Es sind katastrophale Nachrichten, die uns
aktuell jeden Tag erreichen. Aus der Ukraine, wo so viele Menschen in
diesem Krieg leiden. Wir alle bei der Deutschen Umwelthilfe sind
erschüttert. Unsere Gedanken sind bei all jenen, die nun um das eigene
Leben oder das ihrer Verwandten, Freundinnen und Freunde bangen müssen. Die
Welt scheint aus den Fugen. Selbst der atomare Schrecken kehrt zurück. In
Form von Drohungen aus dem Kreml, aber auch mit den bestürzenden Meldungen
aus der Nacht zu Freitag, dass es Kämpfe, Raketenbeschuss und Feuer auf dem
Gelände von Europas größtem Atomkraftwerk gibt. Die Gefahr einer
Katastrophe weit schlimmer als Tschernobyl ist plötzlich äußerst real. Und
sie warnt uns erneut, dass Atomenergie kein Teil einer Lösung sein kann und
keine Zukunft haben darf.
Gleichzeitig haben uns diese Woche auch noch schlechte Nachrichten vom
Weltklimarat IPCC erreicht. Der neueste Bericht zeigt, dass die Klimakrise
dramatisch schnell voranschreitet und ist ein flammender Appell an die
Bundesregierung, endlich entschlossener vorzugehen. Denn wir dürfen uns von
dieser Doppelkrise nicht einschüchtern lassen. Ganz im Gegenteil: Wir
müssen aktiv werden, müssen jetzt die richtigen Dinge tun. Genau die
Maßnahmen, die gegen die Klimakrise wirken, helfen uns auch, die
Abhängigkeit von den russischen fossilen Rohstoffen Öl, Gas und Kohle zu
reduzieren. Gleichzeitig müssen wir die Fehler vermeiden, die uns in
neue Abhängigkeiten und fossile Klimafallen tappen lassen. Klimaschutz und
Energiesicherheit gehen jetzt Hand in Hand!
Besonders wichtig sind jetzt ganz konkrete Maßnahmen. Konkrete
Maßnahmen für die Zukunft der Energieversorgung, die den massiv
beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien sofort voranbringen, statt
voreilig auf eine neue Abhängigkeit von Flüssigerdgas-Terminals zu setzen.
Aber auch weil diese Schritte erst in Jahren ihre volle Wirkung entfalten
werden, brauchen wir dringend konkrete Schritte, um jetzt Energie und
Rohstoffe einzusparen. Jeder Liter Öl, jeder Kubikmeter Gas, jede
Schaufel Kohle weniger ist ein Schritt raus aus der Abhängigkeit von
russischen fossilen Importen – und ein Beitrag zum Klimaschutz. Dabei
kann jeder persönlich mitmachen und einsparen. Aber es braucht auch klare
Vorgaben der Politik.
Deshalb arbeiten wir aktuell hart daran, die richtigen konkreten Schritte
aufzuzeigen und vor den falschen zu warnen, mit den politischen
Entscheidungsträgern zu sprechen, die Öffentlichkeit aufzurütteln. Und wir
bitten Sie: Helfen Sie uns, geben Sie diese wichtigen Botschaften weiter
an alle, die Sie kennen. Und unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer
Spende, einer Fördermitglied- oder Klimaklagenpatenschaft. Denn wir
möchten mit Ihnen gemeinsam jetzt die richtigen und wichtigen Maßnahmen
durchsetzen – politisch oder notfalls auch vor Gericht. Für Klima und
Energiesicherheit!
© Karsten
Würth - Unsplash
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Stellen Sie sich vor, die ganze westliche
Welt will jetzt raus aus russischem Öl und Gas – doch ein deutsches
Unternehmen widersetzt sich. Klingt undenkbar? Ist aber leider gerade die
Realität. Während andere Öl- und Gas-Giganten wie Exxon oder BP angekündigt
haben, sich aus all ihren Russland-Aktivitäten zurückzuziehen, will
ausgerechnet Deutschlands Öl- und Gasriese Wintershall Dea weiter in und
mit Russland Geschäfte machen. Zwar werde man dort keine neuen Öl- und
Gasvorkommen erschließen, kündigt der Konzern groß an. Die bestehenden
Deals will man aber nicht aufgeben und damit weiter massiv das Klima
schädigen und gleichzeitig Russlands Staatshaushalt mitfinanzieren. Deshalb
haben wir eine Mitmach-Aktion gestartet und fordern von Wintershall Dea
und dessen Chef: Beenden Sie sofort alle Öl- und Gasgeschäfte in Russland!
Und wir bitten Sie: Machen Sie mit, geben Sie es weiter. Lassen Sie uns
zusammen Druck machen gegen dieses unfassbare Verhalten.
