21.07.2022 |
„Diese Planung atmet den Geist der Vergangenheit“, sagt Klaus-Peter Gussfeld, Referent für Mobilität beim BUND-Landesverband. Die Männer um ihn herum nicken zustimmend. Naturschützer aus der Region haben den Vertreter des BUND-Landesverbands an den Bodensee eingeladen, um ihm die Auswirkungen des B-31-Neubaus auf Natur und Umwelt vor Ort aufzuzeigen.
Die geplante Trasse führt auf vier Spuren von Meersburg kommend südlich an Stetten vorbei, schwenkt in den Weingartenwald, verläuft zwischen Reute und Kippenhausen, nördlich an der Immenstaader Siedlung vorbei, schließt an die Häfler Umgehung an und soll nach Ansicht der Straßenplaner am konfliktärmsten sein, was Technik, Umwelt, Verkehr und Kosten betrifft. Die Naturschützer beurteilen das allerdings ganz anders, sehen durch die Zerschneidung von Wald und Biotop die Artenvielfalt gefährdet.
„Nehmen wir hier den Lipbach“, sagt Klaus Lindemann vom BUND Immenstaad und zeigt auf das Flussbett, „hier ist beispielsweise der Biber am Werk.“ Doch auch viele anderen Arten seien hier heimisch. Mit der geplanten Trasse B 1 soll über den Lipbach künftig allerdings eine Brücke gebaut und ein Biotop zerschnitten werden. „Das ist ein Konfliktpunkt, der nicht zu lösen ist.“
Dass an der vierspurigen B-1-Trasse festgehalten wird und die Planungen unbeirrt weitergehen, ist für ihn und seine BUND-Kollegen unverständlich. Auch Klaus-Peter Gussfeld vom Landesverband kann es nicht nachvollziehen, dass in Zeiten der Klimakrise an einer „autobahnähnlichen Bundesstraße mit 28 Metern Breite festgehalten wird“. Um die Klimaziele zu erreichen, müssten die CO 2 -Emissionen im Verkehrssektor – und damit auch der Autoverkehr – deutlich reduziert werden. „Ein solches Projekt geht völlig an der Realität vorbei“, sagt er. Daher gehöre es dringend auf den Prüfstand.....
Schon in der Vergangenheit hatten die Umwelt- und Naturschutzverbände eine Klage in Erwägung gezogen, wollen dazu nun auch die Meinung von Klaus-Peter Gussfeld (BUND-Landesverband) und vom BUND-Regionalgeschäftsführer Ulfried Miller hören. Der Klageweg ist nicht vor dem Planfeststellungsbeschluss möglich, dämpfen die beiden die Erwartungen. Und bis dahin werden noch viele Jahre vergehen.
Vorher gebe es keine rechtlichen Möglichkeiten, für ein Umdenken müsse man daher auf den politischen Weg setzen. Für ein solches Umdenken bei Verkehrsprojekten gebe es aus dem Bundesverkehrsministerium derzeit allerdings keine Anzeichen, sagt Klaus-Peter Gussfeld.
Damit die Menschen die ganze Dimension der B 1-Trasse wirklich erfassen, brauche es dringend eine 3 D-Visualisierung, glauben die Naturschützer vom Bodensee. „Wenn sie so aufgezeigt bekommen, was hier dann alles verloren geht, würden viele sicherlich anders über die Trasse denken“, so die einhellige Meinung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen