Mittwoch, 13. Juli 2022

Landrat Sievers im Gespräch mit Bürger*innen der Gemeinde Schlier

Ulla hat für uns diesen spannenden "Erlebnis-Bericht" geschrieben. Vielen Dank!
Das Gespräch fand am 8. Juli im  Dorfgemeinschaftshaus Unterankenreute statt
(Die Anmerkungen stammen übrigens auch von Ulla)

Neues aus dem Landratsamt Ravensburg
....  mit ausgewählten Themen des Bürgergesprächs

Zum Teil hochemotional diskutiert wurde der ÖPNV in der Gemeinde, den es laut Aussage eines Bürgers „ja gar nicht gibt“. Was ist das für ein ÖPNV, wenn man am frühen Abend schon nicht mehr aus RV/Wgt. nach Hause  kommt? Und samstags uns sonntags weder weg- noch zurückkommt, es also gar keinen Bus gibt?
Sehr großer Frust ist zusammengekommen, denn die einst gut funktionierende Buslinie wurde nach und nach kaputtgeschrumpft…


Dieser Frust wurde eindrücklich formuliert und er ist, wie ich meine, beim Gastgeber angekommen.
Landrat Sievers verspricht Besserung:
Als Gesamtstrategie wolle der Landkreis weg von einer passiven Rolle und wechseln in eine aktiv gestaltende Rolle. Vorher hätten eher die Kosten, der Markt und das verfügbare Geld der Gemeinden die Sache geregelt, jetzt wolle man sich aktiv an der Verkehrswende beteiligen.
Anm.: Nein , das hier ist keine Satire.
Man müsse zuerst die größeren Zentren und die Achsen dazwischen bedienen, dort das Angebot verbessern. Dann sollen Verbesserungen in der Fläche kommen bis hin zu Rufbussen und/oder Sammeltaxis. Die bisher schlecht angebundene Gemeinde habe gute Chancen auf baldige spürbare Verbesserungen.


Viel Unmut wird auch über die hohen Fahrpreise geäußert. Für eine Fahrt von gut 3km muss man ca. 3,30 € bezahlen.
Anm.: Ist das noch zeitgemäß?  Sozial ausgewogen? …Und was will man eigentlich: Abschrecken oder Anlocken???


Sehr interessant werden Sievers‘ Äußerungen, als ein junger Bürger die Dringlichkeit der Klimaerwärmung anspricht, die im Gegensatz stehe zum Tempo der Maßnahmen des Landkreises.
Sievers:
Wir wollen keine schlechte Stimmung verbreiten. Mit schlechter Stimmung verschreckt man die Menschen nur. Wir wollen nicht mit Horrorszenarien arbeiten.“
Auf meine Frage nach den konkreten zu erwartenden Temperaturanstiegen in unserer Region in naher und ferner Zukunft waren Sievers` Äußerungen, wie ich finde recht irritierend:
Ja…da könne er beruhigen, bei uns werde es nicht so schlimm, wohingegen man wohl in Freiburg im Sommer aufgrund der hohen Temperaturen  wohl in Zukunft nicht mehr leben wolle…. Und das ganz nach der Manier „keine schlechte Stimmung verbreiten“ mit einem recht fröhlichen Lachen, denn  - jetzt wird’s wirklich satirisch -  da haben wir ja nochmal Glück gehabt, aber schau mal dort, ha ha … die Freiburger! Ja, mei Pech gehabt… Ist ja nicht „sein“ Landkreis.

 
Beim Thema nachhaltiger Bauwirtschaft verweist Sievers auf drei größere Bauprojekte des Landkreises, die z.T. mit sog. Recyclingbeton und nachwachsenden Rohstoffen gebaut werden sollen oder im Bau sind. Wobei hier angeblich große Anfangsschwierigkeiten im Weg stehen, da es wohl so gut wie kein Knowhow in der Branche zu diesem Thema gibt und die Verwaltungen u.a. bei der Recherche dadurch schnell an ihre Belastbarkeitsgrenzen stoßen.
Anm.: Da sind die „ausgetretenen Pfade“ zur Kieswirtschaft sicher viel besser eingeübt…


Zu guter Letzt wurden noch lobend die autofreien Wochenenden im Lauratal erwähnt, wobei das Lob hier an die Bürgermeisterin der Gemeinde ging, die soweit mir bekannt ist, nicht zu den Initiatorinnen gehörte. Aber das kann vielleicht angesichts des großen Erfolges der Aktion hingenommen werden. Denn Landrat Sievers stellte in Aussicht, dass das Modell „Autofreies Lauratal“ nächstes Jahr in anderen Gemeinden aufgegriffen werden könnte, indem man an Wochenenden oder Sonntagen dortige Kreisstraßen sperren könne. Wenn das nicht ein echter Erfolg ist! Glückwunsch an alle, die dabei mitgewirkt haben. Der Gedanke ist weiter oben angekommen!


Wenn auch z.T. sehr kontrovers und hitzig  diskutiert wurde, und Grundpositionen weit auseinanderliegen, so scheint mir das Miteinander-Reden sich mal wieder als eine Disziplin zu erweisen, die mehr bringt als die One-Way-Kommunikation von Amtsblättern und amtlichen Homepages.
Zum Schluss noch dieser Gedanke: Warum ist das Setting eigentlich immer so,  dass Bürger*innen Fragen stellen sollen, es gibt eine Antwort, vielleicht eine Diskussion, aber das letzte Wort hat dann der oder die, die gewählt wurden um einen wichtigen Job zu übernehmen, aber nicht um uns  womöglich noch von oben herab zu sagen, wo es lang geht…?

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