Spiegel hier
Klimawandel in Ballungsräumen
In Städten wird das Klima durch Bäume erheblich beeinflusst – stärker noch als durch Parks oder einfache Grünanlagen, fanden Forscher heraus. Das liegt an zwei wichtigen Mechanismen.
Grün wird sie sein, die Stadt der Zukunft – da sind sich die Planer sicher. Mehr natürliche Flächen sollen den urbanen Räumen nicht nur Charme verleihen, sondern im Angesicht des Klimawandels wichtige Funktionen erfüllen. Beispielweise soll das Regenwasser in sogenannten Schwammstädten versickern.
Wissenschaftler der Universität ETH Zürich haben sich nun angeschaut, wie diese Oasen idealerweise gestaltet sein sollten. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis: Bäume in der Stadt sorgen für mehr Kühlung als Grünflächen. Das liegt jedoch nicht nur daran, dass die Gewächse Schatten spenden. Der größere Kühlungesseffekt entsteht vor allem durch Verdunstung, schreibt das Team um den deutschen Geoökologen Jonas Schwaab. Bei städtischen Grünflächen mit Rasen oder Blumen sei der Kühleffekt zwei bis viermal geringer als bei Flächen mit Bäumen. »Parks mit Bäumen haben tagsüber in ganz Europa einen deutlich höheren Kühlungseffekt als Parks ohne Bäume«, so Schwaab.
Anders als bei anderen Studien zum Einfluss der Vegetation auf die Temperatur haben die Forschenden eine große Region betrachtet. Sie werteten Daten zu 293 europäischen Städten aus, um den Einfluss der Vegetation auf Temperaturen in unterschiedlichen Breitengraden zu sehen. Darunter waren 36 deutsche Städte, von Lüneburg bis Passau. Die Messungen der Oberflächentemperatur stammten von Satelliten. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift »Nature Communications«.
Der Unterschied zwischen Grünflächen mit und ohne Bäumen ist demnach in allen europäischen Regionen deutlich zu sehen. Das liegt unter anderem daran, dass Bäume durch tiefgründige Wurzeln mehr Wasser aufnehmen und verdunsten können. Vor allem während heißer und trockener Perioden haben Bäume dadurch einen größeren Kühlungseffekt als Grünflächen ohne Bäume.
Der Temperaturunterschied ist besonders groß zwischen Baumflächen und bebauten Flächen. In Mitteleuropa, also etwa in Deutschland, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden oder Belgien, sind mit Bäumen bewachsene Flächen acht bis zwölf Grad kühler, sagte Schwaab. Er betont, dass es sich um Oberflächentemperaturen handele, in bodennaher Luft sei der Temperaturunterschied deutlich geringer.
In Südeuropa ist der Unterschied zwischen Baumflächen und bebauten Flächen kleiner, wie Schwaab sagte. Das liege unter anderem daran, dass die Böden dort weniger feucht sind als in Mitteleuropa und Bäume dadurch eher weniger verdunsten. In südlicheren Gefilden kommt der Kühlungseffekt durch Schatten dagegen stärker zum Tragen. Erst wenn die Bäume bewässert werden, sind die Auswirkungen durch Verdunstung wieder entsprechend groß.
Die Studie lässt aber keine präzisen Vergleiche zwischen einzelnen Städten und deren Einfluss der Begrünung auf die Temperaturen zu, meint Schwaab. Dafür müssten präzisere Messungen in einzelnen Stadtteilen vorgenommen werden. Die zugrunde gelegten Informationen über den Baumbestand erfassten laut Studie keine einzelnen Baumreihen oder versprengt stehende Bäume. Die Satellitenmessungen erfolgten zudem praktisch nur bei wolkenlosem Himmel.
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