Mittwoch, 16. März 2022

Unser Wasser: Deutschland trocknet langsam aus


Im Altdorfer Wald geht es immer mit um das Thema: "Schutz unseres Grundwassers" wenn diskutiert und gestritten wird. Und nicht nur dort. Auch in Wagenhart geht es beim Kiesabbau um den Trinkwasserschutz (hier).

Hier sind 2 aktuelle Artikel zum Thema Wasser, die uns nachdenklich stimmen sollten, denn auch bei uns wird sich sehr bald  vieles verändern.




ARD Stand: 15.03.2022 Von Werner Eckert, SWR  hier

Folgen des Klimawandels

Deutschland trocknet langsam aus

Noch ist Deutschland mit reichlich Wasser gesegnet. Das gilt als selbstverständlich. Doch neue Daten zeigen: Der Wasserverlust ist beträchtlich - und das Ausmaß noch nicht abzusehen.

..."Im Klartext: Deutschland hat in 20 Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren. Das ist unvorstellbar viel Wasser."....."Der Wasserrückgang in Deutschland beträgt etwa 2,5 Gigatonnen oder Kubikkilometer im Jahr. Damit gehört es zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit."

 

 Ein erschreckender Befund. Famiglietti stellt nur die Fakten fest, über die Ursachen spekuliert er nicht. Doch andere Analysen zeigen: Der Klimawandel steht da ganz vorne. Zum Einen führen höhere Temperaturen zu mehr Verdunstung, zum Anderen fließt mehr Wasser in Starkregenereignissen einfach ab und kommt erst gar nicht in den Grundwasserkörpern an.

... "Und wenn man es sich genau anschaut, sieht man, dass es in der Region um Lüneburg ein besonders hohes Maß an Wasserrückgang gibt, ebenso im Südwesten, in Baden-Württemberg und im Südosten, in Bayern." Allerdings ist praktisch ganz Deutschland rot, und das heißt überall weniger Wasser. 

Hoher Verbrauch durch Landwirtschaft und Privathaushalte

Vor allem in akuten Dürrephasen ist das problematisch. Die Auswirkungen waren in den vergangenen Sommern bereits spürbar: Während anhaltender Trockenphasen - wie im Sommer 2018 - kam es bereits zu regionalen Problemen mit der öffentlichen Wasserversorgung. Auf den Feldern verdorrten die Pflanzen und in den Wäldern litten die Bäume schwer.

Die Landwirtschaft ist dabei gleichermaßen Täter wie Opfer. In ihrer Not suchen die Bauern ihr Heil nämlich in immer mehr Bewässerung. Aber auch die privaten Haushalte halten mit viel Wasser gegen die Dürre an, auch wenn die bei ihnen nur den Rasen vertrocknen lässt. 

Hydrologen fordern Vorsorgemaßnahmen

Noch sind das Probleme, die in einzelnen Jahren oder an einzelnen Orten auftreten. Doch der Hydrologe Prof. Martin Grambow, oberster Wasserwirtschaftler des bayerischen Umweltministeriums, warnt angesichts der Daten der Grace-Mission: "Es sind Sachen, die bei uns noch nicht veröffentlicht sind, die aber eigentlich allesamt dieses Bild leider stützen. Dass wir letztendlich ein systemisches Defizit haben. Und das Unangenehme dabei ist: Das geht lange, lange Zeit gut. Und wenn es dann aber so quasi merkbar wird, dann ist es bei Weitem zu spät."

 Hydrologen fordern deshalb schon jetzt Vorsorge zu treffen. Neue Wassergewinnungsgebiete müssten geschützt werden. Und größere Versorgungsverbünde könnten sicherstellen, dass die zunehmend knappe Ressource Wasser auch in Jahrzehnten noch überall zur Verfügung steht. Doch während das Angebot knapper wird, ist der Wasserverbrauch in den vergangenen Jahren wieder angestiegen.

 

Die vierte Auflage des „Wasserreports“ sieht trübe aus, teilt Manfred Mödinger (Ingenieur für Getränketechnologie und Brauwesen) mit. Verschlechterungen der verfügbaren Wasserqualität seien leider eher die Regel. Mödinger erforscht für die Qualitätsgemeinschaft für Mineralwasser Wasservorkommen in Deutschland.

Einerseits nehmen Pestizidnachweise im untersuchten Wasser zu und Nitratvorkommen nicht ab. Gleichzeitig sind die Erkenntnisse  aus Daten von Bund und Ländern fast ausnahmslos veraltet und lückenhaft. Nur Baden-Württemberg untersucht alle ein bis zwei Jahre sein Grundwasser flächendeckend. Untersuchungsergebnisse aus den übrigen Bundesländern sind sind spärlich. Vor allem in Rheinland-Pfalz (letzte veröffentlichte Prüfergebnisse: 2013) und in den östlichen Bundesländern gebe es eine dürftige Datenlage.

Trotzdem werde deutlich, dass unsere Wasservorkommen in einem besorgniserregenden Zustand sind, denn „…Bei 26,7 Prozent aller Grundwassermessstellen bundesweit liegen die Nitratkonzentrationen über dem gesetzlichen Grenzwert für Leitungswasser.“

Nitratwerte seien die einzigen Schadstoffwerte, die bundesweit untersucht werden. Nur vereinzelt untersucht würden  Industrieschadstoffe, Pestizide und Arzneimittelrückstände.  Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit waren bei uns 2020 etwa 1000 Pestizide zugelassen. Diese würden sich auf dem Weg ins Grundwasser in giftige Zerfallsstoffe zerlegen. Zwar bestehe keine unmittelbare Gesundheitsgefahr, aber auf lange Sicht wissen wir  nicht, welche Gesundheitsrisiken dies berge. Es sei nur eine Frage der Zeit.

(Quelle: LN, 15.03.22, S. 23)


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