Sonntag, 16. Januar 2022

"Vom Autofahrerland zur Klimaoase"

Österreich hat schon ganz schön vorgelegt. Still und leise und fast unbemerkt. Schön für uns, da kann man Manches abschauen. Sehr neidisch bin ich auf das Klimaticket ! In Baden-Württemberg soll das bald für junge Leute kommen, für alle älteren Bürger ist es noch in weiter Ferne. Schade.

TAZ hier

Verkehrswende in Österreich

Weniger neue Straßen und der Bahnausbau sind das Herzstück der Verkehrswende in Österreich. In Wien ist ein großer Autotunnel gestoppt worden.

Im vergangenen Sommer stellte Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) den Mobilitätsmasterplan 2030 vor, der Österreich bis 2040 klimaneutral machen soll. Die Verkehrswende ist in dieser Strategie das zentrale Stück, da der Verkehr rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen verursacht. Mehr als 95 Prozent davon macht der Personen- und Güterverkehr auf der Straße aus.

....Gewessler wünscht sich spätestens 2030 ein Neuzulassungsverbot für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. ....Für einen raschen Umstieg auf E-Mobilität hinkt die In­frastruktur noch hinterher. Gewessler hat aber die Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (Asfinag) als Verbündete gewonnen. „Wir werden die In­frastruktur bereitstellen“, betont deren Vorstand Josef Fiala. Ziel seien 1.000 Ladepunkte für E-Autos entlang Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen bis 2030. Derzeit gibt es 156 solche Ladepunkte.

Es geht aber nicht nur um Ökologisierung des Verkehrs, sondern auch um Verkehrsvermeidung. „Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn im Mobilitätssektor eine radikale Trendwende bei den Treib­hausgasemissionen erfolgt“, sagt Gewessler. Und Trendwende heißt nicht nur neue Antriebe. Martin Fellendorf, Verkehrsplaner an der Technischen Universität Graz, hat errechnet, dass der Straßenverkehr auf das Niveau von 1990 gedrosselt werden müsse, wolle man die Klimaneutralität 2040 wirklich erreichen.

96 Prozent der Verkehrsflächen bestehen aus Straßen und Pkw-Stellplätzen. „Der Ausbau des Straßennetzes führt zu mehr Zersiedelung, mehr Zersiedelung führt zu mehr Straßen. Ein Teufelskreis“, so Gratzer vom VCÖ, der sich für ökologisch sichere, verträgliche, wirtschaftlich sinnvolle und sozial gerechte Mobilität einsetzt. Er beruft sich auf internationale Vorbilder, „dass der Rückbau städtischer Highways zur Entsiegelung und die Umnutzung von Straßenverkehrsflächen zu einem wichtigen Thema geworden ist“. Dass Gewessler Anfang Dezember den umstrittenen Lobau-Tunnel unter einem Schutzgebiet an der Donau in Wien und sechs weitere Straßenprojekte in verschiedenen Bundesländern gestoppt hat, war aus dieser Logik konsequent, sandte aber Schockwellen durch die Politik.

.... „Diejenigen, die auf Autos angewiesen sind, sind die größten Nutznießer, wenn möglichst viel Personenverkehr auf öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder verlagert wird.“ Die von Autofahrerclubs vertretene Parole, alle sollen möglichst viel Auto fahren können, gefährde viele Arbeitsplätze.

Gratzer hält auch die von der ÖVP propagierte Erzeugung von synthetischen Treibstoffen für „Humbug“, weil „der Energieaufwand, um sie zu erzeugen, gewaltig wäre“. Es gehe, wie im Masterplan vorgezeichnet, darum, Ortskerne zu stärken, die Zersiedelung zu stoppen und dafür zu sorgen, dass die Menschen nicht so viele Kilometer zurücklegen müssen.

Kernstück der Klimastrategie im Verkehr ist der Bahnausbau. „Wir investieren in den nächsten sechs Jahren insgesamt 18,2 Milliarden Euro in den Ausbau der Schieneninfrastruktur. Das ist das größte Bahnausbaupaket in der Geschichte der Republik“, sagt Florian Berger, Sprecher des Klimaministeriums. Das im vergangenen Oktober eingeführte Klimaticket, das österreichweit die Nutzung aller Bahnen, Busse und kommunalen Verkehrsmittel für einen Jahrespreis von 1.095 Euro erlaubt, wurde bis Mitte Januar bereits fast 137.000-mal verkauft. Damit liege man deutlich über dem Plan. Berger: „Es zeigt, die Menschen in Österreich wollen auf die klimafreundlichen Öffis umsteigen.“

Weniger erfolgreich war Ministerin Gewessler bisher beim Zurückdrängen klimaschädlicher Subventionen. ......

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