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Schwäbische Zeitung hier 19.07.2022 Alexander Tutschner
Wasserentnahmeverbot im Bodenseekreis
Die Flüsse im Bodenseekreis führen aktuell zu wenig Wasser, das Landratsamt hat ein Entnahmeverbot ausgesprochen.
...Bei der Nachfrage im zuständigen Amt wird schnell klar: hier geht es nicht um eine Formalität oder um eine Vorsichtsmaßnahme. Es ist der Klimawandel vor der Haustür. Betroffen sind nicht nur Landwirte, sondern beispielsweise auch der VfB Friedrichshafen.
Ein derartiges Wasserentnahmeverbot über eine Allgemeinverfügung hat es im Bodenseekreis bislang nur einmal gegeben, im extrem trockenen Jahr 2018. Warum wurde es aber in diesem Jahr wieder erlassen, wo es doch in den vergangenen Wochen immer wieder teilweise stark regnete?
Auswirkungen des Klimawandels
„Weil wir ein extrem trockenes Frühjahr hatten“, sagt Klaus Ruff. Er ist Leiter des Amtes für Wasser- und Bodenschutz beim Landratsamt und damit für die Verfügung verantwortlich. Dadurch sei der Grundwasserspiegel in diesem Jahr auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. Das Grundwasser sei nicht ausreichend durch Schneeschmelze und Regen aufgefüllt worden. „Das sind unbestritten Auswirkungen vom Klimawandel“, sagt Ruff.
Die Flüsse hätten eine unmittelbare Verbindung zum Grundwasser, das sie normalerweise bei Trockenheit eine Zeitlang speist. „Es fließt immer ein bisschen Grundwasser in die Flüsse“, sagt Ruff. Durch den kräftigen Regen seien die Pegel der Flüsse zwischenzeitlich kurzfristig gestiegen, „aber dann innerhalb von wenigen Tagen wieder stark abgefallen“, sagt Ruff. Weil eben die Puffer durch das Grundwasser nicht gut gefüllt sind.
Fische und Pflanzen leiden
Die Flüsse im Kreis werden regelmäßig überwacht, sinken die Pegel unter ein gewisses Niveau, muss das Landratsamt handeln. „Fische, Kleinlebewesen und Wasserpflanzen leiden unter ansteigenden Gewässertemperaturen und dem verringerten Sauerstoffgehalt“, sagt Ruff. Konkret betroffen seien etwa die gefährdeten und streng geschützten Fischarten Strömer und Groppe.
Landwirte betroffen
Betroffen von dem Entnahmeverbot ist jetzt zunächst einmal die Landwirtschaft. Etwa Bauern an der Seefelder Aach, die dort normalerweise Wasser entnehmen dürfen und vereinzelte an der Schussen. Etwas besser war die Situation zunächst noch an der Argen.
Die beiden großen Beregnungsverbände Oberdorf und Kressbronn durften zunächst noch Wasser über eine Ausnahmegenehmigung entnehmen. Seit Montag ist auch hier Schluss, aufgrund der anhaltenden Trockenheit und der weiterhin niedrigen Pegelstände sei die Genehmigung nicht verlängert worden.
....„Betroffen sind vor allem Sonderkulturen“, sagt Dieter Mainberger, der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Tettnang....
Die betroffenen Bauern würden zunehmend nach Alternativen suchen, also etwa Brunnen bohren oder Wasserbecken bauen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis müsse aber in Relation sein. Er beklagt hohe bürokratische Hürden in diesem Zusammenhang. Eine Lösung müsse aber gefunden werden, denn: „Ohne Wasser kein Leben“.
...Nur eingeschränkt möglich ist es dagegen für die Bauern, einfach Wasser aus der Leitung zu verwenden. „Das öffentliche Netz ist begrenzt“, sagt Ruff....
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