind ungenutzt

Landgericht hebt Urteil auf

Heute vor dem Landgericht:

Das LG Ravensburg hebt ein Urteil des Amtsgerichts Ravensburg auf und spricht die Aktivistin frei.
2 AktivistInnen hatten im März 2021 kurzfristig das Kultur-und Kongresszentrum bestiegen und ein Banner ("Stoppt den Klimahöllenplan") gehisst. Das ist, so das LG, keine öffentliche Versammlung, die angemeldet hätte werden müssen.

Montag, 22. August 2022

Streit zwischen Klimaaktivist*innen und Olaf Scholz erreicht das Stuttgarter Amtsgericht

Pressemitteilung vom 23.08.2022:

Bundeskanzler Scholz verglich Klimaaktivismus mit dem Nationalsozialismus, nachdem Klimaaktivist*innen seine Aussage zur Kohleenergie unterbrachen. Jetzt droht einem der beteiligten Aktivisten, Simon Helmstedt, ein Gerichtsverfahren.

Vor wenigen Tagen erhielt Helmstedt eine Vorladung zum Amtsgericht Stuttgart. Dort wird am 07.09.2022 ab 12:30 Uhr über die Vorwürfe Hausfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und fahrlässige Körperverletzung verhandelt. Es geht um einen Streit auf dem Katholikentag.

Eine weitere Aktion des Angeklagten wird an dem Tag noch mit verhandelt. In dieser hat er mit zwei anderen Aktivist*innen den  höchsten Kran der "Stuttgart 21"-Baustelle kurzzeitig besetzt.

"Kohle oder Atomkraft" – eine deutsche Geisterdebatte

Heise  hier   

Nicht einmal die AKW-Betreiber wollen längere Laufzeiten. Kohle? Dann lieber gleich auf den kompletten Umstieg setzen. Ein Kommentar.

Kleinere Wohnung statt größerem Eigenheim

Schwäbische Zeitung  hier  Von Claudia Kling   Berlin

In Deutschland wächst seit Jahren die durchschnittliche Wohnfläche pro Person - Bauministerin Geywitz hält das für ein Problem

Das Eigenheim. Danach sehnen sich viele Menschen, die es sich irgendwie leisten können. Die Vorzüge liegen auf der Hand: Viel Platz, ein bisschen Grün drumherum, etwas Abstand zu den Nachbarn. Doch in der Politik baut sich eine Front gegen allzu großzügige Wohnformen auf, auch Bauministerin Klara Geywitz (SPD) hat darüber eine Debatte angestoßen. Dabei geht es ihr nicht (nur) um die Versiegelung von Böden, ihr geht es auch um den Energieverbrauch - und somit um die Klimaschutzziele der Bundesregierung. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Was hat Wohnfläche mit Klimaschutz zu tun?

Überschwemmungen und Hochwasser in Vorarlberg

Schwäbische Zeitung hier   Ronja Straub  22.8.22

Rekordwerte in Vorarlberg: Noch nie hat es in Bregenz in so kurzer Zeit so viel geregnet wie am Freitag. Unterführungen liefen über, Straßen waren gesperrt und Häuser geflutet. Nur weniger Kilometer weiter blieb es ruhig: In Lindau gab es keine Überschwemmungen. ..

Obwohl die Wetterdienste auch für den Landkreis Lindau starker Regen vorhergesagt und die höchste Unwetterwarnstufe ausgerufen hatten: Lindau hatte Glück. Es regnete am Freitagabend zwar auch viel, aber lange nicht so viel wie in Bregenz und in ganz Vorarlberg.

Am Reutiner Bahnhof kam es zwar zu Ausfällen: Züge nach Österreich und in die Schweiz fuhren teilweise nicht. .... Doch weder die Lindauer Feuerwehr noch die Wasserwacht mussten zu Einsätzen ausrücken.

Dass es in Lindau keine Überschwemmungen gab, liegt zum einen daran, dass es auf deutscher Seite deutlich weniger geregnet hat. Nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) fielen am Freitag in Vorarlberg stellenweise 200 Liter Niederschlag je Quadratmeter. In Lindau nur zwischen 40 und 50 Liter.

Dass es in Vorarlberg so viel geregnet hat, begründet Wetterexperte Lukas Alton vom Wetterring Vorarlberg damit, dass die Wolken aufgrund der hohen Temperaturen mit viel Wasser „gesättigt“ waren. Und die hätten sich dann alle entladen.  Das Tiefdruckgebiet, das für den starken Regen gesorgt hatte, habe sich am Nachmittag gedreht – und Lindau nicht mehr erwischt. Da komme es auf wenige Kilometer an, so der Wetterexperte. ....

Riesenerfolg oder Riesenpleite?

 hier im Südkurier  15.08.2022  |  VON DOMINIK DOSE

NEUN-EURO-TICKET Erfolg ausbauen

Misserfolge umdeuten, Probleme kleinreden, das sind ohne Fragen politische Kernkompetenzen.
Womit sich die Regierenden offensichtlich deutlich schwerer tun: Erfolge als solche wahrzunehmen und sie entsprechend auszubauen. Anders ist das Rumgeeiere um die Nachfolge des Neun-Euro-Tickets kaum zu erklären.

