Montag, 24. Januar 2022

Klimaaktivismus: Rückblick auf Aktionen der letzten Tage

 Pressemitteilung vom 24.01.2022

In der vergangenen Woche fanden zahlreiche Aktionen rund um das Thema Klima in und um Ravensburg statt. Sowohl Anwohner*innen als auch Aktivist*innen aus dem Altdorfer Wald und dem Ravensburger Klimacamp organisierten Aktionen und rückten den Fokus auf die "Missstände" in der Region. 

In der Nacht von Mittwoch (19.01.) auf Donnerstag (20.01.) installierten Anwohner*innen und Aktivist*innen eine Kunstinstallation in der Kiesgrube bei Oberankenreute, um auf die aus ihrer Sicht mangelhafte "Renaturierung" der ausgeschöpften Kiesgruben aufmerksam zu machen.

"Die Zerstörung eines hunderte Jahre alten Mischwaldes kann nicht durch das bloße Pflanzen einiger Baumreihen wettgemacht werden" so Anwohner Martin Lang (55).

"Bodenbildung dauert Jahrhunderte! Wälder sind komplexe Ökosysteme, welche von unvorstellbaren Wert für die Artenvielfalt sind.", so Lang weiter.

 

Vor dem Amtsgericht wurde am Freitagmorgen die Verhandlung gegen zwei Personen aus dem Umfeld der Aktivist*innen weitergeführt. Es ging um die Verkehrswendeaktion vom 15. Mai 2021, welche über und auf der Schussenstraße stattfand. Es kam nicht, wie von der Verteidigung erwartet, zu einem Freispruch. 

Beide Personen wurden wegen Beihilfe zur Nötigung verurteilt. Eine Berufung wird in Erwägung gezogen, da die Anwält*innen der Ansicht sind, dass das Zuschauen bei einer Aktion "keinerlei Straftatsbestand" erfüllt.

"Sollte es zu einer Verurteilung kommen, ist es keine Niederlage für mich, sondern eine Niederlage für den Rechtsstaat, der unbeteiligte Passant*innen vor Gericht stellt", so die angeklagte Passantin, die ihren vollen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte und den Spitzname "Merle" trägt.

Vor der Verhandlung wurde von Unterstützer*innen eine solidarische Mahnwache mit dem Motto "Klimagerechtigkeit statt Kriminalisierung - friedlicher Aktivismus bedarf keiner Strafe" abgehalten.

 

Ebenfalls am Freitag fand in der Ravensburger Innenstadt auf dem Gespinstmarkt eine angemeldete Versammlung statt, in deren Rahmen Lebensmittel verteilt wurden, welche die Aktivist*innen zuvor aus Supermarkt-Mülltonnen gerettet hatten. Die Aktivist*innen wollen auf die Verschwendung von Lebensmitteln aufmerksam machen und die Verbindung zu Hunger und der Klimakatastrophe aufzeigen. Die Aktion verlief laut Samuel Bosch (19) erfolgreich, so wurden viele Lebensmittel mitgenommen und es wurde sich ausführlich über die Problematik "unterhalten und augetauscht". 

"Vielen Menschen ist überhaupt nicht bewusst, wie viel Essen tatsächlich in den Tonnen landet." so Aktivist Samuel Bosch (19). 

"An den Reaktionen der Menschen, welche meist Fassungslosigkeit angesichts dieser Verschwendung zeigen, sehen wir, dass unsere Aktion Früchte trägt. Alle waren sich einig, dass Lebensmittel nicht einfach so in die Tonne wandern sollten. Es ist ein Unding, dass angesichts der Millionen Menschen, die tagtäglich hungern, solche Mengen an guten Lebensmitteln einfach weggeschmissen werden.", fügt Mitaktivistin Charlie Kiehne (19) hinzu.

Am Freitagabend fand ein Gespräch zwischen Aktivist*innen und Mitgliedern der Gemeinde St.-Martin in Weingarten statt. Anlass war die Ende September durchgeführte Aktion an der Fassade der Basilika. Es wurde sich über die unterschiedlichen Meinungen zu der Aktion und möglichen gemeinsamen Projekte unterhalten. Ein ausführlicher Bericht zum Gespräch soll in einigen Tagen veröffentlicht werden.


Ravensburg bekam auch am Samstag die Aktivist*innen wieder zu Gesicht, als diese, wie bereits im Dezember, mehrere Bäume für zweieinhalb Stunden besetzten, um die "magelhafte Klimapolitik" der Stadt Ravensburg anzukreiden. Im Gegensatz zur vergangenen Aktion blieb die Polizei diesmal während der gesamten Zeit unter den acht Bäumen stehen, um anschließend die Klettermaterialien und Spruchbanner zu beschlagnahmen. Von Seiten der Behörden werden wohl auch dieses Mal wieder Ermittlungsverfahren eingeleitet. 

Die Verfahren sind aus Sicht der Aktivist*innen ein "Versuch der Einschüchterung", um ihren "legitimen" Protest klein zu kriegen. Sie halten die Verfahren auch fachlich für "juristischen Unsinn", darum führen sie ihren Protest fort. 

"Wir befinden uns auf direktem Weg in eine existenzielle Krise, da haben wir keine Zeit für solche Spielchen. Wir müssen jetzt handen, sonst ist es zu spät.", so Aktivist Samuel Bosch (19).

"Bei einer Politik des "weiter so", wie sie aktuell verfolgt wird, werden die eigenen Klimaziele der Stadt Ravensburg krachend verfehlt werden.", ergänzt Mitaktivistin Charlie Kiehen (19).

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