Klimawandel in der Stuttgarter Zeitung hier 28.06.2022 Von Fabian Kretschmer
Fluten und Hitzewelle: Das Land wird gleich von zwei Naturkatastrophen heimgesucht. Die Regierung versucht, mit Rekordinvestitionen in erneuerbare Energien der Klimazerstörung die Stirn zu bieten.
In China lässt sich dieser Tage beobachten, auf welch unterschiedliche Weise die Natur wüten kann: Im Süden des Landes reißen sintflutartige Überschwemmungen ganze Städte aus dem Boden, mehrere Hunderttausend Menschen mussten bereits ihre Wohnungen verlassen. Zur gleichen Zeit kommt es im Norden des Landes zu einer derart radikalen Hitzewelle, dass der Asphalt vollständiger Straßenzüge wie nach einem Erdbeben aufgebrochen wurde. Kein Wunder: In einigen Wetterstationen wurden zeitweise bis zu 70 Grad in der Nachmittagssonne gemessen.
Extremwetter wird plötzlich normal
Der Klimawandel ist in vielen Teilen der Welt zu spüren, doch in China artet er bereits jetzt zur existenziellen Bedrohung für Hunderte Millionen Bewohner aus. Die Fluten, die seit jeher mit dem Hochsommer einhergehen, treten immer häufiger und stärker auf. Gleichzeitig leiden die ariden Landesteile im Norden und Westen unter zunehmend anhaltenden Dürreperioden. Alle Studien deuten darauf hin, dass die Extremwetterlagen immer mehr zur Normalität werden.
Noch lassen sich die wirtschaftlichen Schäden der diesjährigen Unwetter-Saison nicht beziffern. Doch laut Angaben der staatlichen „Volkszeitung“ sind bereits über hundert Flüsse im Süden des Landes übergelaufen und ist das öffentliche Leben in Dutzenden Städten zum Erliegen gekommen: Schulen mussten geschlossen, der öffentliche Nahverkehr suspendiert werden. Allein in der südchinesischen Provinz Guangdong sind über 1700 Gebäude unter den Fluten zusammengebrochen und 30 Hektar an Ernteflächen vernichtet worden.
Die höchsten Niederschläge seit einem halben Jahrhundert
Die Staatsmedien schreiben bereits von den höchsten Niederschlägen seit über einem halben Jahrhundert. Dabei wurde das Land erst im letzten Sommer von einer Flut heimgesucht, die laut statistischen Berechnungen nur einmal alle tausend Jahre stattfinden sollte: In der zentralchinesischen Metropole Zhengzhou fielen in wenigen Stunden die Regenmassen eines durchschnittlichen Halbjahrs. Die Fluten stiegen derart schnell, dass Menschen in den U-Bahnzügen in den Schächten ertranken. Knapp 400 Menschen kamen laut offiziellen Angaben ums Leben, die Dunkelziffer dürfte höher liegen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen