Freitag, 11. März 2022

Überlingen: Wurden mehr Wohnungen gebaut als erforderlich?

 10.03.2022  |  VON HANSPETER WALTER  hier im Südkurier

Wenn man den Zahlen des Statistischen Landesamts glauben darf, so lag der Zuwachs am Wohnungsbestand in den Jahren 2018 bis 2020 weit über dem Ziel, das selbst die Stadt Überlingen in ihrem Wohnbaulandmodell bis 2030 ausgegeben hat.
Dass 126 Wohnungen pro Jahr für das festgestellte Bevölkerungswachstum (53 Menschen pro Jahr) mehr als ausreichend sein müssten, heißt zwar noch nicht, dass jede Familie eine geeignete und bezahlbare Wohnung findet. Doch sind die Zahlen für die Gemeinderatsfraktion LBU/Grüne Grund genug, von der Verwaltung Klarheit zu verlangen über die Entwicklung. Insbesondere,
weil an mehreren Standorten in der Stadt die Ausweisung von neuen Bauflächen sehr umstritten ist.

Stadträtin Bernadette Siemensmeyer (LBU/Grüne) wollte wissen, wie viele Wohnungen 2018 bis 2021 genehmigt und fertiggestellt wurden – und ihre Fraktion bitte um Prüfung und Ergänzung der Daten, die sie der Statistik des Landes entnommen habe. „Wie viele Wohnungen davon wurden gemäß der Wohnbaulandrichtlinie als preisgedämpfte Mietwohnungen vereinbart?“, lautet eine weitere Frage, und: „Was wird von der Stadtverwaltung derzeit getan, um vorhandenen Wohnraum zu aktivieren und Wohnungen vor Zweckentfremdung zu schützen?

Die Zahlen des Landes scheinen nahezulegen, dass zahlreiche Ferien- oder Zweitwohnungen erstellt worden sind. Deshalb war ein weiterer Aspekt der Anfrage: „Wie kann darauf eingewirkt werden, dass die Bautätigkeiten angemessen zur Bevölkerungsentwicklung erfolgen?
Als Begründung für die Anfrage nennt die Fraktion die Aktivitäten der Stadtverwaltung zur Mobilisierung von Bauland und verweisen auf die Standorte Südlich Härlen, Bambergen, aber auch an der Rauensteinstraße Nord (Kleingärten) und im Bereich Kibler/Rauenstein (Rauensteinpark). Insbesondere die Umwandlung öffentlicher Grünflächen bedürfe einer „in Zeiten des Klimawandels und unter Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Menschen und auch die Flora/Fauna einer sorgfältigen Prüfung, auch in Bezug auf Bedarf und mögliche Alternativen“.

Dies sei auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die in Planung befindlichen oder abgeschlossenen Verfahren eine ähnliche Tendenz des Zuwachses erwarten ließen, heißt es in der Anfrage. Sie verweist auch auf die weiteren Vorhaben der Baugenossenschaft an der Anna-Zentgraf-Straße, auf das Sparkassenareal St. Johann, das Telekomgelände und das Kramer-Areal. „Aus unserer Sicht ist es wichtig, die Stadt maßvoll und nachhaltig zu entwickeln“, heißt es im Ausblick. Dazu müsse das Maß der Bautätigkeiten mit Blick auf die Flächenqualität gesteuert werden. Ziel müsse auch sein, ausreichend bezahlbare Wohnungen zu erhalten oder zu aktivieren. 

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