Sehr viele Menschen haben das Ticket gekauft, es genutzt und ja, manche sind sogar einfach zum Spaß damit gefahren. Was groteskerweise gegen den Günstigtarif verwendet wird – also ob es etwa der Umwelt schaden würde, wenn ich mich aus Gaudi in einen Zug setze. Wie viele tatsächlich schädliche Sinnlos-Fahrten durch die tankrabattierten Spritpreise verursacht worden sind, das verschweigt man lieber. Und ja, natürlich hat die Bahn Defizite, die nun deutlich geworden sind. Aber dann müssen wir die beheben – und mit einem zwar nicht ebenso günstigen, aber doch weiterhin leistbaren Bus-und-Bahn-Ticket jedem den Zugang zu umweltfreundlicher Mobilität offenhalten. 

52 Grad auf dem Asphalt: Wie Städte künftig gebaut sein müssen, um mit der Hitze umgehen zu können

 NZZ  hier   Oliver Camenzind (Text) und Christoph Ruckstuhl (Bilder) 

Die Sommer werden heisser. Damit die Städte nicht zu Brutöfen werden, braucht es mehr Grünflächen. Trotzdem werden wir auch künftig nicht inmitten von Bäumen leben.

So wie bisher wird man in Zukunft keine Städte mehr bauen können. In der Europaallee, einer Geschäftsmeile direkt beim Zürcher Hauptbahnhof, ist sofort klar, warum: Es ist hier viel zu heiss. Selbst an einem Tag mit verhältnismässig angenehmer Lufttemperatur von 26 Grad Celsius wärmt sich der Boden auf 42 Grad auf. Und diese Hitze strahlt ab.

Der Landschaftsarchitekt Daniel Keller steht schwitzend in der prallen Sonne, zeigt den Wert auf dem Display seines Messgeräts und schüttelt den Kopf. Bei 30 Grad Lufttemperatur hat er auf dem Asphalt der Europaallee  (fertiggestellt 2020) schon 52 Grad gemessen. «Und jetzt stellen Sie sich mal vor, wie das ist, wenn die Luft 37 Grad hat. Dann können Sie sich hier nicht mehr aufhalten. Unmöglich.»

Der Städtetag wirbt für die Energiewende

 hier

Baden-Württemberg geht vom Gas - Klimaschutz in Krisenzeiten voran bringen 

Stuttgart. Der Städtetag wirbt für ein gemeinsames Vorgehen zum Energiesparen – die Kommunen wollen mit gutem Beispiel vorangehen. Eine besondere Rolle soll den Stadtwerken zukommen.
 

Europas Lebensmittelbranche verfehlt Plastikziele

 DW Exklusiv  hier

Zwei Drittel aller Ziele, Plastikmüll zu reduzieren, scheitern oder werden fallen gelassen. Das zeigt eine exklusive DW-Recherche. Eine konsequentere Umweltpolitik könnte helfen, das Problem zu lösen.

Illustration: Die Hand einer Person im Anzug hält einen Pinsel. Sie bestreicht Flaschen und Becher aus Plastik mit grüner Farbe.

Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie gehört zu den größten Plastikverschmutzern der Welt – und bricht regelmäßig ihre Versprechen, Verpackungsmüll zu reduzieren.

Sonntag, 21. August 2022

Haben Windkraftanlagen Einfluss auf unser Wetter?

MDR Wissen   hier   16. August 2022,von Jennifer Schollbach

Windkraftanlagen sind ein zentrales Element für die Energiewende, aber sie stehen auch immer wieder in der Kritik, Landschaften zu verschandeln, ineffektiv zu sein und unser Klima und das Wetter zu beeinflussen. Sie sollen sogar dafür sorgen, dass es in bestimmten Regionen nicht mehr regnet, weil die Wolken durch die Windräder davon abgehalten werden weiterzuziehen. Was ist da dran?

Blick ins Unterallgäu: Kommunen nehmen bei der Wärmeversorgung eine Schlüsselrolle ein

Merkur  hier StartseiteBayernAugsburg & SchwabenKurier Memmingen

Erstellt: 20.08.2022, Von: Michaela Breuninger

Unterallgäu - Welche Alternativen gibt es zu Gaslieferungen aus dem Ausland? Kürzlich hat die Fachstelle für Klimaschutz am Landratsamt Unterallgäu im Rahmen der Wärmeoffensive eine vierteilige Veranstaltungsreihe angeboten mit dem Schwerpunkt Wärmenetze.

Teilnehmer waren vor allem Kommunalpolitikerinnen und -politiker, Energieteam-Mitglieder, Energieversorger, Energiegenossenschaften und potenzielle Wärmelieferanten, heißt es dazu in einer Pressemeldung. Stefan Kreidenweis vom Bayerischen Landesamt für Umwelt stellte Alternativen zu Öl und Gas vor: Eine Möglichkeit sei die grundstückbezogene Wärmeversorgung, zum Beispiel mit Solarthermie, einer Holzheizung oder einer Wärmepumpe, die die Wärme aus Luft, Erdreich oder Grundwasser nutze. Eine andere Lösung sei eine leitungsgebundene Wärmeversorgung über ein Wärmenetz. Die Wahl eines erneuerbaren Energieträgers für die Heizung sei aber nur ein Baustein zur Wärmewende. Die größte Einsparung an Energie, CO2 und Heizkosten lasse sich mit einer energetisch hochwertigen Gebäudehülle erreichen, so Kreidenweis.

