Montag, 20. Juni 2022

Keine Solarmodule auf Ackerland?

17.06.2022  |  VON HANSPETER WALTER UEBERLINGEN.REDAKTION@SUEDKURIER.DE  hier

Selbst zwischen den Stuttgarter Ministerien war die Zukunft von Fotovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen lange kontrovers diskutiert worden. Erst am Tag vor der jüngsten Gemeinderatssitzung in Überlingen hatte die Landesregierung beschlossen, dass die Begrenzung von Freiflächenanlagen von 100 Megawatt nur auf 500 Megawatt angehoben wird, um möglichst vielen Projekten eine erfolgreiche Teilnahme bei Ausschreibungen der Bundesnetzagentur zu ermöglichen – und bei der Energiewende voranzukommen. Bei der in Bonndorf beantragten Anlage geht es um 5,8 Hektar Fläche mit einer Spitzenleistung von 5 Megawatt, also nur einem Prozent des vom Land beschlossenen Limits. Dennoch kochen die Emotionen vor Ort hoch, wenn die Planung konkret wird, insbesondere wenn es nicht um Brachen, sondern gute Böden geht. Für eine erste Anlage auf einer Konversionsfläche im Westen Bonndorfs hatte der Gemeinderat bereits gegen das Votum des Ortschaftsrats grünes Licht gegeben.

Verwaltung will Projekt vorantreiben

Beim zweiten Antrag zur Nutzung einer relativ hochwertigen Ackerfläche südlich des Dorfes trat das Gemeinderatsgremium jetzt noch einmal auf die Bremse und trug damit den Bedenken des Ortschaftsrats Rechnung. Der hatte die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und die Vernichtung von Ackerflächen beklagt, ja sogar eine Veränderung des Mikroklimas befürchtet.

„Wir müssen von kommunaler Seite auch bereit sein, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten“, hatte Baubürgermeister Thomas Kölschbach zuvor noch an das Gremium appelliert. Gern hätte Kölschbach daher bei dieser Anlage zumindest den ersten Schritt getan, auch wenn die Qualität der Ackerflächen vom Landwirtschaftsamt des Bodenseekreises gerade neu bewertet werde, wie Kölschbach erklärte. Das Ergebnis könne gegebenenfalls in den weiteren Planungs- und Genehmigungsprozess einfließen, betonte er. Denn auch der Antragsteller habe Anspruch auf Vertrauensschutz und die Behandlung seines Vorhabens. Erst vor wenigen Monaten hatte die Stadt einen Kriterienkatalog als Grundlage für derlei Entscheidungen beschlossen.

Er könne die Argumente des Baubürgermeisters „eins zu eins unterschreiben“, erklärte CDU-Sprecher Günter Hornstein. Dennoch plädiere seine Fraktion dafür, den Beschluss noch einmal zurückzustellen und die Bewertung des Landwirtschaftsamtes abzuwarten. Jetzt grünes Licht zu geben und gegebenenfalls wieder einen Rückzieher machen zu müssen, sei unbefriedigend. ....

Aus anderer Perspektive beleuchtete Stadtrat Walter Sorms (LBU/Grüne) das Projekt. Um das Argument der Nahrungsproduktion einzuordnen, wies er darauf hin, dass derzeit Lebensmittel auf einer Fläche von 200 000 Hektar vernichtet würden und auf 135 000 Hektar Energiemais für Biogasanlagen angebaut werde. Dennoch gelte es zu prüfen, sagte der Landwirt, ob es nicht schlechtere Flächen gebe, die sinnvoller für eine Freiflächenanlage wären.....

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