Dienstag, 26. Juli 2022

Pressemitteilung vom 26.07.2022

Fortsetzung des Essen-Retten-Prozesses in Ravensburg: Wird jetzt doch verurteilt? 

Bei der Gerichtsverhandlung am 7.7.2022 zeigte sich, dass Staatsanwaltschaft und Gericht noch nicht beweisen konnten, dass die Essensretter*innen tatsächlich containert haben. Darum wird am 28.7. ab 11 Uhr der Prozess fortgesetzt.

"Ich finde es unnötig, dass diese Verhandlung überhaupt angesetzt wurde, wir hätten in dieser Zeit so viele Lebensmittel Retten und verteilen können" so Samuel Bosch (19).

Die zwei Angeklagten Charlie Kiehne (20) und Samuel Bosch (19) verteidigen sich vor Gericht selbst. Gegen Ende der Verhandlung am 7.7. legten sie dem Amtsgericht eine Reihe von Beweisanträgen vor. 

“Wir möchten unter anderem aufzeigen, dass man uns nichts nachweisen kann, gleichzeitig versuchen wir allen Anwesenden und der Öffentlichkeit klar zu machen, dass die Lebensmittelverschwendung durch solche gezielten grenzüberschreitenden Aktionen gestoppt werden kann”, so Charlie Kiehne (20).

"Es sieht jetzt doch nach einer Verurteilung aus"

Beim ersten Prozesstag forderten die Angeklagten, dass nur verurteilt wird, wenn genügend eindeutige Beweise vorgelegt werden. Jetzt sieht es aber so aus, als würden in der nächsten Verhandlung die geforderten Beweise vorgelegt werden. 

Bei dem neuen Prozess ist eine Mitaktivist*in als Zeug*in geladen,  die kein Aussageverweigerungsrecht mehr hat, da sie einen vorausgegangenen Strafbefehl annahm.
"Aus Verteidigungssicht hätten wir das verhindern müssen. Wir können in Sachen Verteidigung noch einiges lernen und sind im offenen Lernprozess", so Bosch. "Um unserer Mitaktivistin zu ersparen, uns zu belasten, werden wir nun einräumen, dass wir die Lebensmittel tatsächlich gerettet haben, um uns nun der viel spannenderen Frage zu widmen, warum es rechtlich möglich ist, Weggeworfenes zu stehlen."

"Es ist absurd, dass Containern strafbar ist. Ich verstehe einfach nicht, wie es dazu kam, dass wir mittlerweile ein Drittel unseres Essens wegschmeißen.” so Bosch. 

”Es gibt eben nicht zu wenig Essen auf der Welt, es muss nur umverteilt werden. Im globalen Norden wird verschwendet, während im globalen Süden Menschen hungern" ergänzt Charlie Kiehne. 

Es wird vor und während des Prozesses einen Verteilaktion mit containerten Lebensmitteln vor dem Amtsgericht geben. 

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