Wieviel Erneuerbare Energie kann man wohl für 550 Milliarden Euro in Frankreich bekommen?
Spiegel hier 14.06.2022
Mehrheit g egen Klimalabel für Atomkraft und Gas
Parlamentarier in Brüssel stimmen in einer Ausschusssitzung dagegen,
dass Erdgas und Atomkraft als klimafreundlich gelten darf. Schon Anfang
Juli könnte von der Leyens Vorschlag endgültig kippen.
Es war eine kurze aber spektakuläre Sitzung : Am Dienstagmittag um kurz nach 12 Uhr sprachen sich die
Mitglieder des Umwelt- und Wirtschaftsausschusses mehrheitlich gegen die
Aufnahme von Gas- und Atomkraft in die sogenannte Taxonomie
aus. Sie votierten damit gegen den Vorschlag der EU-Kommission, dass
Investitionen in Gas und Atomkraft künftig als nachhaltig gelten sollen.
Die EU-Kommission
schlug Anfang des Jahres vor, Gas und Atomkraft in die sogenannte
Taxonomie-Verordnung aufzunehmen, mit der Milliardeninvestitionen in
»grüne« Energien angekurbelt werden sollen. Mit der Taxonomie sollen
Finanzströme gezielt in nachhaltige Technologien fließen. Demnach
könnten Gelder von Investoren als »grün« gelabelt werden, wenn sie etwa
in den Neubau von Atomkraft- oder neue Gaskraftwerke fließen.
Die zwei Ausschüsse entschieden sich aber mit einer Mehrheit von 76
gegen 62 Stimmen für eine Resolution, die sich gegen das grüne Label für
Gas und Atom ausspricht.
Die Grünen im Europaparlament sprachen von einem »starken Signal für
Europas Energiewende«. Sie kämpfen seit Monaten gegen die Verordnung.
Aber auch Sozialdemokraten und selbst konservative Abgeordnete hatten
sich teils gegen den Vorschlag gestellt.
Allerdings hat das Votum auch wirklich nur eine Signalwirkung – und
hat erst mal keine weiteren Auswirkungen. Das gesamte Parlament soll
Anfang Juli über die Entschließung abstimmen. Dort müssen mindestens die
Hälfte der mehr als 700 Parlamentarier gegen den Kommissionsvorschlag
stimmen. Lehnt das Parlament die Regelung allerdings ab, tritt sie nicht
in Kraft.
Frankreich lobbyiert für grüne Atomkraftwerke Während
die Bundesregierung den Vorschlag noch vor einigen Monaten
befürwortete, ist sie mittlerweile dagegen. Vor allem die SPD hatte
anfangs für die Aufnahme von Erdgas in die Taxonomie geworben.Den größten Nutzen von der Verordnung dürfte Frankreich haben
Das Land hat einen alternden Atomkraftpark
von insgesamt 56 Reaktoren. Deren Modernisierung ist teuer. Das ist
einer der Gründe für die Vehemenz, mit der Frankreich für die Einstufung
von Atomkraft als »grüne« Technologie kämpft.
Der französische EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton hatte der
Zeitung »Journal du dimanche« im Januar erklärt: »Allein für die
bestehenden Kernkraftwerke werden bis 2030 Investitionen in Höhe von 50
Milliarden Euro erforderlich sein. Und für die neue Generation werden
500 Milliarden benötigt. « Um an dieses Geld zu kommen, sei es
»entscheidend«, sagte Breton weiter, die Atomkraft als nachhaltige
Energieform einzustufen.
Schlappe für die EU-Kommission hier
Werden Gas und Atomkraft doch keine „grünen Energien“? Wichtige Ausschüsse im EU-Parlament lehnen Taxonomie ab ....Auch unter den
EU-Mitgliedsstaaten war die Taxonomie viele Jahre lang heftig
umstritten. Frankreich und andere EU-Staaten setzen auf Atomkraft, um
die Klimavorgaben zu erreichen. Deutschland dagegen setzt für seine
Energiewende auf Gas.
Noch
muss das gesamte Europaparlament über von der Leyens Vorschlag
abstimmen. Das soll Anfang Juli geschehen. Nach Ansicht von Beobachtern
ist das Votum in den Ausschüssen ein starkes Signal an das Plenum, die
Taxonomie ebenfalls durchfallen zu lassen. Geschieht das, dürfte die
EU-Kommission aller Voraussicht nach die Pläne beerdigen.
Der klimapolitische Sprecher der Europa-Grünen, Michael Bloss, nannte
das Abstimmungsergebnis „eine erste Klatsche gegen den Versuch der
Kommissionschefin von der Leyen, Atomkraft und Gas durch die Hintertür
als grün zu deklarieren“. Die Ausschüsse des Parlaments hätten
klargestellt: „Ein Apfel ist keine Birne, und Gas- und Atomkraft sind
nicht nachhaltig.“ Damit werde das Ökosiegel der Finanzbranche vorerst
vor einem Etikettenschwindel bewahrt, sagte Bloss. „Gut so. Denn Europas
Finanzbranche braucht einen klaren Rahmen, um Europas Energiewende
finanziell zu unterstützen. Wir sind sowieso schon knapp bei Kasse und
brauchen jeden Euro für Solar- und Windkraft.“
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