Montag, 14. März 2022

Angst vor einer Ernährungskrise

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 "Wir müssen auch an Fleischkonsum und Biokraftstoffe ran"

Der Krieg in der Ukraine blockiert eine lebenswichtige Versorgungsader, die Ukraine und Russland sind Agrarsupermächte. Nicht nur Europa wird das zu spüren bekommen, sagt Sebastian Lakner von der Universität Rostock ntv.de.
Schätzungsweise 103 Tage kann die Weltbevölkerung sich aus Lagerbeständen von Getreide und Mais ernähren. Was passiert danach? "Diesen Teil der Krise sollten wir sehr ernst nehmen", warnt der Agrarökonom. Um die Versorgung der Menschen mit Mais, Getreide und Raps zu sichern, empfiehlt er dringend, den Fleischexport und die Beimischung von Biokraftstoffen in Benzin infrage zu stellen. 

....Die Ukraine ist durch ihre Schwarzerde-Böden eine sehr fruchtbare Region. Bei den Herbstbestellungen geht es neben Gerste und Weizen auch um Winterraps, der ein wichtiger Grundbestandteil für Öle ist. Die Sommerbestellungen für Sommergetreide, Mais und Sonnenblumen machen einen kleineren Anteil aus, sind aber auch von Bedeutung. Aber die Bestellungen müssten jetzt im März und April stattfinden. In einer kriegerischen Auseinandersetzung wie jetzt ist daran nicht zu denken. Der Krieg ist ein Verbrechen an der Zivilbevölkerung, aber er ist auch ein Desaster für die gesamte ukrainische Landwirtschaft.

Im Moment können die Bauern weder düngen noch Pflanzenschutz durchführen. Den Betrieben fehlt der Treibstoff, weil die Bauern ihn entweder an die Armee abgeben oder er verbrannt wird, damit er den Russen nicht in die Hände fällt. Das führt dazu, dass die Betriebe nicht arbeiten können. Das ist dramatisch. Das Exportgeschäft ist zudem stark von Infrastruktur abhängig. Das russische Militär zerstört aber gezielt Brücken und Straßen. Ein Kollege beschrieb die Lage kürzlich mit den Worten, er wäre froh, wenn die Ukraine am Ende des Jahres so rauskomme, dass sie sich noch selbst versorgen kann. 

Russland hat mehr Landressourcen, aber nicht ganz so viele gute Standorte wie die Ukraine. Trotzdem liegt der Weltmarktanteil bei Getreide 2021/22 auch bei circa 10 Prozent. Der Anteil von Kasachstan beträgt 7,3 Prozent. ....Es gibt Stimmen, die den Wegfall der Exportmenge Russlands gleich mit einpreisen. Wenn wir die Ukraine, Russland und Kasachstan zusammenzählen, sind wir bei 25 Prozent Weltmarktanteil bei Getreide und Mais.


Im Tagesspiegel  hier

„Die Lebensmittelversorgung in Deutschland ist sicher“

„Die Lebensmittelversorgung in Deutschland ist sicher“, sagte Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) am Freitag. Denn bei Weizen ist Deutschland Selbstversorger. Dennoch werden auch die Bundesbürger die Folgen des Krieges zu spüren bekommen. Viele Lebensmittel werden jetzt noch teurer. Wegen der hohen Energiepreise hat sich Mineraldünger im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 300 Prozent verteuert, die hohen Strom- und Gaskosten werden nicht nur die Preise für Treibhausgemüse, sondern auch für Molkereiprodukte in die Höhe treiben, befürchtet das Bundesagrarministerium.


......Özdemir verurteilte die „Vorschläge von gestern“ als Panikmache. Er sei kein Minister des „Krisenhoppings“, man dürfe nicht eine Krise gegen die andere ausspielen, warnte der Grünen-Politiker. Der Krieg zeige vielmehr, dass es auch in der Agrarpolitik wichtig sei, sich möglichst unabhängig zu machen. 60 Prozent des Getreides landen in Deutschland im Futtertrog. Wenn weniger Nutztiere gehalten werden würden, würde sich das Problem entschärfen, meint der Minister.

Angesichts der aktuellen Krise kommt der Minister den Landwirten aber dennoch in einigen Punkten entgegen. Özdemir will auf ökologischen Vorrangflächen in einer Größe von rund 1,2 Millionen Hektar ausnahmsweise den Anbau von Futtermitteln erlauben, um den Anstieg der Futtermittelpreise als Folge des Ukraine-Krieges abzumildern. Der Aufwuchs auf diesen Flächen wird als Futter freigegeben, kündigte Özdemir am Freitag an. Normalerweise werden Pflanzen, die auf Brachen oder Zwischenfrüchte-Flächen angebaut werden, zur Bodenverbesserung untergepflügt.

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