Donnerstag, 30. Juni 2022

Klimawandel: "Der Nahe Osten versinkt im Sand"

 27.05.2022  |  VON THOMAS SEIBERT WELTSPIEGEL@SUEDKURIER.DE  hier

Der Nahe Osten wird derzeit von ungewöhnlich vielen Sandstürmen heimgesucht.....

Der Nahe Osten zählt zu den Weltgegenden, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Wassermangel und steigende Temperaturen könnten Teile der Region in den kommenden Jahrzehnten unbewohnbar machen. Schon jetzt melden einige Länder Höchsttemperaturen von tatsächlich mehr als 50 Grad.

Den Irak suchten seit März fast ein Dutzend Stürme heim. Jaafar Jotheri von der irakischen Al-Kadisija-Universität sagte der US-amerikanischen Tageszeitung „New York Times“, dass es noch vor 20 Jahren im Irak zwei Sandstürme pro Jahr gegeben habe – in diesem Jahr rechnet er mit 20.

Die irakischen Behörden befürchten, dass 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen austrocknen könnten. Was sich im Irak abspielt, könnte nach Einschätzung von Experten bald auch in anderen Teilen des Nahen Ostens geschehen. Die Entwicklung im Irak sollte als Alarmzeichen für andere Länder verstanden werden, sagte der Klima-Experte Mohammed Mahmoud vom Nahost-Institut in Washington dem US-Sender CNN. Mahmoud hält die Staaten am Persischen Golf sowie Ägypten und Libyen für besonders gefährdet.

Politische Entscheidungen in den betroffenen Ländern machen alles noch schlimmer. Auch hier liefert der Irak abschreckende Beispiele. So ließ der frühere Diktator Saddam Hussein große Sumpfgebiete im Süden des Landes trockenlegen. Die irakischen Behörden hätten zudem zugelassen, dass der Grundwasserspiegel in Teilen des Landes immer weiter falle, schrieb der Irak-Experte Ibrahim al-Marashi in einem Beitrag für die Nachrichtenplattform „Middle East Eye“. Im Iran lässt Misswirtschaft der Behörden in einigen Regionen die Flüsse und das Ackerland austrocknen.

Eine Möglichkeit zur Bekämpfung der Stürme sind Bäume. China konnte in den vergangenen Jahren mit einer Aufforstungs-Kampagne in der Inneren Mongolei die Zahl der örtlichen Sandstürme verringern. Auch die irakische Regierung betrachtet Bäume als wirksame Waffe gegen die Stürme. Doch der Nahe Osten ist spät dran mit dem Umsteuern. Vorerst ist der Sand nicht aufzuhalten: Saudi-Arabien erlebte jetzt zwei Stürme innerhalb einer Woche.

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