Mittwoch, 30. März 2022

Bundesumweltministerin will natürliche Ökosysteme stärken

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Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) will den natürlichen Klimaschutz stärken und dafür bestehende Ökosysteme wie Wälder, Auen, Böden und Moore schützen oder wiederherstellen.
Ziel ihres Plans ist es, dass diese Systeme Treibhausgabe binden und dadurch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Das soll in den kommenden vier Jahren insgesamt vier Milliarden Euro kosten. Die Pläne sollen nun mit den anderen Ressorts abgestimmt werden, das fertige Aktionsprogramm soll bis Ende des Jahres stehen.

Lemkes Aktionsplan identifiziert zehn Handlungsfelder, die neben den Mooren auch Wälder, Flüsse, Seen und Auen, Meere und Küsten, die Begrünung von Stadtflächen sowie eine verstärkte internationale Zusammenarbeit umfassen. Zu den vorgestellten Maßnahmen gehören eine Wiedervernässung von Moorböden, eine verbindliche Meeresschutzstrategie und Vorkehrungen zum Verbot von Holzeinschlag in öffentlichen Wäldern, insbesondere Buchenwäldern. Außerdem sollen Landwirte finanziell unterstützt werden, damit sie auf die Nutzung und Trockenlegung von Moorböden verzichten.

Derzeit seien rund 92 Prozent der Moorböden in Deutschland trockengelegt, heißt es in Lemkes Papier. Sie würden landwirtschaftlich genutzt und verursachten jährlich mit rund 53 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten einen Anteil von etwa 6,7 Prozent der gesamten nationalen Treibhausgasemissionen. Um diese Emissionen zu senken, müsse der Wasserstand wieder angehoben werden.

Dies werde sich allerdings in einem "heftigen Spannungsfeld" abspielen, prophezeite Lemke mit Blick auf umstrittene Straßenprojekte wie die geplante Küstenautobahn A20, die zu einem beträchtlichen Teil durch Moorgebiete führen soll. "Wünschenswert wäre es, für den Straßenbau keine Moore mehr in Anspruch zu nehmen", sagte die Ministerin. 

Umwelthilfe sieht "viel Potenzial"

Insgesamt sei es "höchste Zeit, dass wir nicht gegen die Natur arbeiten, sondern die vorhandenen Synergien zwischen Natur und Klimaschutz gezielt nutzen", sagte Lemke. Natürlicher Klimaschutz sei eine "Querschnittsaufgabe" und bedeute auch Krisenvorsorge, betonte sie. Schon jetzt zeige sich, was die Zerstörung natürlicher Lebensräume anrichten könne. Viele Ökosysteme seien in einem degradierten Zustand.  

Die Umwelthilfe teilte mit, in dem Aktionsprogramm stecke "viel Potenzial". Deutschland müsse "dringend aus der entwässerungsbasierten Landwirtschaft aussteigen – der Acker muss raus aus der Aue und die Moore müssen endlich nass bewirtschaftet werden", erklärte Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. "Ob das Aktionsprogramm diesen Strukturwandel hinbekommt, wird auch davon abhängen, ob Bund und Länder konstruktiv zusammenarbeiten und endlich die dringend benötigten Flächen bereitstellen."

Die umweltpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Anja Weisgerber (CSU), kritisierte, das Aktionsprogramm biete "nicht viel Neues". Lemke und weitere Regierungsmitglieder verlören sich "im Klein-Klein", anstatt "Klimaschutz und Klimaanpassung in einem Gesamtkonzept zusammen zu denken". 


Auf Agrar heute ist das Thema natürlich sehr präsent  hier
Klimaschutz: Das plant Lemke mit dem 4 Mrd. € Aktionsprogramm   

In den kommenden vier Jahren bis 2026 will die Bundesregierung dafür 4 Mrd. € bereitstellen. „Das ist mehr, als jemals in Deutschland für diesen Bereich zur Verfügung gestellt wurde. Damit werden wir Moore wiedervernässen, Auen renaturieren sowie Wälder, Böden, Gewässer und Meere erhalten und schützen“, kündigte Lemke an. Sie will dabei auch Kontakt zu Landwirten und Grundbesitzern aufnehmen.

Darauf legt auch der Deutsche Bauernverband Wert. „Ein solcher Transformationsprozess kann nur gemeinsam mit den Betroffenen vor Ort gelingen“, so DBV-Präsident Joachim Rukwied. Für den Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) kann Lemkes Programm der Hebel für eine zukunftsfähige Landnutzung sein. „Das ist zugleich ein wichtiger Beitrag in der aktuellen Debatte, damit unsere Agrarsysteme widerstandsfähiger gegenüber Krisen werden“, so DNR-Geschäftsführer Florian Schöne.

Das Aktionsprogramm soll die Synergien zwischen Natur- und Klimaschutz gezielter als bisher nutzen. In den Maßnahmen zum Natürlichen Klimaschutz sieht Lemke einen relevanten Schritt für eine bessere Krisenvorsorge in Deutschland. ...

Natürlicher Klimaschutz ist für die Ampel-Regierung eine wichtige Voraussetzung, um ihre Ziele zum Klimaschutz, zum Schutz der biologischen Vielfalt und zur Vorsorge gegen die Folgen der Klimakrise zu erreichen. Die Bundesregierung hat deshalb im Koalitionsvertrag festgelegt, ein Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) zu entwickeln. Die vorgestellten Eckpunkte des Bundesumweltministeriums (BMUV) umfassen zehn Handlungsfelder, in denen der „Natürliche Klimaschutz“ in den kommenden Jahren vorangebracht werden soll.

Förderung für Wiedervernässung von Mooren

Beim Moorschutz will der Bund landwirtschaftliche Betriebe bei Maßnahmen zur Wiedervernässung und bei der Einführung angepasster Bewirtschaftungsweisen und deren Wertschöpfung unterstützen. ...

Für Deutschland sieht der Plan vor, zwei Prozent der Landesfläche als großflächige Wildnisgebiete zu sichern. Ebenso sollen fünf Prozent der Waldfläche dauerhaft für eine natürliche Entwicklung vorgesehen werden, laut EU-Biodiversitätsstrategie 2030 sollen es sogar zehn Prozent der Landesfläche sein.

..... Unter Federführung des Bundeslandwirtschaftsministeriums will die Umweltministerin ein Anreizsystem schaffen, um naturnahe Waldumbaumaßnahmen, Aufforstungen und natürliche Waldentwicklung gezielt zu fördern, sowie auch die bodenschonende Waldbearbeitung. Öffentliche Wälder sollen dabei eine Vorreiterrolle beim Umbau einnehmen.

Agroforstsysteme und Hecken als Ziele

Ebenso ist der Schutz der Böden im Aktionsplan enthalten. Das BMUV will daher den Erhalt und die Neuanlage von Strukturelementen, wie Hecken, Knicks, Agroforstsysteme, Baumreihen oder Feldgehölze, gezielt fördern, insbesondere in Agrarlandschaften. Unterstützen will der Bund die dauerhafte Umwandlung von Ackerland in extensiv genutztes Grünland insbesondere auf erosionsgefährdeten Standorten oder in Überschwemmungsbereichen.

Überprüfen will Lemke das Bundesbodenschutzgesetz, um ökologisch hochwertige Böden vor Versiegelung zu schützen. Entsiegelung und Flächenrecycling sollen gestärkte werden......

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