Schwäbische Zeitung hier 15.7.22 Michaela Miller
Waldburg will Vorbild sein
Als Gemeinde plant Waldburg den Bau einer innovativen Nahwärmeversorgung, die zu 100 Prozent die Sonne als Energieträger nutzt. In der Region ist dies bislang in dieser Form noch nicht zu finden. Doch das Projekt wird ordentlich Geld kosten. Es gibt schon konkrete Vorstellungen und die Verantwortlichen sehen große Vorteile in dem Projekt.
„Als Gemeinde haben wir uns mit der Verabschiedung des Energie- und Klimaleitbildes 2050 zum Ziel gesetzt, dass wir uns energetisch vorbildlich verhalten und energieeffiziente Gebäudetechnologien einsetzen“, erklärte Bürgermeister Michael Röger bei einer Informationsveranstaltung. Energieverbrauch und CO2-Ausstoß sollen gesenkt, der Anteil der regenerativen Strom- und Wärmeerzeugung erhöht werden.
Auslöser für das Projekt „Waldburgwärme Solar 100“ war das für 2026 geplante Baugebiet „Kohlhaus“ sowie die anstehende Sanierung des Schulcampus mit Sporthalle. Der Gemeinderat beauftragte das Ingenieurbüro Schäffler Sinnogy aus Freiburg und die Firma Cupasol aus Ravensburg ein klimaneutrales Versorgungskonzept zu entwickeln.
Mehr Gebäude sollen dazukommen
Im Frühjahr 2022 wurde das Konzept auf bestehende Gebäude erweitert. Gründe dafür waren der Anstieg der Preise und die zunehmenden Lieferschwierigkeiten bei fossilen Energiequellen. Bauhof und Schulcampus wurden mit einbezogen, außerdem private Gebäude im Umfeld des Neubaugebietes, dem sogenannten Suchradius 1. Im November 2022 soll sich der Gemeinderat schließlich entscheiden, ob das Projekt fortgeführt werden kann.
Dazu sei es wichtig zu wissen, in welchem Rahmen die Eigentümer des Suchkreises 1 bereit sind, sich verbindlich auf das Projekt einzulassen. Denn nur durch den Anschluss von Bestandsgebäuden könne schon vor der Realisierung des Neubaugebietes, also zwischen 2023 und 2026, die Wirtschaftlichkeit des Projektes gesichert werden. Das wiederum sei notwendig, damit die aktuell sehr attraktiven Fördermittel des Bundes genutzt werden können.
Riesiger Wasserspeicher soll gebaut werden
Harald Schäffler, Ingenieurbüro Sinnogy und Marco Eckardt, Firma Cupasol, erläuterten die technischen Details und beantworteten im Anschluss die Fragen der Zuhörer. Ein Wasserspeicher mit einem Volumen von 10 000 Kubikmetern soll hinter den Sportanlagen gebaut werden. Von Solarkollektoren auf kommunalen Gebäuden und Freiflächen wird die Sonnenenergie eingefangen, das erhitzte Wasser in den Wärmespeicher geleitet.
Ein Nahwärmeleitungsnetz verteilt die Wärme vom Speicher zu den angeschlossenen Gebäuden, dort wird sie über eine Übergabestation mit Pufferspeicher für Brauchwasser und Heizung genutzt. Ein Vorteil: bestehende Heizkörper und Leitungssysteme können weiter genutzt werden. Die Größe der Wärmeübergabestation wird je nach Wohneinheiten in den bestehenden Gebäuden festgelegt.
Wie hoch die Kosten sind
„Wie viel kostet das Ganze den Verbraucher?“ Das war die Frage, die die Zuhörer stark beschäftigte. Eine Bürgergenossenschaft könnte das Ganze betreiben, war ein Vorschlag aus dem Publikum. Investitionskosten in Höhe von 6 bis 10 Millionen Euro ließen aufhorchen, aber: „Ein Gasnetz kostet auch gut 5 Millionen Euro“, dafür sei die Sonnenenergie kostenlos und dauerhaft verfügbar, stellte Schäffler wiederholt dar. Mit den für das System verwendeten Technologien habe man seit Jahrzehnten Erfahrung gesammelt, das Projekt biete „deutlich mehr Chancen als Risiken“ warben Eckardt und Schäffler.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen