Freitag, 29. Juli 2022

Pressereaktionen: Retten statt vernichten

Das ist ein Artikel, der es wirklich in sich hat! Die Zusammenhänge werden wunderbar beleuchtet!
Hier sind nur Auszüge dieses wertvollen Artikels wiedergegeben, aber dieser Artikel ist unbedingt lesenswert. Am Besten gleich vollständig im Original lesen!

BLIX hier  

Die Vernichtung ließe sich vermeiden
84 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel ließen sich nach Aussagen von Umwelt- und Verbraucherorganisationen vermeiden. Ein strittiger Punkt sind die Mindesthaltbarkeitsdaten, MHD, nach denen diese riesigen Mengen an Lebensmitteln in Container geworfen werden. Die Produzenten legen sie nach eigenen Kriterien, „nach bestem Wissen und Gewissen“ wie es schwammig heißt, mit Fachleuten fest. Die heikle Frage ist, ob das unternehmerische „Gewissen“ für den Gewinn schlägt und weniger für die Gesundheit, ob die MHD so knapp berechnet sind, weil dies mehr Produktion eigentlich unnötiger Lebensmittel garantiert. Die entsorgten Lebensmittel können noch Wochen nach dem Verfallsdatum problemlos verzehrt werden. Dafür sind die Tafeln der beste Beweis: 264.000 Tonnen retten sie jährlich vor der Vernichtung und geben sie an 1,5 Millionen Bedürftige weiter. Das entbehrt nicht einer gewissen politischen Absurdität. Mit dem ehrenamtlichen Engagement der Tafel-Mitarbeiter wird der Sozialetat des Staates entlastet. Die Armen bleiben dennoch Bittsteller. „Aber wir können und wollen den Sozialstaat nicht ersetzen“, sagt Jochen Brühl vom Bundesverband der Tafeln.


Agrobusiness für uns, Hunger für die anderen
Die Vernichtung von Lebensmitteln ist das letzte Glied eines auf Vernichtung von bäuerlichen Existenzen, von natürlichen Ressourcen und der Artenvielfalt ausgerichteten Agrarsystems in der gesamten EU. 1991 gab es laut Statistischem Bundesamt 430.000 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland, 2021 waren es noch 256.900, rund 40 Prozent weniger. Gleichzeitig produzieren immer weniger Bauern und Bäuerinnen immer mehr Getreide, Kartoffeln, Eier, Milch und Fleisch. Die Produktion von Weizen hat sich vervierfacht. Ein Gewinn für die Landmaschinenindustrie, die Chemie-, die Düngemittelindustrie. Und ein Gewinn für die Supermarktketten, denn mit der rapiden Vergrößerung der Betriebe erhöhte sich die Verschuldung. Die Bauern sitzen in der Falle, sie müssen verkaufen zu Dumpingpreisen, oft an der Grenze ihrer Existenz. Wachstum war auch das Motto der staatlichen landwirtschaftlichen Berater. Ein Unter-bietungswettbewerb bei dem der letzte Gewinn, der Verkauf oder die Verpachtung des Grund und Bodens ist. Agrarland wird zum Spekulationsobjekt, für Gewerbe, Supermärkte und Einfamilienhäusern auf versiegelten Böden im „Grünen“.

Unser Genuss ist der Hunger der Anderen
Ein ständig wachsender Anteil unserer Lebens- und Genuss-mittel sowie der Futtermittel für Fleisch und Milch kommt aus Ländern des Südens und kreiert dort Hunger und Vertreibung von indigenen Völkern und Kleinbauern.
Weltweit hungern 820 Millionen Menschen, vor allem in Ländern des Südens. Die Zahl steigt wegen des Krieges in der Ukraine rapide. Ist der Überfluss der einen die Ursache für den Hunger der anderen?........


Schwäbische Zeitung  hier   28.07.2022  Bernd Adler

Ravensburger Justiz verurteilt sogenannte Lebensmittelretter

Nach deutschem Recht gilt „Containern“ als Diebstahl, beim Überschreiten eines verschlossenen Bereichs sogar als Hausfriedensbruch. Letzteren haben die beiden offenbar aber nicht begangen. Sie gestanden aber vor Gericht, aus offenen Abfallbehältern bei „Netto“ und „Norma“ in Ravensburg und Weingarten weggeschmissene Lebensmittel mitgenommen zu haben.

Keiner der betroffenen Discounter erstattete Anzeige. Schließlich sind abgelaufene Waren Müll, für deren Entsorgung sie Geld bezahlen müssen. Die Anzeige übernahm daher die Staatsanwaltschaft. Der Vorwurf: Diebstahl.





Kurzbericht im Südkurier  hier   29.7.22  VON CHRISTINA BÖMELBURG

Essensrettung oder Diebstahl: Urteil im Prozess um Containern

Zwei junge Menschen holen Lebensmittel aus Supermarkt-Containern. Für sie ist es „Essensrettung“, für die Justiz ist es Diebstahl. Am Amtsgericht Ravensburg sind sie nun verurteilt worden.


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