„Wie kann es sein, dass ihr nicht mitbekommt, was hier passiert?“

 Psychologie heute hier   Von    09. Aug 2022

Die britische Psychoanalytikerin Sally Weintrobe sieht unsere Kultur als Motor für unseren achtlosen Umgang mit dem Klima – und uns selbst.

Frau Weintrobe, wenn ich über das Thema Klimawandel nachdenke, fühle ich mich gefangen und überwältigt. Wir müssten so dringlich so viel ändern und tun es oftmals doch nicht. Wie gehen Sie persönlich mit diesem Zwiespalt um?

Ich fühle mich manchmal auch überwältigt. Wenn man die Nachrichten verfolgt, kann das sehr aufwühlend sein, und in mir löst das alle möglichen, schwer zu verarbeitenden Gefühle aus. Ich spreche viel mit anderen Menschen, um damit zurechtzukommen. Manchmal lasse ich die Überwältigung auch einfach zu – dann geht es meistens vorüber.

Warum fällt es vielen von uns so schwer, sich mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen?

Ein natürlicher Impuls ist einfach, sich davon abzuwenden – weil das Thema so beängstigend und lebensbedrohlich ist. Wenn wir erkennen, wie stark unser Klima jetzt beschädigt ist und wie sehr wir mit unserer gegenwärtigen Art zu leben dazu beitragen, ist es absolut gesund und normal, sich tieftraurig zu fühlen, wütend und schuldig. Wie konnten wir nicht bemerken, was passiert?

Fahrgastverband Pro Bahn sauer wegen Zugausfällen

 hier  18.08.2022  |  VON BENJAMIN SCHMIDT im Südkurier

Mitten in den Sommerferien fallen wichtige Zugverbindungen aus. Schuld daran seien Personalausfälle, Materialschäden sowie Probleme in der Infrastruktur, lautet die Begründung von Verkehrsministerium und Verkehrsbetrieben. Betroffen sind vor allem die Linien von Friedrichshafen nach Ulm, von Aulendorf nach Kißlegg sowie von Aulendorf nach Ulm. Ministerialdirektor Berthold Frieß gibt sich zerknirscht: „Dass das so nicht weitergehen kann, ist allen klar.“

Dieser Meinung ist auch Stefan Buhl, Mitglied Fahrgastverband Pro Bahn und Vorsitzender Regionalverband Bodensee-Oberschwaben. Allerdings hält er Frieß’ Aussage für ein Lippenbekenntnis. Hoffnung, dass sich bald etwas ändert, hat er nicht. „Man kann doch nicht alle Ausfälle mit Krankenständen des Personals begründen“, ätzt Buhl gegen die Bahn. „Die Corona-Ausrede wird langsam einfach albern.“

Redet sich die Bahn aus hausgemachten Problemen heraus? Ganz so einfach ist es nicht. Auch andere Betriebe leiden derzeit unter Personalausfällen. Zuletzt gaben die Kliniken in Überlingen und Friedrichshafen bekannt, geplante Behandlungen verschieben zu müssen – eben wegen des hohen Krankenstandes beim Personal. Die Fluglinie Corendon sagte Flüge am Bodensee-Airport ab. Das weiß auch Buhl. „Natürlich fehlt überall Personal.“ Doch er hätte sich gewünscht, dass sich die Verantwortlichen bei der Bahn darauf vorbereiten: „Schon vor Corona war die Personaldecke hauchdünn.“ Auch im Verkehrsministerium wurde der Handlungsbedarf erkannt. In einer Mitteilung ist die Ankündigung zu lesen, man wolle für Herbst die Anzahl der Beschäftigten aufstocken. „So wird einer möglichen Herbstwelle mit erneut hohen Krankheitsständen vorgebeugt“, heißt es im Schreiben.

Eine Bahn-Sprecherin verwies auf Anfrage darauf, dass nicht nur Lokführer oder Zugbegleiter gebraucht werden. Gründe für die gestrichenen Verbindungen seien auch Lücken beim technischen Personal, etwa zur Wartung von Zügen. Derzeit gebe es Ausfälle in der Werkstatt in Ulm. Dort werden auch Maschinen und Wägen gewartet, die am Bodensee unterwegs sind.

Stefan Buhl stellt in Richtung Politik eine Forderung, die über die Anzahl der Beschäftigten hinausgeht. „Was wir von Pro Bahn uns wünschen, ist ein konsequenter Ausbau der kompletten Infrastruktur.“ Das bedeute mehr Züge, aber auch eine Stärkung des Schienennetzes. „Schon seit Jahren warten wir auf einen Ausbau der Bodenseegürtelbahn. Doch noch immer hat sich an dieser Front wenig getan“, moniert Buhl.