Druck machen müssen wir aber auch an anderer Stelle: Während Bundeskanzler
Olaf Scholz in seiner Grundsatzrede im Bundestag nur allgemein den Ausbau
der Erneuerbaren Energien ansprach – wurde er bei Flüssigerdgas-Terminals
(LNG) überraschend genau: Gleich zwei davon will er in Deutschland sofort
errichten lassen, obwohl viele Fragen offen sind. Das muss uns große Sorgen
machen: Wenn die erste Reaktion auf eine Krise der fossilen Rohstoffe ist,
andere, teils noch umweltschädlichere Rohstoffe in Form von Fracking-Gas in
möglichst großen Mengen haben zu wollen, läuft etwas gewaltig schief. Das
Gegenteil muss passieren. Es gibt nur eine Energiequelle, die uns
künftig wirklich unabhängig macht nicht nur von russischen, sondern von
fossilem und konfliktbehaftetem Öl, Gas und Kohle: Erneuerbare Energien. Und
es muss erst einmal ALLES getan werden, um sie nun so schnell und so gut
wie irgend möglich massiv auszubauen. Erst dann ist es sinnvoll, über
andere Bezugsquellen zu sprechen. Wir dürfen jetzt nicht Geld und Kraft in
neuen fossilen Fallen verschwenden, sondern müssen zu allererst in
wirklichen Wandel investieren.
Sofortmaßnahmen, die dringend in den nächsten Tagen und Wochen beschlossen
werden müssen, gibt es genug: Es darf nicht fünf Jahre dauern, um ein
einzelnes Windrad aufzustellen. Deshalb fordern wir sofort eine Planungsbeschleunigung,
die Geschwindigkeit und Umweltschutz voranstellt – unsere Expertinnen
und Experten wissen, wie das geht. Wir fordern eine unverzüglich geltende bundesweite
Solardachpflicht im Neubau. Und wir verlangen eine Solardachverpflichtung
für die Gebäude von Bund, Ländern und Kommunen. Denn dort kann überall
sofort auf gewaltigen, bereits dem Staat gehörenden Flächen installiert
werden.
© Kara -
Fotolia
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Unabhängig werden von russischem und
insgesamt fossilem Öl – dafür ist ein Bereich zentral: der Verkehr. Und
jeder von uns kann selbst etwas tun: Jede Strecke zu Fuß, mit dem Rad oder
mit Bus und Bahn sind wieder einige Liter weniger. Verzicht und Umstieg
wirken. Aber die Einsicht von einigen allein wird nicht reichen: Die Politik
muss jetzt sofort die Bedingungen schaffen, damit der Effekt groß wird.
Es muss sofort Schluss sein mit Dieselprivileg, Förderung besonders großer
und spritdurstiger Dienstwagen und der Förderung klimaschädlicher
Plug-In-Hybride! Es ist nicht hinnehmbar, dass in diesen Zeiten
weiterhin die Lobby-Interessen der deutschen Autoindustrie, die hinter
diesen Förderungen stecken, über das Allgemeinwohl gestellt werden. Das
Geld muss stattdessen in ein noch im Frühjahr einzuführendes Klimaticket
fließen und einen jetzt startenden Ausbau der Angebote von Bus und Bahn.
Vor allem aber brauchen wir eine Maßnahme, die innerhalb von Tagen
umzusetzen ist und gigantische direkte Einsparungen liefert: Das
Tempolimit! Angesichts der Klima- und Ukraine-Krise fordern wir mit unserer
Aktion „Tempolimit Jetzt!“ Tempo 100 auf der Autobahn, 80 außerorts und 30
innerorts. Dadurch lassen sich knapp vier Milliarden Liter Benzin und
Diesel und mehr als 9 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Und das
ohne jegliche Kosten. Hunderttausende Menschen, darunter namhafte
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unterstützen diese Forderungen
bereits. Seien auch Sie mit dabei! Denn angesichts dieser globalen und
weltverändernden Krisen darf der absurde und gefährliche Wunsch von einigen
wenigen, auf der Autobahn unbegrenzt zu rasen, nicht über dem Nutzen für
Klima und Energieunabhängigkeit aller stehen.
© Guido
Grochowski - Fotolia
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Wir verbauen und verheizen unsere
Unabhängigkeit und unser Klima. So hart muss man es leider sagen. Denn ein
Drittel aller Treibhausgas-Emissionen in Deutschland stammt aus dem
Gebäudesektor – auch weil der Sanierungsstand katastrophal ist. Und immer
noch wird zu wenig saniert, zu schlecht saniert und selbst mit zu
schlechten Effizienzstandards neu gebaut. Deshalb drängen wir hier auf
massive Veränderungen mit gigantischen Möglichkeiten für die Einsparung von
fossilem Gas und Öl. Bereits in dieser Woche haben wir gemeinsam mit dem
Deutschen Mieterbund ein Sofortprogramm vorgelegt, mit dem Wohnen bezahlbar,
klimafreundlich und unabhängiger von russischen Importen wird. So drängen
wir die Bundesregierung, endlich starke Mindest-Effizienzstandards für
die Sanierung von Gebäuden zu definieren. Wir fordern einen
finanziellen Booster für den Einbau von Wärmepumpen und einen Einbaustopp
für fossile Heizungen.
Alle Argumente liegen auf dem Tisch, so klar und eindeutig wie nie zuvor.
Jetzt muss gehandelt werden, nicht zögerlich, sondern mutig und stark. Die
Bürgerinnen und Bürger sind schon so weit. Das wissen wir aus Zuschriften
und Gesprächen. Da lassen sich etliche die Heizung endlich korrekt
einstellen, drehen die Temperatur um ein oder gar mehrere Grad runter. Denn
jeder Kubikmeter Gas, jeder Liter Öl wirkt. Wir sind begeistert von dem
Engagement von so vielen von Ihnen. Und wir wollen gemeinsam mit Ihnen
dafür sorgen, dass endlich auch so viel Einsatz für die richtigen, die
schnellen, die konkreten Schritte von den politisch Verantwortlichen kommt.
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