Dienstag, 22. März 2022

Die „Schwäbische Zeitung“ beantwortet Fragen zum Thema Windenergie

 Rentieren sich Windräder im Süden?

Von Philipp Richter hier Auszüge aus dem Artikel


... „Wir sind zur Schlussfolgerung gekommen, dass der Infraschall von Windrädern nach jetzigen Erkenntnissen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle liegt“, sagt Po Wen Cheng. Er ist Professor und Lehrstuhlinhaber für Windenergie an der Universität Stuttgart und koordiniert ein Windenergie-Forschungscluster - ein Netzwerk von über 25 Gruppen an sieben Universitäten und Forschungseinrichtungen in Süddeutschland.

Sind Windkraftanlagen recycelbar?
Ja, sagt Professor Po Wen Cheng. 80 bis 90 Prozent der Windräder bestehen aus Stahl und Beton, was sich einfach wiederverwerten lässt. Allerdings würden die Rotorblätter bislang aus Faserverbundstoffen hergestellt, die sich nicht einfach recyceln lassen. Diesen Stoffen könne man allerdings ein zweites Leben geben, wie Cheng sagt, zum Beispiel für die Überdachung von Fahrradstellplätzen. In den Niederladen sei eine Fußgängerbrücke daraus gebaut worden, man könne sie auch schreddern und Baumaterialien beimischen. Mittlerweile gebe es neue Technologien, zum Beispiel von Siemens-Gamesa, die es erlauben, voll recycelbare Rotorblätter zu produzieren. Bis 2030 hätten sich die Rotorblatthersteller zudem dazu verpflichtet, nur noch recycelbare Produkte herzustellen.

Müssen Windkraftanlagen wieder abgebaut werden?
Ja, auch Windräder nutzen sich ab oder müssen erneuert werden. Diesen Prozess nennt man Repowering. Laut Po Wen Cheng haben Windräder der älteren Generation eine Lebenserwartung von 20 Jahren. „Eine Lebensdauer von 25 Jahren ist jedoch nicht selten“, sagt der Professor. ....

Wie teuer ist Windenergie und treibt sie den Strompreis in die Höhe?
„Schon vor dem Krieg in der Ukraine war klar, dass Windenergie viel günstiger als Gas- oder Kohlestrom ist“, sagt Po Wen Cheng. Anlagenbetreiber gäben durchschnittlich Kosten von etwa 5 Cent pro Kilowattstunde an - Gewinn für die Betreiber ist bereits mit eingerechnet. Der Strompreis von etwa 30 Cent pro Kilowattstunde, die der Stromkunde bezahlt, beinhaltet Steuern, Netzentgelt und andere Abgaben. Strom aus neuen Gas- und Kohlekraftwerken kostete bislang mindestens zwischen 8 und 11 Cent pro Kilowattstunde. „....

Wie leistungsfähig sind Windkraftanlagen?
Ein Windrad der neuesten Generation hat heute in der Regel eine Leistung von 4 bis 6 Megawatt mit einem Rotordurchmesser von 150 Metern. Mittlerweile gibt es aber auch Windräder, die 6 bis 7 Megawatt leisten. Solche sind beispielsweise schon in Finnland und Schweden in Betrieb.

Wird die deutsche Landschaft jetzt mit Windrädern zugepflastert?
..Nach Erkenntnissen von Experten bräuchte man circa 180 bis 190 Gigawatt Leistung an Land, um die Klimaziele von 2050 zu erreichen. Mit 33 000 Windräder in ganz Deutschland und mit der Größe von modernen Windenergieanlagen zwischen 5 und 6 Megawatt wäre das machbar. Schon heute gibt es rund 28 000 Windräder in Deutschland. Der Vorteil von Windenergie sei, dass die Fläche zwischen Windräder weiterhin der Landwirtschaft zur Verfügung steht....

Brauchen Windräder massive Fundamente?
Ja. Je höher die Anlage ist und desto größer der Rotor, desto mehr Kräfte wirken. Also muss auch ein entsprechendes Fundament geschaffen werden. Das Fundament einer Schwachwindanlage mit einer Leistung von 5 Megawatt hat laut Angaben des Windenergie-Forschungsclusters einen Durchmesser von 20 bis 30 Metern und eine Tiefe von bis zu vier Metern. Solche Anlage könnten laut Wissenschaft circa 3000 bis 4000 Haushalte mit Windstrom versorgen - je nach Windbedingungen.

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