Schwäbische Zeitung hier Annette Vincenz
Wegen Corona mussten einige Einzelhändler aufgeben, auch in der Ravensburger Innenstadt gibt es zahlreiche Leerstände. Andere wollen sich verkleinern und dafür das Internetgeschäft ausbauen. Viele Unternehmen reduzieren zudem ihre Büroflächen, weil die Mitarbeiter genauso gut aus dem Homeoffice arbeiten können. Und gleichzeitig fehlt es dramatisch an Wohnungen. Was läge also näher, als Gewerbeflächen in Wohnraum umzuwandeln?
Weniger Verkaufsflächen, mehr Online-Handel
„Hybrid“ heißt das neue Modewort. ....Einige Einzelhändler sehen im hybriden Zusammenspiel an persönlicher Beratung vor Ort und dem Ausbau ihres Online-Geschäfts hingegen gute Zukunftsperspektiven. Zum Beispiel „Ravensbuch“ am Marienplatz. Nach der Fusion mit Osiander, das schon seit längerem eine strategische Partnerschaft im Internetauftritt mit der großen Thalia-Kette pflegt, ist das einfacher geworden als vorher. Deutlich professioneller.
.....In Ravensburg ist das Problem gar nicht so schlimm wie in vielen anderen baden-württembergischen Städten, weil es noch zahlreiche inhabergeführte Geschäfte gibt“, erläutert Riethmüller im Gespräch mit „Schwäbische.de“. Für die Eigentümer von vermieteten Geschäften würde aber einiges auf dem Spiel stehen, wenn sich die Händler aus den Obergeschossen zurückziehen und aufs Erdgeschoss konzentrieren wollten. „Für viele ist das ja die Altersvorsorge, und sie können es sich nicht leisten, auf diese Einnahmen zu verzichten.“
Daher fordert er die Kommunen auf, schnell die baurechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, aus Obergeschossen Wohnraum zu machen. Der würde schließlich dringend gebraucht. Und dann hätten die Vermieter eben im Erdgeschoss weiterhin die gewerblichen Mieter und in den Obergeschossen Einnahmen aus Wohnungsmieten. Hybrid-Vermieter sozusagen.
....Wo immer es möglich sei, würde die Stadt die Umwandlung von Gewerbeimmobilien zu Wohnungen aber begrüßen und unterstützen, betont Bastin.... Vor 15 Jahren hätten Geschäfte in der Ravensburger Innenstadt noch 200 000 Quadratmeter Platz eingenommen, heute seien es nur noch 175 000 Quadratmeter. Tendenz weiter sinkend, auch beschleunigt durch die Pandemie. „Auch heute lassen wir schon andere Nutzungen zu“, betont der Baubürgermeister. ..
Stadt genehmigt alles, was geht
Letztlich müssten die Eigentümer der Immobilien aber auch bereit sein, viel Geld für aufwendige Umbauten in die Hand zu nehmen. Zwischenwände mit Elektroleitungen, sanitäre Anlagen mit Wasser- und Abwasserleitungen – das alles lässt sich nicht mal eben einfach auf einer Etage einbauen, die früher bloß eine riesige Stellfläche für Kleiderständer war, selbst wenn das Treppenproblem über einen neuen Außenzugang gelöst werden kann, es ausreichend Fensterflächen für die neuen Wohnungen gibt und der Denkmalschutz dem nicht entgegensteht. Die Stadt sei in diesen Fällen gern bereit, Baugenehmigungen zügig zu erteilen.
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