Danke lieber Südkurier, dass so ein Artikel veröffentlicht wurde!
Auch bei uns sehen verschiedene Politiker wieder Chancen für die Atomkraft. Sie blenden dabei völlig aus, dass der Ausstieg der Wunsch der Bevölkerung war.
11.01.2022 |
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Kernkraft ist gefährlich: Wenn es Menschen gibt, die sich mit Risiken und deren Eintrittswahrscheinlichkeiten auskennen, dann sitzen sie bei den großen Versicherungskonzernen. Und die machen einen Bogen um Kernkraftwerke. Eine Police, die Reaktoren voll versichert, gibt es nicht. Kein Wunder, denn ein Kernreaktor ist nicht nur einfach ein Kraftwerk. Er gehört zu den komplexesten Dingen, die Menschen je gebaut haben. Folglich kann viel schiefgehen. Zwar stimmt es, dass die Meiler stetig an die neuesten Sicherheitsstandards angepasst werden. Das kann man aber auch als Nachteil sehen. Denn nach Dutzenden Teilerneuerungen und Umbauten gleichen manche Meiler Technologie-Puzzles, bei denen fraglich ist, ob alle Teile reibungslos ineinandergreifen. Manche Experten sind daher der Meinung, dass ein heutiges Kraftwerk bei einer kompletten Neuabnahme glatt durchfallen würde.
Kernkraft ist teuer: Dass Kernenergie billig ist, ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Zumindest, wenn man die gesamte Rechnung aufmacht und sogenannte externe Kosten mit einrechnet. Befürworter der Technologie lassen sie oft unter den Tisch fallen. Sie beinhalten etwa Steuervergünstigungen oder staatliche Subventionen für Forschung oder zum Bau und Betrieb der Anlagen und schließen auch die horrenden Beträge ein, die für die Entsorgung radioaktiver Abfälle nötig werden. Eine Studie des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) geht davon aus, dass die Stromerzeugung in Kernmeilern in Deutschland allein zwischen 2007 und 2019 mit bis zu 533 Milliarden Euro subventioniert wurde. Für die letzten 65 Jahre, in denen die Technologie in Deutschland erforscht und genutzt wird, kommen die Fachleute auf rund eine Billion Euro. Nicht verwunderlich ist, dass diese Zahlen umstritten sind. Der Verein Kerntechnik Deutschland, eine Nachfolgeorganisation des Deutschen Atomforums, hält sie für viel zu hoch angesetzt und spricht von externen Kosten von maximal 50 Milliarden Euro für alle deutschen Atommeiler.
Reaktorbau dauert ewig: Ein Gaskraftwerk steht in maximal einem Jahr, ein Windrad, die Genehmigungsverfahren nicht eingerechnet, in ein paar Tagen. Einen Kernmeiler zu errichten, ist dagegen eine Herkulesaufgabe. Der Bau des englischen Reaktors Hinkley Point wird sich nach neuesten Angaben des Betreibers EDF gegenüber den Anfangsplanungen um rund zehn Jahre verzögern und mit bis zu 27 Milliarden Euro rund doppelt so viel kosten wie geplant. Und der finnische Druckwasserreaktor Olkiluoto III, der Ende 2021 ans Netz ging, sollte eigentlich schon vor 13 Jahren Strom produzieren. Auch hier sind die Kosten von rund drei auf zehn Milliarden Euro in die Höhe geschnellt. Auch das französische Prestigeprojekt in Flamanville gerät immer mehr zum Horror für die Planer. Auch hier verzögert sich der Bau massiv und die Kosten explodieren.
Kleinreaktoren sind nur ein Hoffnungswert: Kleine, schnell und modular zu errichtende Reaktoren sind daher der neueste Schrei in der Branche. Frankreich will bis zu eine Milliarde Euro in die Technologie stecken. Indes sind auch die sogenannten SMR-Reaktoren nur ein Hoffnungswert. Denn über Prototypen ist die Technologie noch nicht hinausgekommen. Ähnlich sieht es übrigens beim sogenannten Thorium-Reaktor aus, der seit Jahrzehnten immer wieder als fixe Idee umhergeistert.
Es gibt kein Endlager: Auch 70 Jahre nach Beginn des Atom-Zeitalters ist immer noch ungeklärt, wo hochradioaktiver Atommüll hin soll. Ein Endlager gibt es weltweit nicht. Stattdessen werden die Brennstäbe in Zwischenlagern geparkt, was unsicher ist und hohe Kosten verursacht.
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Der EU-Vorschlag zu grüner Atomkraft ist ein Offenbarungseid für die Energiewende: www.sk.de/11008860
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