Ein großes Dankeschön an Frau Vincenz für diesen ausgewogenen Artikel in der Schwäbischen Zeitung, der die Vorkommnisse in unserer Heimat in Beziehung zu den großen Krisen unserer Zeit setzt.
Für mich fehlt noch der Hinweis auf den überzogenen Einsatz der Staatsmacht - nicht nur im Wald, auch bei den Sitzungen des Regionalverbandes wurde kräftig übertrieben und kriminalisiert. Die gebotene Verhältnismäßigkeit wurde zunehmend aus dem Blick verloren.
Danke auch für den Hinweis auf §13b, der große Schuld trägt am ungebremsten Flächenfraß im Land. Auch hier stimmt die gebotene Verhältnismäßigkeit schon längst nicht mehr mit den erzielten Ergebnissen überein, trotzdem wurde er letztes Jahr zum Entsetzen der Umweltschützer verlängert.
Fr. Vinzenz erwähnt die Proteste gegen den nicht klimagerechten Regionalplan. Es stimmt natürlich, dass der Rechtsrahmen des Bundesverfassungsgerichtes erst gegen Ende der Planerstellung deutlich wurde. Allerdings gab es den Pariser Beschluss zur Begrenzung auf 1,5° schon sehr lange vorher. Auch der Regionalverband wusste von diesem Abkommen, ebenso wie er vom Flächenziel Netto-Null wußte. Es gab seit Jahren Proteste im Regionalgebiet, die sich auf diese beiden Ziele bezogen, ohne dass der Regionalverband das auf das eigene Handeln umgelegt hätte.
Am Schluss des Artikels wies Fr. Vincenz auf Aussagen hin, die mit Nägel gespickten Bäume in der Kiesgrube seien nicht alle mit Warnhinweisen versehen worden und daher gefährliche Gefahrenquellen gewesen. Ich denke dazu werden auch die Aktivisten noch etwas zu sagen haben. Ich bin gespannt.
Schwäbische Zeitung Von Annette Vincenz
Neue Serie „Unser Klima“ - Heute: Protestaktionen im Mittleren SchussentalEr polarisiert in Ravensburg ähnlich wie Greta Thunberg weltweit: Die einen bewundern seinen Mut und Einsatz für die Umwelt, die anderen verurteilen die teils illegalen Methoden, mit denen er auf den Klimawandel aufmerksam machen will - und darauf, dass auch Politiker vor Ort seiner Meinung nach zu wenig tun, die sich anbahnende Klimakatastrophe zu stoppen. Vor etwa 16 Monaten kletterte der damals 17-jährige Schüler Samuel Bosch auf seinen ersten Baum in Ravensburg. Und blieb dort tage- und nächtelang. Mittlerweile haben sich der Szene nicht nur zahlreiche junge Menschen, sondern auch Erwachsene angeschlossen. Und am Ravensburger Amtsgericht laufen fast wöchentlich Prozesse gegen die Baumbesetzer.
Mehr Plastikmüll als Fische in Ozeanen, brennende Amazonas-Wälder in Brasilien, das Auftauen des Permafrostbodens in Russland und Nordamerika, ein nie dagewesenes Artensterben weltweit - dazu eine immer weiter wachsende Weltbevölkerung mit großem Energiehunger, der vor allem mit fossilen Brennstoffen befriedigt wird und den Treibhauseffekt anheizt und beschleunigt: Wenn die Menschheit nicht sehr schnell umdenkt, könnte die Generation der heutigen Kinder und Jugendlichen die letzte auf der Erde sein.
„Ich habe Angst“, sagt eine 19-jährige Klimaaktivistin, die sich wegen des Entfaltens eines CDU-kritischen Banners auf der Weingartener Basilika vor Gericht verantworten muss. Wegen Hausfriedensbruchs und eines Verstoßes gegen das Versammlungsrecht bekommt sie 30 Sozialstunden aufgebrummt, obwohl die Richterin ihre Angst teilt. Angst davor, bald in einer Wüste zu leben mit Außentemperaturen von über 40 Grad, Angst vor Wasser- und Nahrungsmangel als unweigerliche Folge dieser Hitze, Angst vor Kriegen um die knapper werdenden Ressourcen.
Dabei schauen die Klimaaktivisten nicht nur in die große weite Welt, sondern vor die eigene Haustür. Ein Teil von ihnen campiert im Altdorfer Wald, um dort den Kiesabbau zu verhindern - so wie andere junge Menschen den Braunkohleabbau im Hambacher Forst verhindert haben. Überhaupt zieht der Regionalplan Bodensee-Oberschwaben, der im Sommer 2021 nach jahrelangen Beratungen verabschiedet wurde und dessen Bestandteil der Kiesabbau in Vogt ist, plötzlich jede Menge Aufmerksamkeit auf sich. Nicht nur bei den Jugendlichen mit ihren spektakulären Protestaktionen, bei denen auch schon mal barbusige Mädchen vor der Festhalle in Horgenzell demonstrieren, sondern auch bei erwachsenen Umweltschützern. Gegen den Regionalplan formiert sich ein Aktionsbündnis aus 40 Vereinen und Institutionen in den Landkreisen Ravensburg, Sigmaringen und Bodensee. Mit dabei so renommierte Vereine wie Nabu und BUND sowie die Ravensburger Ortsgruppe der „Scientists for future“, in der sich Wissenschaftler den Anliegen der „Fridays for future“-Bewegung von Greta Thunberg angeschlossen haben.
Das „Aktionsbündnis Zukunftsfähiger Regionalplan“ bemängelt dabei unter anderem den Flächenfraß, den viele Kommunen ungeniert betreiben - gedeckt vom Baurechtsparagrafen 13b, der für einige Jahre Neubaugebiete im Außenbereich ermöglicht - ohne Umweltprüfung oder ökologischen Ausgleich. Zwar begründen das viele dieser Städte und Gemeinden mit dem großen Wohnungsmangel in der Region, weisen dann häufig aber doch (fast) nur Neubaugebiete für Einfamilien- und Doppelhaushälften oder Reihenhäuser aus - anstatt mehr in die Höhe zu bauen und nur noch mehrgeschossigen Wohnungsbau zu erlauben, was den Flächenfraß reduzieren und deutlich mehr Wohnraum schaffen würde.
Das Ziel der Bundesregierung, die Neubeanspruchung von Flächen auf 30 Hektar pro Tag zu begrenzen, werde im Regionalplan klar verfehlt, meinen die regionalen „Scientists for future“. 1250 Hektar dürften es demnach höchstens sein. Der Plan, der nach seiner Verabschiedung im Juni 2021 gerade einen längeren Genehmigungsprozess im zuständigen Wirtschaftsministerium durchläuft, erlaube jedoch mehr als das Doppelte.
Anhand der im Regionalplan getroffenen Annahmen zur Entwicklung der Bevölkerungszahlen und zur wirtschaftlichen Entwicklung werde auf kommunaler Ebene ein unbedingter Wille zum Wachstum deutlich. Die Folge sei ein zusätzlicher Ausstoß von etwa drei Millionen Tonnen Kohlendioxid bis zum Jahr 2050 in den drei Landkreisen.
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