Samstag, 29. Januar 2022

Nur nasse Moore helfen gegen den Klimawandel

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Rentaurierung ist im Gange

Die meisten Moore in Deutschland sind entwässert und dienen als Nutzfläche. Dabei wären sie ohne die Trockenlegung eine mächtige Waffe im Kampf gegen den Klimawandel. Die Renaturierung nimmt inzwischen an Fahrt auf, bleibt aber eine Mammutaufgabe.

Inzwischen hat sich in Deutschland die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Trockenlegung und landwirtschaftliche Nutzung von Mooren erheblich zum Ausstoß der klimaschädlichen Gase Kohlendioxid (CO2) und Lachgas (N2O) beiträgt. Mit rund 53 Millionen Tonnen Treibhausgasen im Jahr 2019 waren das nach Angaben der Bundesregierung zuletzt fast sieben Prozent aller Emissionen in Deutschland.

"Global gesehen sind Moore die wichtigsten Kohlenstoffspeicher, da kommen Wälder nicht hinterher", sagt der Moorexperte der Umweltorganisation Nabu, Tom Kirschey. Sie nähmen etwa drei Prozent der weltweiten Landfläche ein und seien auch noch weitgehend intakt. Nach Angaben der Universität Greifswald finden sich 78 Prozent der deutschen Moore in der Norddeutschen Tiefebene und 20 Prozent im Voralpenland. Die Gesamtfläche der Moorböden in Deutschland wird auf 14.190 Quadratkilometer geschätzt. Etwa 65 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt......

Bundesumweltministerin Steffi Lemke nennt als Ziel, in diesem Bereich die jährlichen Emissionen bis 2030 um 5 Millionen Tonnen CO2 zu reduzieren. "Ich würde mir wünschen, dass wir bei der Wiedervernässung und Renaturierung von Moorlandschaften schneller vorankommen." Als Naturschützerin sei sie hier von der letzten Bundesregierung sehr enttäuscht. Die Moorschutzstrategie sei nicht von allen Ressorts gemeinsam verabschiedet worden. "Das Wichtigste ist für mich, dass wir in der Praxis Dinge beschleunigen, besser vorankommen mit dem Naturschutz", sagt Lemke...

Die Herausforderung ist gewaltig. Nach dem Pariser Klimaziel und dem Klimaziel der EU müssten alle Moore in Deutschland bis 2045 wieder nass gemacht werden, sagt Nabu-Experte Kirschey. "Wir müssen Lösungen für Flächeneigentümer und Flächennutzer finden." Nicht mehr entwässerte Moorflächen können weiter landwirtschaftlich genutzt werden. So ist der Anbau von Schilf möglich, das als Reet zur Dacheindeckung dient. Die Biomasse von Niedermooren kann nach Angaben des Greifswald Moor Centrums zur Energiegewinnung genutzt werden.

Röhrichte könnten demnach für neue Baustoffe und Torfmoose als Torfersatz im Gartenbau eingesetzt werden. Kirschey sagt, an Stelle von Milchkühen könnten Landwirte künftig auf Wasserbüffel setzen, die sich in Feuchtgebieten wohl fühlen und auch deren Vegetation fressen. In Brandenburg etwa sei das bereits ein gutes Geschäft, das ausgebaut werde.


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