efahrer hier 22. Juli 2022 | Aslan Berse
Ministerin stellt Wasserstoff-Plan vor: Aus der Forschung gibt's Gegenwind
Wasserstoff Technologien gelten als Schlüssel zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft.
Deutschland, die Wasserstoffrepublik. Darauf hofft Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Sie sieht in grünem Wasserstoff die Chance die Energiewende zu meistern und Deutschland in Zuge dessen zum Vorreiter der Technologie zu machen. Experten reagieren darauf mit Ernüchterung.
Wasserstoff hat viele Vorteile. Vor allem bietet er eine saubere und nachhaltige Möglichkeit Energie zu speichern. In Deutschland existiert bereits eine Vielzahl an Pilotprojekten, die mit Wasserstoff arbeiten. Im neu vorgestellten "Wasserstoff Atlas" können Interessierte sich zu diesen Projekten interaktiv informieren.
Das freut Forschungsministerin Stark-Watzinger, die bei der Vorstellung des Wasserstoff Atlas die Wichtigkeit der Wasserstoff-Technologie für die Bewältigung der Energiewende hervorgehoben hat. Damit soll die Klimaneutralität bis 2045 erreicht und Deutschland zum globalen Vorreiter und Exporteur der Technik werden.
Einfacher gesagt als getan
Gegenwind gibt es aus der Forschung. Nicht, weil die Technologie keinen Sinn macht, sondern weil die Umsetzung nicht so einfach ist, wie es sich die Politik wahrscheinlich wünscht. Professor für regenerative Energiesysteme der HTW Berlin Volker Quaschning erklärte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk: „Für Wasserstoff braucht man erneuerbare Energien, um ihn herzustellen. Wasserstoff kann man nicht fördern, wie Erdgas irgendwie aus der Erde rausholen. Und wir haben in Deutschland erst 20 Prozent erneuerbare Energien.“
Damit gehe der Ausbau der Wasserstoff Systeme mit dem Ausbau der Gewinnung erneuerbarer Energien einher. Von daher schätzt Quaschning eine schnelle Lösung der Energiekrise oder der Abhängigkeit von russischem Gas durch den Fokus auf Wasserstoff als unrealistisch ein.
Es wird Zeit und Geld kosten
Die Wasserstofftechnologie wird auch nach Expertenmeinung essenziell für die Energiewende sein. Zum Beispiel für klimaneutrale Stahlproduktion, Langstreckenflüge und Energiespeicher kann sich Prof. Quaschning zukünftig keine nachhaltigen Alternativen als Wasserstoff vorstellen. Dennoch gibt es derzeit eine große Herausforderung für den flächendeckenden Einsatz: „Wasserstoff ist vielleicht nicht der Champagner, aber der Kaviar der Energiewende. Es ist einfach unendlich teuer.“, so Quaschning.
Seiner Einschätzung nach ist die Wasserstoff Technologie ein wichtiges Instrument in der Bewältigung der Energiewende. Das Potenzial ist enorm, allerdings dürfen andere, funktionierende und nachhaltige Technologien wie zum Beispiel Wärmepumpen und Batterien, nicht vernachlässigt werden.
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