bauen, bauen, bauen ist nicht das Allheilmittel, als das es gerne dargestellt wird.
Dieser Weg wäre zwar für viele Kommunal- Politiker wunderbar einfach, weil sie einfach so weiter machen könnten wie bisher - die Flächen-Neuausweisung kennen sie ja schon Bestens als Instrument, man müsste das Vorgehen nicht verändern und auch keine neuen Ideen entwickeln.
Aber aus vielerlei Gründen muss diese Praktik endlich beendet werden, nicht zuletzt wegen unserem ungeheuren Flächenfraß, der jetzt wirklich sichtbar an Grenzen stößt. In diesem Artikel werden noch andere Gründe aufgeführt. Und die gelten nicht nur in Großstädten sondern auch in unserer "prosperierenden" Region, womit die ungebremste Flächeninanspruchnahme in unserem Ländle immer so schön gerechtfertigt wird
hier in businessinsider von Tobias Heimbach 27 Mai 2022
Besonders zwei Gruppen sind davon betroffen:
Die
Lage auf dem Wohnungsmarkt verschärft sich seit Jahren, besonders in den
Großstädten.
Davon
sind besonders zwei Gruppen betroffen: Singles und Familien mit Kindern. Für
sie gibt es vielfach nicht die passenden – und bezahlbaren – Wohnungen.
Laut
Wohnungsmarktexperte Matthias Günther verfolgt die Politik jedoch das falsche
Rezept, um das Problem zu lösen. Seiner Meinung nach müsste vor allem um-,
nicht neu gebaut werden.
Der
Wohnungsmarkt in Deutschland war bereits vor dem Krieg in der Ukraine und
wirtschaftlichen Sogen unter Druck. ....
Besserung
ist an den Wohnungsmärkten auch in den kommenden Jahren kaum in Sicht. Weil
sich die Kosten für Immobilienkredite und Baumaterialien erhöhen, stehen gerade
viele Bauprojekte auf der Kippe. Leidtragende auf dem Wohnungsmarkt sind vor
allem zwei Gruppen: Singles und Familien mit Kindern.
Welche Wohnungen fehlen in Deutschland? „Preiswerte“, versucht sich Matthias Günther mit einer Prise schwarzem Humor. Er ist Leiter des renommierten Pestel-Instuts in Hannover und beschäftigt sich seit mehreren Jahrzehnten mit dem Wohnungsmarkt in Deutschland.
Schon lange beobachtet er den Trend zur „Versinglelung“, immer mehr Menschen wohnen allein. Doch inzwischen können sich das längst nicht mehr alle leisten. „Für Studenten oder Azubis, die in eine Stadt ziehen, ist eine eigene kleine Wohnung unerschwinglich geworden“, sagt Günther. Selbst WG-Zimmer in Berlin oder Hamburg kosten 600 Euro. Zum Vergleich: In der ab August geltenden Bafög-Erhöhung sind für das Wohnen künftig monatlich 360 Euro vorgesehen. Auch bei Berufseinsteigern ist es heute weitaus stärker verbreitet, in einer WG zu wohnen als in einer eigenen Wohnung. Wer doch allein wohnt, muss im Vergleich zu früher viel Geld, für wenig Wohnfläche ausgeben.
Seine
Prognose: In den nächsten Jahren werde es noch mehr „Zwangs-WGs“ geben –
Menschen, die es sich schlicht nicht leisten können, allein zu wohnen. „Die
Preise am Immobilienmarkt werden schneller steigen als die Einkommen“. Das
liegt auch daran, dass das Bauen durch Vorgaben zum Klimaschutz teurer werde.
Hinzu kommt mehr Druck am Wohnungsmarkt durch die Zuwanderung.
Eine
Untersuchung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung kam zu dem Ergebnis,
dass „die Struktur der Wohnungsbestände nicht zu den Haushaltsgrößen passt“.
