hier im Südkurier
11.07.2022 |
Zumindest eine Handvoll Kommunen im Südwesten kann einigermaßen entspannt auf eine drohende Energie- und Gasmangellage im Herbst und Winter schauen: die Bioenergiedörfer in Baden-Württemberg. Es sind meist kleinere Kommunen, die sich schon vor einiger Zeit umgestellt haben, um einen Großteil ihres Energiebedarfs aus regenerativen Energien zu gewinnen. 82 dieser Bioenergiedörfer gibt es landesweit laut Energieatlas des Umweltministeriums (Stand 2021), die mehr als 50 Prozent ihrer Energie aus erneuerbaren Energiequellen decken. Viele von ihnen liegen im ländlichen Raum, im Schwarzwald, auf der Alb oder im Raum Hohenlohe. „Wer sich in Sachen Klimaschutz rechtzeitig auf den Weg gemacht hat, hat jetzt einen gewissen Vorteil“, sagt Gudrun Heute-Bluhm, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des baden-württembergischen Städtetags. Das aber sind die wenigsten.
Heute-Bluhm gab gestern einen Überblick über den Stand der Vorbereitungen der Städte im Südwesten auf einen möglicherweise kalten Herbst und Winter – und über die Erwartungen der Kommunen an die Landesregierung und an die Bürger. „Die Menschen im Land sollten wissen, dass es schwierig werden könnte“, sagte Heute-Bluhm, „aber sie sollen auch wissen, dass sie selbst etwas tun können.“ So verkehrt sei der Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nicht gewesen, beim Duschen Energie zu sparen, sagte Heute-Bluhm. Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte vergangene Woche darauf hingewiesen, dass sich mit modernen Duschköpfen viel Warmwasser einsparen ließe.
Heute-Bluhm will zudem die Entwicklung einer App anregen, mit deren Hilfe Bürger auf den Cent genau sehen könnten, welche Maßnahme ihnen welche finanzielle Einsparung bringen könnte. Eine solche App, so die Städtetags-Vorsitzende, könnte von den Energieversorgern entwickelt und recht kurzfristig vielleicht schon nach der Sommerpause bereitgestellt werden. Heute-Bluhm warnte davor, dass sich bei einer Energiemangellage das Denken breit mache, die Obrigkeit werde die Versorgungslage schon regeln. „Es sitzen jetzt auch nicht alle Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg da und warten darauf, dass der Bundeswirtschaftsminister etwas unternimmt.“
Ein Pauschalrezept für die Städte zum Energiesparen dagegen gebe es nicht. „Die Situation vor Ort ist sehr unterschiedlich. Um bei dem Beispiel Schwimmbäder zu bleiben: Es gibt einige, die schon mit erneuerbaren Energien betrieben werden, andere dagegen heizen noch mit Öl.“ In jedem Fall liefen überall in den Städten und Gemeinden bereits jetzt die Bestandsaufnahmen. „Welche kritische Infrastruktur hängt am Gas? Wie viele Krankenhäuser, Pflegeheime und Schulen sind betroffen, welche kommunalen Möglichkeiten gibt es, umzusteuern? Aber das muss jede Kommune selbst überlegen“, so Heute-Bluhm...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen