Tagesspiegel hier am 23.7.22
Der Bund habe kein Geld für die Verlängerung des Angebots, so der Finanzminister. Grünen-Chefin Lang kontert: Lasst uns umweltschädliche Subventionen streichen. ......
79 Prozent für neuen günstigen Tarif nach 9-Euro-Ticket
In einer Umfrage des Instituts Kantar im Auftrag des Nachrichtenmagazins „Focus“ befürworten 79 Prozent ein ähnliches Ticket, das vom Staat unterstützt wird. 16 Prozent sind dagegen. Am größten ist die Zustimmung mit 90 Prozent bei den unter 30-Jährigen.
Die Nahverkehrsbranche setzt sich für eine Verlängerung des Neun-Euro-Tickets um zwei weitere Monate ein. „Wir brauchen schnell eine Nachfolgelösung“, sagt Oliver Wolff, der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) der „Süddeutschen Zeitung“. „Am besten wäre es, die Aktion als Übergangslösung um weitere zwei Monate zu verlängern. Das Ticket könnte im September und Oktober weiter gelten und so die Bürgerinnen und Bürger von den hohen Energiepreisen entlasten“, betonte Wolff.
Wolff sagte, der Vorschlag für eine Übergangslösung um zwei Monate würde Politik und Branche Zeit verschaffen, um ein dauerhaftes Angebot für ein bundesweites Nahverkehrsticket zu entwickeln. Wolff rief Bund und Länder auf, sich rasch zusammenzusetzen. „Die Menschen sollten Ende August nicht in ein Loch fallen.“ Die Energiepreise seien schließlich weiter hoch.
Übergangslösung gefordert
Der VDV hatte langfristig ein bundesweit gültiges 69-Euro-Ticket vorgeschlagen.
Die Politik könne diesen Monatspreis „aus sozialpolitischen Erwägungen – zum Beispiel für die Dauer des Krieges – für Bedürftige auf 29 oder 39 Euro senken“, sagte Wolff.
Unterstützung für den Vorschlag kommt vom Deutschen Städtetag. Der Vorschlag sei „eine gute Idee“, teilte der Präsident des Städtetags, Markus Lewe, mit. „Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Bund und Länder die damit verbundene Zeit nutzen und sich auf eine Anschlusslösung einigen, die sie auch tragfähig finanzieren.“ Es brauche schnell eine Lösung, wie es weitergehe.
Studie: 35 Prozent fahren in München mehr Bus und Bahn
Erste Ergebnisse einer großangelegten Studie zum Neun-Euro-Ticket bescheinigen dem Neun-Euro-Ticket durchaus Wirkung. So fuhren 35 Prozent der Studienteilnehmer aus dem Raum München häufiger mit Bus und Bahn, wie die Forschungsgruppe an der Technischen Universität München (TUM) gerade mitteilte. Zudem nutzten drei Prozent seltener ihr eigenes Fahrzeug und 22 Prozent der Teilnehmer nutzten Bus und Bahn neu, obwohl sie das zuvor nicht getan hatten.
Zudem beobachteten die Forscher auch eine Auswirkung im Münchner Straßenverkehr: Dort habe der Fahrzeugfluss im Juni im Vergleich zum Mai um rund drei Prozent nachgelassen – obwohl er normalerweise von Mai auf Juni in etwa in dieser Größenordnung steige.
Eine Besonderheit der Münchner Studie ist, dass sie sich nicht nur auf Befragungen verlässt, sondern per Smartphone auch das tatsächliche Mobilitätsverhalten misst. Pro Tag flossen Daten von rund 700 bis 750 Teilnehmern ein, wie Studienleiter Klaus Bogenberger, Professor am Lehrstuhl für Verkehrstechnik der TUM, erklärt. Insgesamt nehmen rund 1000 Menschen teil.
„Es war nicht zu erwarten, dass sich das tägliche Verhalten wegen eines neuen Angebots radikal ändert“, ordnet Bogenberger die ersten Daten ein und betont: „Umso höher einzustufen ist der Anteil der Menschen, die erstmals mit Alternativen zum eigenen Auto unterwegs sind.“ Zu Beginn hätten viele Menschen Bus und Bahn getestet, sagt er. Man sehe inzwischen ein leichtes Abklingen der Neugier.
Dennoch zieht der Professor ein positives Zwischenfazit: „Das wichtige Ergebnis ist: Viele haben die öffentlichen Verkehrsmittel in ihren Alltag integriert.“ Als Nachfolgeangebot für das Neun-Euro-Ticket schlägt Bogenberger mehrere Optionen vor: Ein lokales 365-Euro-Ticket, ein 69-Euro Ticket, ein 69-Euro-Ticket für Bayern oder ein Angebot, wo man – ähnlich dem Datenvolumen eines Handyvertrags – ein monatliches Kilometerbudget erwirbt. (mit Agenturen)
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