Die Analyse der Autoren lautet: „Insbesondere für die Einpersonenhaushalte gibt
es viel zu wenige kleine Wohnungen.“
Familien
finden keine großen Wohnungen – und können sich nicht länger leisten, ins
Umland zu ziehen
Die zweite betroffene Gruppe sind Familien. Hier sind es insbesondere die 4- und 5-Zimmerwohnungen, die fehlen, bestätigen Vertreter großer Wohnungsunternehmen. Sie sind für eine klassische Aufteilung gedacht: ein Elternschlafzimmer, ein Wohnzimmer und ein Kinderzimmer pro Kind. „Es ist nun mal so, dass Wohnungen nicht nach Bedarf, sondern nach Geld vergeben werden“, sagt Wohnungsmarktexperte Günther. So könne ein Paar ohne Kinder, bei denen beide Vollzeit arbeiten, meist jede Familie finanziell ausstechen. Daher wohnen immer mehr Familien in Großstädten in beengten Verhältnissen. Andere passen die Familienplanung an die gestiegenen Mietpreise an und bekommen weniger Kinder.
In
den vergangenen Jahren war das Umland ein Ventil für den Wohnungsmarkt in den
Metropolen. Doch auch das sei vorbei, sagt Günther. „Früher gab es in Städten einen
Trend dazu, dass Familien irgendwann ins Umland zogen und dort ein Haus
kauften“, sagt der Ökonom. Doch das könnten sich viele inzwischen nicht mehr
leisten, weil die Preise in den Speckgürteln großer Städte teils noch stärker
angestiegen sind als in den Zentren. Mit dem jüngsten Zinsanstieg können sich
noch weniger Menschen den Wunsch einer eigenen Immobilie erfüllen.
Neue
Wohnungen zu bauen wird nicht gegen die Wohnknappheit ausreichen
Nach
Meinung von Günther wird sich an der angespannten Lage noch eine ganze Weile
nichts ändern, auch weil die Politik nicht das richtige Rezept verfolge. Meist
einhellig heißt die Lösung für angespannte Wohnungsmärkte: bauen, bauen, bauen.
Die zuständige Ministerin Klara Geywitz (SPD) hat 400.000 neue Wohnungen pro Jahr
versprochen. Doch laut Günther ist es eine Illusion, dass sich dadurch schnell
etwas verändert.
Er
rechnet vor: In Deutschland gibt es knapp 43 Millionen Wohnungen, 2021 wurden
293.393 neu gebaut. „Das ist ein Zuwachs von weniger als 0,7 Prozent! Der Neubau
geht viel zu langsam, als dass sich dadurch etwas verändert.“ Auch der Trend
verheißt nichts Gutes. Bereits im vergangenen Jahr sank die Zahl der
fertiggestellten Wohnungen um 4,2 Prozent. Durch die schlechten Aussichten für
Finanzierung und bei Baumaterialien wird diese Zahl wahrscheinlich nicht so
schnell wieder ansteigen.
Nach Günthers Meinung müsste vor allem im Bestand umgebaut werden. Bestehende Wohnhäuser müssten aufgestockt, Bürogebäude in Wohnungen umgewandelt werden. Das sei günstiger und schneller möglich – wenn es schnellere Genehmigungsverfahren gäbe und Richtlinien entschlackt würden.
Entscheidend
sei auch, sagt Günther, dass mehr Geld in den sozialen Wohnungsbau fließt. Laut
Berechnung seines Instituts müssten es 8,5 Milliarden Euro pro Jahr sein. Im
Bundeshaushalt 2022 sind es zwei Milliarden, selbst durch Zuschüsse der
Bundesländer übersteigt die Summe nicht drei Milliarden Euro.
Ein
weiteres Problem: Die Deutschen wohnen auf immer größere Fläche. Mitte der
1980er hatte jeder Mensch statistisch 35,7 Quadratmeter zur Verfügung, 2020
waren es 47,4 Quadratmetern. Wenn das so weitergeht, bringt auch der Neubau
wenig. Besonders ältere Menschen, deren Kinder aus dem Haus sind, leben auf
großer Fläche – gleichzeitig quetschen sich junge Familien. Doch auch für die
Alten lohnt sich ein Auszug selten. Denn meist ist der alte Mietvertrag der
großen Wohnung günstiger als der eine neue kleinere.
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