21.01.2022 |
Skandale um Tiertransporte erschüttern regelmäßig die Öffentlichkeit. Etwa wenn grausame Bilder auftauchen von zusammengepferchten Kühen, Schafen oder Schweinen, die manchmal tagelang auf Lkw-Ladeflächen unterwegs sind, in teils brütender Hitze ohne ausreichend Trinkwasser, nicht selten sogar mit Verletzungen. Häufig sind die Reisen qualvoll für die Nutztiere. Mehr als 3,8 Millionen sind es, die jeden Tag zur Schlachtung, zu Zuchtzwecken oder aus anderen Gründen durch die Staatengemeinschaft transportiert werden. Hinzu kommt, dass auch der Export von lebendem Vieh aus der EU in Drittstaaten ein großes Geschäft ist – 2019 waren dies laut EU-Parlament mehr als 1,6 Milliarden lebende Tiere.
Weil sich trotz der bestehenden Regeln und Appelle in den letzten Jahren wenig geändert hat, unternimmt die EU jetzt einen neuen Anlauf, um die Bedingungen der Tiertransporte zu verbessern.
Dafür prüften Abgeordnete des Sonderausschusses „Tiertransporte“ (ANIT) eineinhalb Jahre lang den Tierschutz in der EU – und stellten etliche Verstöße gegen geltende Vorschriften fest. Sie kamen zu dem Schluss, dass gravierende Mängel mehr die Regel als die Ausnahme darstellen. Zu den Missständen, die sie in ihrem Bericht zusammengetragen haben, gehören beispielsweise, dass viele Tiere beim Transport unter zu niedrigen Decken und Platznot leiden oder sie nur unzureichend mit Wasser und Nahrung versorgt werden.Nun stimmten die Europaabgeordneten im Parlament in Straßburg über eine Reihe von Empfehlungen des Ausschusses ab. Das Papier, das als Grundlage für die EU-Kommission dienen soll, wurde mehrheitlich angenommen. So wurden etwa die Vorschläge unterstützt, ein Vier-Stunden-Limit für Geflügel und Kaninchen, Überwachungskameras für Lkw sowie ein Transportverbot bei Extremtemperaturen einzuführen. Auch sollten Vertragsverletzungsverfahren gegen Mitgliedstaaten möglich sein, die die Probleme nicht beheben. Das Parlament stimmte zudem für ein Transportverbot von Kälbern in den ersten vier Wochen, allerdings mit Ausnahmen.
Die Abstimmung sorgte trotzdem bei einigen für Frust, vor allem das Ergebnis, nach dem der Großteil der Tierarten weiterhin bis zu 29 Stunden im Lkw transportiert werden darf. Auch Schiffstransporte sollen von zeitlichen Begrenzungen ausgenommen bleiben. Dabei seien die langen Fahrten „maßgeblich für das Tierleid verantwortlich“, sagte die deutsch-französische Grünen-Europaabgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg.
Vor allem Parlamentarier der Grünen hatten gefordert, die Transportzeit aller Tiere auf acht Stunden auf der Straße und in der Luft sowie auf 24 Stunden auf hoher See zu begrenzen.
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