10.03.2022 hier Südkurier
....Doch was steckt hinter dem Begriff „Energiewende“? Das Öko-Institut verseht darin: „Einen alternativen, sauberen, bezahlbaren, sicheren – kurz nachhaltigen Weg zu finden, um Energie zu erzeugen. Das bedeutet die Abkehr von der traditionellen Strom- und Wärmeerzeugung vor allem durch Kohle- und Atomkraft und ein Hin zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz.“
Neben dem Atomstrom gehört hinsichtlich dieser Definition auch der zügige Ausstieg aus der Stromerzeugung durch Kohle zu einem zentralen Element, um die Energieeffizienz zu steigern. Denn Deutschland hatte bereits 2010 im Energiekonzept der Bundesregierung das Ziel formuliert, seine Treibhausgasemissionen bis 2050 um rund 95 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.
Allerdings bedeutet dies für den Stromsektor eine Umstellung von Kohle, Erdgas und anderen fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien. Bereits ein Drittel des Strombedarfs in Deutschland wird laut Öko-Institut heute in Wind-, Wasser-, Solar- und Biomassekraftwerken produziert. Das Ziel ist es allerdings bis zum Jahr 2050 das Stromversorgungssystem auf mindestens 80 Prozent erneuerbare Energien umzubauen, um den Temperaturanstieg durch den Klimawandel auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, so wie sich die UN-Mitglieder bei der Weltklimakonferenz in Paris im Jahr 2015 verpflichtet hatten.
Das Öko-Institut hat für Agora Energiewende verschiedene denkbare Stromwelten miteinander verglichen und dabei festgestellt, dass die erneuerbaren Energien nicht nur die deutsche Stromversorgung vollständig decken, sondern auch ein hohes Versorgungssicherheitsniveau gewährleisten können. Rechnet man mit Kosten von circa 50 Euro für eine Tonne CO 2 , sind Erneuerbare-Energien-Stromsysteme im Jahr 2050 meist günstiger oder ähnlich teuer wie ein klassisches fossiles Stromsystem – weitgehend unabhängig von den angenommenen Brennstoffpreisen. Hierbei sind Folgekosten eines fossilen Stromsystems, wie Gesundheitskosten oder Kosten für notwendige Anpassungen durch den Klimawandel, noch nicht einmal berücksichtigt.
Angesichts der Unsicherheiten bei den Entwicklungen auf den globalen Brennstoffmärkten würden erneuerbare Energien darüber hinaus gegen zunehmend unstabilen Preisentwicklungen für fossile Energien abschirmen und so auch die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland stärken, hebt das Institut hervor.
Wo die Deutschen noch umdenken sollten
Allerdings um das Klimaziel zu erreichen, bedarf es die Hilfe aller Bürger und Unternehmen. Denn nur im Einzelnen kann das Energiekonzept umgesetzt werden. Gerade im Bereich Verkehr, werden immer noch rund 20 Prozent der Treibhausgase in Deutschland verursacht – überwiegend durch Pkw und Lkw. Um den CO 2 -Anteil zu verringern reicht es daher nicht aus, die Fahrzeuge effizienter zu machen, meint das Institut und fügt an: „Zentral ist auch die Verkehrsvermeidung und -verlagerung. Sprich: Privat sollten mehr Menschen auf das Fahrrad, den Öffentlichen Personennahverkehr und die Bahn umsteigen“.
Die Wärmeversorgung der Gebäude ist für einen Anteil von rund 25 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Entsprechend hoch seien dort die Potenziale für den Klimaschutz. Zentrale Stellschrauben sind die energetische Sanierung und mehr erneuerbare Energien. Für Hausbesitzer gibt es verschiedenen Möglichkeiten Energie einzusparen – von moderne Dämmungen bis hin zu Passivenergiehäusern.
Um insbesondere die eigenen Solaranlagen optimal nutzen zu können, lohnt sich auch die Investition in Batteriespeicher. Wenn der Haushalt zusätzlich in den Austausch ineffizienter Geräte investiert und so seinen Stromverbrauch senkt, ergeben sich deutliche finanzielle Vorteile, informiert das Institut.
Egal ob Mieter oder Eigentümer: Es macht Sinn, seinen privaten Konsum zu hinterfragen: Auch weniger Wohnraum, kleinere Autos oder Carsharing und Fahrrad sind nicht nur ökologischer, sondern auch kostengünstiger. Aber auch hier heißt es, jeder muss mitziehen.
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