Samstag, 18. Juni 2022

Heiligenberg: Spatenstich zu Leuchtturmprojekt

Ich glaube wir alle standen bis vor Kurzem an einem völlig anderen Punkt. Windkraft und Freiflächen-Photovoltaik schienen undenkbar vor der Kulisse unserer wunderschönen Landschaft. Heute wissen wir, es geht um Alles, wir müssen uns bewegen wenn unsere Kinder noch in einer lebenswerten Welt leben sollen. Es geht um Lebensmittelproduktion und Klimakrise. Daher brauchen wir nicht zurück schauen, es muss in schnellen Schritten vorwärts gehen!

Die Ansprüche sind trotzdem hoch: Die Energiewende soll schnell gehen und sozial verträglich sein (Stichwort Bürgerenergie), sie soll möglichst wenig landwirtschaftliche Flächen in Anspruch nehmen (Stichwort Flächenfraß), sie soll regional stattfinden und die Anlagen sollen auch irgendwann wieder rückbaubar sein und recycelt werden können. Am Besten sollen möglichst wenig seltene Rohstoffe verbaut werden.  Wertvolle Biotopflächen dürfen nicht beeinträchtigt werden und sie sollen der menschlichen Gesundheit nicht schaden. Außerdem soll keine neue Verkehrsinfrastruktur benötigt werden. Der Strom soll zur rechten Zeit zur Verfügung stehen und am Besten speicherbar sein.... Mit Sicherheit habe ich noch was vergessen.  Also ein schnelles, aber wohl bedachtes Vorwärts! Und noch dazu  eines, das mit effizienter Nutzung und Sparen gekoppelt ist, denn sonst kriegen wir das gar nie hin.


16.06.2022  |  VON KARLHEINZ FAHLBUSCH  hier

Mit dem symbolischen ersten Spatenstich startete am Mittwochnachmittag der Bau der Freiflächenfotovoltaikanlage auf dem Hofgut Rickertsreute in Oberrickertsreute, einem Ortsteil von Heiligenberg. Die Anlage ist die erste im Bodenseekreis und gleichzeitig die erste Großanlage in Baden-Württemberg mit eigenem Stromspeicher, wie der Investor erklärte. „Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel zu spüren bekommt. Und wir sind die letzte Generation, die etwas dagegen tun kann“, stellte Investor und Bauherr Hubert Bechinger fest.

Politiker haben kein Interesse

Für den Bodenseekreis sei der Solarpark ein Leuchtturmprojekt, sagte Bauherr Bechinger. Dass weder vom Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg noch vom Landratsamt Bodenseekreis jemand zum Spatenstich gekommen war, auch Bundestags- und Landtagsabgeordnete nicht vertreten waren, das war für Hubert Bechinger nicht nachvollziehbar. Es sei aber der Beweis, dass „die Energiewende von den Menschen vor Ort gemacht wird und nicht von den Politikern“.

Die Frage, die sich aktuell stellt, lautet: Energiewende oder Lebensmittelproduktion? Der Gemeinderat von Überlingen hat die Entscheidung über den Bau einer Fotovoltaikanlage mit einer Fläche von 5,2 Hektar im Ortsteil Bonndorf zunächst vertagt. Hier wollen die Entscheidungsträger zunächst ein Gutachten zur Bodenqualität abwarten. In Rickertsreute hingegen soll Grünland überbaut werden. Die Fläche ist mit zwölf Hektar jedoch mehr als doppelt so groß als die geplante Fläche in Bonndorf. Im Gemeinderat von Heiligenberg sitzen vier Haupterwerbslandwirte und ein Nebenerwerbslandwirt. Diese standen dem Projekt zunächst sehr skeptisch gegenüber. Investor Hubert Bechinger ging nach einem ersten Meinungsbild im Gremium davon aus, dass es nichts wird mit seinem Großprojekt.

Windkraft-Pläne sind gescheitert

Hubert Bechinger war bereits mit dem Antrag auf den Bau mehrerer Windkraftanlagen auf dem Areal des Hofguts Rickertsreute in Heiligenberg gescheitert. .....

Gleich von Beginn an erhält die Gemeinde eine Vergütung von 0,2 Cent pro Kilowatt eingespeisten Strom. Der Vertrag wurde erst wenige Stunden vor dem Spatenstich unterschrieben.

...Dass das Projekt jetzt umgesetzt werden kann, liegt seiner Meinung nach auch daran, dass das Gelände kaum einsehbar ist und die Anlage daher das Landschaftsbild nicht störe. Proteste aus der Bevölkerung habe es nicht gegeben. Aber es gebe durchaus Skeptiker....

Unter Modulen sollen Schafe weiden....

Fakten zum Projekt

Der Flächenbedarf für die erste Freiflächenfotovoltaikanlage im Bodenseekreis auf dem Hofgut Rickertsreute bei Heiligenberg liegt bei zwölf Hektar. 22 068 Module werden auf 630 Tischen montiert, die auf 1014 Pfosten aus Stahl stehen. Ein Modul hat die Größe von 2,40 mal 1,10 Meter. Die Leistung der Anlage soll 12 027 Kilowatt Peak betragen. Die Jahresleistung ist mit 15 Millionen Kilowattstunden geplant, was einem Jahresverbrauch von rund 5000 Haushalten entspricht. Der Batteriespeicher hat eine Leistung von 4100 Kilowattstunden, sein Speichervolumen liegt bei 10 100 Kilowattstunden. Das entspricht rund 2000 Heimspeichern. Der Batteriespeicher soll im Januar 2023 in Betrieb gehen. Kilowatt Peak (kWp) ist ein Maß, das ausschließlich zur Messung der Leistung von Fotovoltaikanlagen verwendet wird. Normalerweise wird elektrische Leistung in Watt gemessen, 1000 Watt entsprechen hierbei ein Kilowatt. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen