Ulla hat für uns diesen spannenden "Erlebnis-Bericht" geschrieben. Vielen Dank!
Das Gespräch fand am 8. Juli im Dorfgemeinschaftshaus Unterankenreute statt
(Die Anmerkungen stammen übrigens auch von Ulla)
Neues aus dem Landratsamt Ravensburg
.... mit ausgewählten Themen des Bürgergesprächs
Zum Teil hochemotional diskutiert wurde der ÖPNV in der Gemeinde, den es laut Aussage eines Bürgers „ja gar nicht gibt“. Was ist das für ein ÖPNV, wenn man am frühen Abend schon nicht mehr aus RV/Wgt. nach Hause kommt? Und samstags uns sonntags weder weg- noch zurückkommt, es also gar keinen Bus gibt?
Sehr großer Frust ist zusammengekommen, denn die einst gut funktionierende Buslinie wurde nach und nach kaputtgeschrumpft…
Dieser Frust wurde eindrücklich formuliert und er ist, wie ich meine, beim
Gastgeber angekommen.
Landrat Sievers verspricht Besserung:
Als Gesamtstrategie wolle der Landkreis weg von einer passiven Rolle und
wechseln in eine aktiv gestaltende Rolle. Vorher hätten eher die Kosten, der
Markt und das verfügbare Geld der Gemeinden die Sache geregelt, jetzt wolle man
sich aktiv an der Verkehrswende beteiligen.
Anm.: Nein , das hier ist keine Satire.
Man müsse zuerst die größeren Zentren und die Achsen dazwischen bedienen, dort
das Angebot verbessern. Dann sollen Verbesserungen in der Fläche kommen bis hin
zu Rufbussen und/oder Sammeltaxis. Die bisher schlecht angebundene Gemeinde
habe gute Chancen auf baldige spürbare Verbesserungen.
Viel Unmut wird auch über die hohen Fahrpreise geäußert. Für eine Fahrt von gut
3km muss man ca. 3,30 € bezahlen.
Anm.: Ist das noch zeitgemäß? Sozial ausgewogen? …Und was will man
eigentlich: Abschrecken oder Anlocken???
Sehr interessant werden Sievers‘ Äußerungen, als ein junger Bürger die
Dringlichkeit der Klimaerwärmung anspricht, die im Gegensatz stehe zum Tempo
der Maßnahmen des Landkreises.
Sievers: „Wir wollen keine schlechte Stimmung verbreiten. Mit schlechter
Stimmung verschreckt man die Menschen nur. Wir wollen nicht mit Horrorszenarien
arbeiten.“
Auf meine Frage nach den konkreten zu erwartenden Temperaturanstiegen in
unserer Region in naher und ferner Zukunft waren Sievers` Äußerungen, wie ich
finde recht irritierend:
Ja…da könne er beruhigen, bei uns werde es nicht so schlimm, wohingegen man
wohl in Freiburg im Sommer aufgrund der hohen Temperaturen wohl in Zukunft nicht mehr leben wolle…. Und
das ganz nach der Manier „keine schlechte Stimmung verbreiten“ mit einem recht
fröhlichen Lachen, denn - jetzt wird’s
wirklich satirisch - da haben wir ja
nochmal Glück gehabt, aber schau mal dort, ha ha … die Freiburger! Ja, mei Pech
gehabt… Ist ja nicht „sein“ Landkreis.
Beim Thema nachhaltiger Bauwirtschaft verweist Sievers auf drei größere
Bauprojekte des Landkreises, die z.T. mit sog. Recyclingbeton und nachwachsenden
Rohstoffen gebaut werden sollen oder im Bau sind. Wobei hier angeblich große
Anfangsschwierigkeiten im Weg stehen, da es wohl so gut wie kein Knowhow in der
Branche zu diesem Thema gibt und die Verwaltungen u.a. bei der Recherche dadurch
schnell an ihre Belastbarkeitsgrenzen stoßen.
Anm.: Da sind die „ausgetretenen Pfade“
zur Kieswirtschaft sicher viel besser eingeübt…
Zu guter Letzt wurden noch lobend die autofreien Wochenenden im Lauratal
erwähnt, wobei das Lob hier an die Bürgermeisterin der Gemeinde ging, die
soweit mir bekannt ist, nicht zu den Initiatorinnen gehörte. Aber das kann
vielleicht angesichts des großen Erfolges der Aktion hingenommen werden. Denn
Landrat Sievers stellte in Aussicht, dass das Modell „Autofreies Lauratal“
nächstes Jahr in anderen Gemeinden aufgegriffen werden könnte, indem man an
Wochenenden oder Sonntagen dortige Kreisstraßen sperren könne. Wenn das nicht
ein echter Erfolg ist! Glückwunsch an alle, die dabei mitgewirkt haben. Der
Gedanke ist weiter oben angekommen!
Wenn auch z.T. sehr kontrovers und hitzig
diskutiert wurde, und Grundpositionen weit auseinanderliegen, so scheint
mir das Miteinander-Reden sich mal wieder als eine Disziplin zu erweisen, die
mehr bringt als die One-Way-Kommunikation von Amtsblättern und amtlichen Homepages.
Zum Schluss noch dieser Gedanke: Warum ist das Setting eigentlich immer so, dass Bürger*innen Fragen stellen sollen, es
gibt eine Antwort, vielleicht eine Diskussion, aber das letzte Wort hat dann
der oder die, die gewählt wurden um einen wichtigen Job zu übernehmen, aber
nicht um uns womöglich noch von oben
herab zu sagen, wo es lang geht…?
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