Die Verantwortlichen von Toronto haben sich gegen das von einer Google-Tochter (Sidewald Labs) anvisierte Ziel, die Stadt zu einer Smart City zu machen, und für ein neues Stadtkonzept entschieden: ländlicher Rückzugsort, statt Techno-Utopie.
Bis zu einem gewissen Grad spiegelt dieser Rückzug in die Natur die sich ändernden Zeiten wider, in denen sich die Gesellschaft von einem Ort des Techno-Optimismus zu einem Ort der Skepsis entwickelt hat, gezeichnet von Datenerfassungsskandalen, Fehlinformationen, Online-Belästigungen und regelrechtem Techno-Betrug. Sicher, die Technologiebranche hat das Leben in den letzten zwei Jahrzehnten produktiver gemacht, aber hat sie es auch besser gemacht? Darauf hatte die Google-Tochter Sidewalk Labs nie eine Antwort.
Nicht selten empören sich Bürger über neue Entwicklungen, und Utopien scheitern aus den unterschiedlichsten Gründen. Aber bei der Opposition gegen Sidewalks Vision für Toronto ging es nicht um Dinge wie den Erhalt der Architektur oder die Höhe, Dichte und den Stil der vorgeschlagenen Gebäude – das übliche Thema bei öffentlicher Empörung. Der Tech-First-Ansatz des Projekts verärgerte viele. Sein scheinbarer Mangel an Ernsthaftigkeit gegenüber den Datenschutzbedenken der Einwohner von Toronto war wahrscheinlich die Hauptursache für seinen Niedergang. In Kanada gibt es weit weniger Toleranz als in den USA für die Kontrolle öffentlicher Straßen und Verkehrsmittel durch den Privatsektor oder für das Sammeln von Daten über die Routineaktivitäten von Menschen, die ihr Leben führen. „In Kanada geht es um Frieden, Ordnung und eine gute Regierung. Die Kanadier erwarten nicht, dass der Privatsektor eingreift und uns vor der Regierung rettet, weil wir der Regierung großes Vertrauen entgegenbringen“, sagt Alex Ryan, Senior Vize-Präsident einer gemeinnützigen Organisation in Toronto.
Das neue Stadtkonzept Quayside betont die Bedeutung des menschlichen Lebens, der Pflanzenwelt und der Natur und ist eine auffällige Ablehnung des Smart-City-Konzepts. Das Projekt suggeriert mutig, dass die Bewohner ihre Stadt jetzt sowohl metaphorisch als auch buchstäblich grün haben wollen – die Entwürfe dieses Konzepts zeigen Bäume und Grünpflanzen, die von allen möglichen Balkonen und Vorsprüngen sprießen, ohne dass ein autonomes Fahrzeug oder eine Drohne zu sehen ist.
Jennifer Keesmaat, ehemalige Chefplanerin von Toronto ist der Meinung, dass weniger Abhängigkeit von der Technik und mehr bürgerschaftliches Engagement der neue Weg nach vorn sein könnten.
Die Smart City war in den letzten zwei Jahrzehnten das vielleicht vorherrschende Paradigma in der Stadtplanung. Der Begriff wurde ursprünglich von IBM in der Hoffnung geprägt, dass Technologie die Funktionsweise von Städten verbessern könnte, aber als Strategie für den Städtebau wurde sie am erfolgreichsten unter autoritären Regimen eingesetzt. Kritiker sagen, das Konzept der Smart City neige dazu, die Bedeutung des Menschen bei der Suche nach technologischen Lösungen zu übersehen. Auch wenn die architektonischen Entwürfe fabelhaft waren, hatte die Idee der Smart City immer Probleme.
Der Begriff selbst deutet darauf hin, dass es bestehenden Städten an Intelligenz mangelt, obwohl sie im Laufe der Menschheitsgeschichte 'Brutstätten' für Kultur, Ideen und Intellekt waren.
Das eigentliche Problem ist, dass intelligente Städte mit ihrer Betonung auf der Optimierung von allem darauf ausgelegt zu sein scheinen, genau das auszumerzen, was Städte wunderbar macht. New York und Rom und Kairo (und Toronto) sind keine großartigen Städte, weil sie effizient sind: Die Menschen fühlen sich von der Unordnung angezogen, von den überzeugenden und zufälligen Interaktionen innerhalb einer wilden Mischung von Menschen, die in unmittelbarer Nähe leben. Aber die Befürworter der Smart City vertraten stattdessen die Idee der Stadt als etwas, das quantifiziert und kontrolliert werden muss.
FAZ VON HELMUT BÜNDER, DÜSSELDORF,
DIGITALISIERUNG
Das schnelle 5G-Netz benötigt Server und Speicher, die große Strommengen verbrauchen. Der Energiekonzern Eon rechnet sich deswegen schon gute Geschäfte aus.
Der Datenturbo 5G wird zu einem großen Stromfresser. Laut einer Studie für den Energieversorger Eon könnte der neue Mobilfunkstandard im Jahr 2025 so viel Strom verbrauchen wie alle 2,5 Millionen Einwohner der Städte Köln, Düsseldorf und Dortmund zusammen. Bei zurückhaltenden Annahmen wird immer noch ein Strombedarf von 2,6 Terrawattstunden erwartet, was in etwa dem Jahresverbrauch von 1,7 Millionen Menschen entspräche. Mit 5G lassen sich riesige Datenmengen praktisch in Echtzeit übertragen. Das bringt nicht nur die Handy-Netze in Schwung, sondern schafft ganz neue technische Möglichkeiten für die Digitalisierung der Industrie und das Internet der Dinge. Dafür werden enorme Rechenleistungen benötigt, und es müssen, wie Forscher der RWTH Aachen in ihrer Untersuchung schreiben, viele zusätzliche kleine und lokale Rechenzentren in Betrieb genommen werden.
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