Freitag, 10. Juni 2022

BODENSEEKREIS: Gestecktes Ziel heißt Seethermie

Die Wärme des Bodenseewassers nutzen und damit etwas unabhängiger von ausländischer Energieversorgung werden. Dieses Ziel haben sich die Bürgermeister von Meersburg und Langenargen, Robert Scherer und Ole Münder, auf die Fahnen geschrieben. Noch ist nichts spruchreif. Zunächst sollen schlüssige Konzepte ausgearbeitet werden. Und für die Finanzierung ihrer avisierten Seethermie-Anlagen benötigen beide Kommunen Zuschüsse. 


09.06.2022  |  VON BENJAMIN SCHMIDT BENJAMIN.SCHMIDT@SUEDKURIER.DE

Sie setzen auf Wärme des Bodensees hier

Geht es nach Ole Münder und Robert Scherer, werden zwei Seegemeinden bald zu Pionieren. Die Bürgermeister von Langenargen und Meersburg wollen ihre Orte unabhängiger machen vom russischen Gas – aber auch von Saudi-Arabien, Kuwait oder den USA. Rein technisch betrachtet, ist der Weg bereits vorgegeben: Der Schlüssel für mehr Autarkie liegt im Prinzip der Seewärme, auch Seethermie genannt. Dabei wird aus 20 bis 50 Metern Tiefe Bodenseewasser abgepumpt, das ganzjährig zwischen vier und zehn Grad Celsius warm ist. Dank Wärmetauschern lässt sich das Wasser im Sommer zur Kühlung nutzen, im Winter – noch etwas mit Strom aufgewärmt – zum Heizen.

Erste Überlegungen

Sowohl in Langenargen als auch in Meersburg haben sich die Verantwortlichen schon mit dem Prinzip befasst. Langenargen interessierte sich erstmals 2016 für diese Angelegenheit, Meersburg laut Bürgermeister Scherer im Folgejahr. Doch angesichts damals sehr niedriger Energiepreise – und auch wegen der Pandemie – blieben die Konzepte größtenteils in den Anfängen stecken. Meersburg ließ zwar 2021 eine Potenzial-Analyse erstellen, sprich darüber, in welchem Umfang die Seethermie in der Gemeinde genutzt werden kann. Nun aber steht die Idee unter ganz anderen Vorzeichen. Hintergrund sind der Ukraine-Krieg und die Energiekosten. Langenargens Bürgermeister Ole Münder: „Seit drei Monaten wird mit einem ganz anderen Impetus über das Thema diskutiert.“

Seewärme statt Solarpanels?

Ähnlich sieht es Robert Scherer aus Meersburg. „Ich sehe darin ein Prinzip, für das wir die Menschen unserer Kommune begeistern können.“ Solarpanels an den historischen Gebäuden seiner Altstadt sieht er da schon kritischer. „Man muss die Leute mitnehmen bei Veränderungen.“ Das gehe mit Seewärme leichter als mit dunklen Platten auf historischer Bausubstanz......

Wann, an welchen Standorten genau, und ob es also etwas wird mit der Seewärme in Langenargen und in Meersburg, ist noch offen. Klar ist, dass die Kommunen nicht die Einzigen sind, die sich das Prinzip zunutze mache wollen. Eine Studie des Kantons Thurgau bestätigte 2021 die Wirksamkeit des Ansatzes. Der Schweizer Kanton will bis zu fünf Seethermie-Kraftwerke am Bodensee bauen. 

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