Mittwoch, 22. Juni 2022

Klimaneutrale Luftfahrt

 Heise online  hier  21.06.2022 Von  Andreas Wilkens

Bundesregierung beschreibt den Weg zum sauberen Fliegen

Die Entwicklungszyklen in der Luftfahrt seien lang, meint das Wirtschaftsministerium. Da müssten nun die Hebel für klimaneutrales Fliegen umgelegt werden.

Die Luftfahrt soll möglichst schnell klimaneutral werden. Wie das am besten gelingen könnte, haben die Bundesministerien für Wirtschaft und Verkehr nun in einem gemeinsamen Arbeitspapier vorgestellt. Darin geht es um effizientere Flugzeuge, neue Antriebe und nachhaltige Kraftstoffe und auch die Infrastruktur am Boden.

Als strategisches Ziel aus gibt die Bundesregierung das "klimaneutral hergestellte, betriebene und gewartete Flugzeug". Wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, sollen mit Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer die Produktion und Einsatz von strombasierten Flugkraftstoffen sowie für Forschung, Entwicklung und Flottenmodernisierung im Luftverkehr finanziert werden. Daraus könne sich ein "Boost für die klimaneutrale Luftfahrt" ergeben, wie sich die Bundesregierung ausdrückt.

Die Regierung will Industrie und Luftfahrtforschung helfen, die Effizienz von Flugzeugen, ihrer Komponenten und des Luftfahrtsystems voranzutreiben, klimaneutrale Antriebsstränge auf Wasserstoffbasis zu entwickeln und Hersteller und Zulieferer zu fördern, die sich daran beteiligen.

PtL-Kerosin für nachhaltigeres Fliegen

Da der Luftverkehr aber insbesondere auf Langstrecken auf absehbare Zeit auf Flüssigkraftstoffe angewiesen sein werde, seien Sustainable Aviation Fuels (nachhaltigen Flugtreibstoffen) wichtig, insbesondere PtL-Kerosin, ein E-Fuel, der per Elektrizität aus CO₂ gewonnen wird. Es soll mit einer "ambitionierten Quote" beigemischt werden. Die Kostendifferenz zu herkömmlichen Flugkraftstoffen soll ausgeglichen werden, beispielsweise über den Europäischen Emissionshandel. Die Forschung und Entwicklung von SAF beispielsweise in Pilotanlagen würden gefördert, so auch Produktionsanlagen in industriellem Maßstab, schreibt die Bundesregierung.

Flughäfen hätten bereits dazu beigetragen, die Treibhausgasemissionen zu senken.
Die Bundesregierung will nun den klimafreundlichen Flughafenbetrieb verstärkt unterstützen, beispielsweise sollen klimafreundliche Bodenstromanlagen gefördert werden; das gilt auch für Initiativen zum Ausbau der Elektromobilität auf dem Vorfeld sowie der Ladeinfrastruktur für Beschäftigte und Kundschaft auf den Parkplätzen und in Parkhäusern.

Auf Flughäfen könnten bisher nicht genutzte Flächen für Photovoltaik erschlossen werden. Die Bundesregierung will dabei helfen, die Potenziale zu erfassen und offene Fragen zu Sicherheit und Umweltverträglichkeit zu klären.

"Noch vor der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA, die morgen hier in Berlin beginnt, machen wir deutlich, dass die Bundesregierung die Transformation zur Klimaneutralität in der Luftfahrt entschlossen angeht – und das im engen Schulterschluss über alle beteiligten Ressorts", erläuterte Luft- und Raumfahrtkoordinatorin Anna Christmann aus dem Wirtschaftsministerium. "Die Entwicklungszyklen in der Luftfahrt sind lang, sodass wir jetzt die Schalter umlegen müssen."


Spiegel hier 21.06.2022  hier

KlimaschutzNachhaltige Treibstoffe würden Atlantikflug nur um 36 Euro verteuern

Wird Fliegen in Zukunft nur noch für Reiche erschwinglich sein? Nein, lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie. Selbst nach einer Umstellung auf nachhaltige Treibstoffe würden Flugreisen nur unwesentlich teurer werden.
Der Einsatz nachhaltiger Treibstoffe in Flugzeugen würde das Fliegen laut einer Studie nicht über die Maßen verteuern. Die Beimischung solcher Sustainable Aviation Fuels (SAF) werde die Treibstoffkosten für Fluggesellschaften im Vergleich zu rein fossilem Kerosin pro Tonne bis zum Jahr 2038 voraussichtlich um bis zu 16 Prozent erhöhen, wie aus am Dienstag veröffentlichten Berechnungen des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PwC und seiner Strategieberatung »Strategy&« hervorgeht. Kerosin werde durch die CO₂-Besteuerung allerdings ebenfalls teurer. Würden die Mehrkosten für SAF vollständig an die Passagiere weitergegeben, läge der Aufschlag für einen Flug von München nach New York demnach bei etwa 36 Euro....
Das Problem sind die Produktionskapazitäten

Als größtes Hindernis bei der Umstellung auf SAF gelten bisher die verfügbaren Mengen. In Europa liege ihr Anteil im Einsatz bei weniger als einem Prozent, heißt es in der Studie. Die Autoren spielen darin zwei Szenarien durch, in denen der Anteil von SAF bis zum Jahr 2035 entweder auf 20 oder auf 32 Prozent steigt. Für das Jahr 2050 sehen sie je nach Szenario einen Anteil von 63 und 75 Prozent vor. Dabei könnten SAF noch bis in die 2040er-Jahre hinein mehr kosten als fossiles Kerosin.

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