Frank Hautumm Redaktionsleiter hier
Ravensburger Klimakonsens sorgt wieder für Streit
....Angesichts von satten 30 Grad im Großen Sitzungssaal des Rathauses wirkte die Botschaft des Experten gleich doppelt überzeugend: „Die Zeit drängt. Handeln Sie unverzüglich, schnell und ambitioniert“, ermahnte Mark Lehnertz, Mitglied des Ravensburger Klimarates, die Stadträte.
Doch um den sogenannten Ravensburger Klimakonsens gab es postwendend im Gemeinderat einmal mehr Streit und gegenseitige Vorwürfe. Nach zwei Jahren ist eine gemeinsame Linie der Fraktionen dazu, wie der Klimawandel lokal konkret bekämpft werden soll, weiter nicht abzusehen.
Den einen geht es viel zu langsam mit den Beschlüssen und Maßnahmen, um die Folgen der drohenden Katastrophe noch abzumildern. Die anderen verweisen auf das, was in den letzten Jahren in der Stadt schon alles getan worden ist. Dabei flogen zwischen den beiden größten Fraktionen Giftpfeile hin und her: August Schuler von der CDU warf den Grünen „dauerndes Lamentieren“, eine „Verbotspolitik“ und der politischen Konkurrenz und den Klimaaktivisten „Ökoterrorismus“ vor.
Maria Weithman von den Grünen hatte zuvor kritisiert, nach zwei Jahren Klimakonsens in Ravensburg habe der Gemeinderat im Grunde noch keine Maßnahme mit echten Effekten beschlossen: „Ein zahnloser Tiger, wir kommen mit Trippelschritten voran, während die Klimakrise bei uns in erschreckendem Ausmaß längst angekommen ist. Das ist Vogel-Strauß-Politik.“
Die Einschätzung der Verwaltung und des eigens eingesetzten Klimarates als beratendes Expertengremium hatten zuvor diese Ansicht weitgehend bestätigt: „Wir nehmen den Klimawandel ernst. Aber die hochpriorisierten Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus, um unsere selbst gesteckten Ziele zu erreichen“, sagte Julia Zyder vom Umweltamt. „Wir müssen mehr tun, und wir müssen schneller werden.“
Das sieht der Ravensburger Klimarat noch drastischer. „Wir reden über das wichtigste Thema unserer Zeit“, so Mark Lehnertz. Die Experten freuen sich darüber, dass sich der Gemeinderat zumindest auf den Weg gemacht habe: Dass künftig jeder Beschluss auf seine Auswirkungen aufs Klima geprüft werde, sei eine gute Entscheidung.
Gleiches gelte für die Reduzierung von kostenfreien Parkplätzen. „Aber das alles muss ambitionierter angegangen werden“, so der Sprecher des Klimarates. „Autos nehmen in der Stadt immer noch viel zu viel Raum ein.“ Lehnertz forderte mehr Fußgängerzonen, mehr Radwege, mehr Photovoltaik auf den Dächern.
Während die Grünen applaudieren ist die CDU überzeugt dass Ravensburg sich auf einem guten Weg befinde. Aufgrund welcher Maßnahmen wird wohl das Geheimnis der CDU bleiben. Auf jeden Fall soll der Klimaschutz wieder mal auf die lange Bank geschoben werden.
Höflacher von den „Bürgern für Ravensburg“ sprach von einem gigantischen Transformationsprozess“, bei dem man sich verzettele. Er plädierte dafür sich auf 2-3 konkrete Projekte zu einigen einigen, die viel bringen.
Freie Wähler und FDP wiesen auf die Notwendigkeit von Kompromissen hin.
Das hört sich für mich leider nicht nach "unverzüglich, schnell und ambitioniert" an. Die Gefahr ist groß, dass diese Aussage bei jeder angestrebten Maßnahme in der konkreten Umsetzung dann zur Verzögerungstaktik mutiert, weil man ja niemandem etwas zumuten will. Aber ein gigantischer Transformationsprozess ohne Veränderung ist wahrhaft utopisch.
Es wird Zeit aufzuwachen und dem Ernst der Situation ins Auge zu blicken: wir reden über das wichtigste Thema unserer Zeit!
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