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Lastenräder können in den Innenstädten den Verkehr erheblich entlasten.
Eine Förderung der teuren Bikes ist sozial gerecht. Dafür müssen andere
Subventionen wegfallen.
Das Fahrrad hat in den vergangenen Jahren enorm an Popularität gewonnen.
Besaßen die Deutschen vor zehn Jahren noch rund 69 Millionen Fahrräder,
sind es inzwischen schon knapp 80 Millionen. Mehrere Millionen Menschen
mehr sind also zumindest teilweise auf den Sattel umgestiegen. Ein
Fahrzeugtyp liegt derzeit besonders im Trend: das Lastenrad. Nicht nur
Paketdienste haben die Räder mit vorgelagertem Stauraum für sich entdeckt.
Auch immer mehr Familien schaffen sich ein solches Fahrzeug an. Sei es,
um damit die eigenen Sprösslinge in den Kindergarten zu bringen oder
den Wochenendeinkauf bequem nach Hause zu transportieren.
Allerdings sind
Lastenräder keineswegs günstig. Für ein einfaches Rad werden mindestens
2.000 Euro fällig. Greift man zur elektrisch unterstützen Variante,
können es auch schnell 5.000 Euro und mehr sein. Dennoch wurden laut
Zweirad-Industrie-Verband vergangenes Jahr in Deutschland über 100.000
Lastenräder verkauft, vor allem in Großstädten. Denn dort können die
Räder in vielen Fällen das Auto komplett ersetzen. Mittlerweile bieten
zahlreiche Anbieter die Lastenräder auch im Sharing-Modell an, was die Kosten für Nutzende deutlich reduziert.
Kaufprämien für Lastenräder sind verpönt, aber der Diesel-Motor wird weiter gefördert
Im Gegensatz zu Autos
werden Lastenfahrräder bundesweit aber nicht gefördert. Es gibt zwar
einige Kommunen, welche den Kauf finanziell unterstützen. Doch diese
Angebote gelten oft nur für Unternehmen, nicht für Privatpersonen. Auch
die im Moment viel diskutierte Idee der Grünen, den Kauf eines
Lastenrads mit 1.000 Euro zu fördern, ist umstritten. Einige Parteien
sprechen sich vehement gegen eine Förderung aus. Warum eigentlich?
Schaut man auf die
Förderung für den privaten Autoverkehr, findet man viele Beispiele für
staatliche Subventionen. E-Autos werden gefördert, um den
Preisunterschied zu den Verbrennern auszugleichen. Seit Jahrzehnten
leisten wir uns zudem den Luxus, jährlich mit sieben Milliarden Euro die
günstigen Preise des Diesels zu subventionieren. Obwohl seit Jahren
klar ist, dass der Dieselmotor zu den schlimmsten Umweltsünden überhaupt
gehört.
Die Liste der
subventionierten Industriesektoren in Deutschland, die dem Klima eher
abträglich sind, ist sehr lang. Von der Förderung der Kohle, über die
Luftfahrt bis hin zum Ausbau von Autobahnen. Aktuell wird in Berlin zum
Beispiel gegen viel Widerstand die Verlängerung der Autobahn A100 durch
Stadtgebiet durchgesetzt, obwohl selbst der Berliner Senat den Ausbau
nicht mehr als notwendig erachtet. Ähnlich wie beim Protest gegen eine
mögliche Förderung beim Kauf von Lastenrädern offenbart sich hier ein
gefährlicher Denkfehler.
Völlig falsche Prioritäten
Viele Politikerinnen
und Politiker sowie Verwaltungen vertreten immer noch die Überzeugung,
dass das Auto bei der Planung der Mobilität im Vordergrund stehen müsse.
Fußgänger oder Fahrradfahrer sind bislang nur Randerscheinungen in der
Verkehrspolitik. Dabei sieht die Realität komplett anders aus.
Autofahrer stellen in Städten nicht die Mehrheit; es sind Fußgänger,
Fahrradfahrer und die Nutzer des ÖPNV. Und dennoch nimmt das Auto den
meisten Platz in den Städten ein. Und sorgt für die größten Probleme
beim Umweltschutz.
Angesichts von
diversen Alternativen in den meisten Großstädten in Deutschland gibt es
kaum noch Argumente, die die Bevorzugung des Autos rechtfertigen.
Carsharing kann das private Auto dann ersetzen, wenn das Fahrrad oder
der ÖPNV nicht ausreichen. Ridesharing und Ridehailing schaffen weitere
Optionen für eine schnelle Mobilität ohne Wartezeit. Lastenfahrräder,
mit oder ohne E-Antrieb, füllen die Lücke für den Transport auf der
Kurzstrecke.
Folgerichtig kann es
daher nur eine Lösung geben: Die milliardenschweren Subventionen für den
Diesel müssen gestrichen und vollständig auf eine Kaufprämie für
Lastenräder umgeschichtet werden. Es gibt schlichtweg keinen Grund,
weiter eine umweltschädliche Technologie zu fördern, deren Ende von
vielen Autoherstellern schon für die nächsten Jahre beschlossen wurde.
Wir müssen in Technik investieren, die auch wirtschaftlich eine Zukunft
hat. Lastenräder gehören zweifellos dazu – und mit ihnen die zahlreichen
Hersteller und Anbieter.
Auch in News.de beschäftigt man sich mit dem Thema hier
"Nehmt mal das Brett vorm Kopf weg":
Twitter-Community teilt gegen Lastenrad-Kritiker aus
"Gegen Lastenrad wettern aber 6000 € für einen winzigen E-Motor im Hybrid verbaut geht in Ordnung? Nehmt mal das Brett vorm Kopf weg", wettert ein Nutzer gegen alle Kritiker. "Echt niedlich wie im Autoland Deutschland der Blutdruck auf 180 geht, wenn ein Lastenrad mit 1000€ Steuergeld gefördert werden soll. Das sind die gleichen Leute, die 6000€ "Umweltbonus" für Tesla & Co vollkommen angemessen finden", zeigt sich ein Mann über die Kritik an der Lastenradförderung entsetzt.