Neben Kosten für Sprit, Versicherung und
Kfz-Steuer fallen jedes Jahr soziale Kosten an, die die Gesellschaft
trägt. Etwa weil Menschen aufgrund von Lärm oder Luftverschmutzung durch den
Autoverkehr erkranken, früher sterben oder an den Folgen des Klimawandels
leiden. In der neuen Studie The Lifetime costs of driving a
car (auf Deutsch: "Die Kosten des
Autofahrens über die Lebenszeit") wurden diese privaten und die sozialen
Gesamtkosten umfassend berechnet. Demnach subventioniert die Gesellschaft jedes
Auto jährlich mit im Schnitt rund 5.000 Euro. Aber auch für die Halterinnen und Halter selbst ist ein
eigener Wagen deutlich teurer als bislang angenommen.
Die Mobilitätsforscher
und -forscherinnen Stefan Gössling,
Jessica Kees und Todd Litmann haben die tatsächlichen Kosten eines 50-jährigen Autofahrerlebens anhand von 33
Faktoren berechnet. Grundlage waren die drei gängigsten deutschen Autotypen Opel Corsa
(Kleinwagen), VW Golf (Mittelklassewagen) und Mercedes GLC (SUV). Die
Ergebnisse zeigen: Müssten Autofahrer und -fahrerinnen alle Kosten selbst
zahlen, die ihr Wagen verursacht, könnten sich nur Gutverdienende überhaupt noch ein eigenes Auto leisten. ....
Die drei teuersten Kostenpunkte für die Gesellschaft sind
dabei laut der Studie die Luftverschmutzung (beim Corsa 1.495 Euro im Jahr), der Landverbrauch und die
Instandhaltung der Infrastruktur (1.167 Euro) sowie das Bordsteinparken (1.005
Euro). Hinzu kommen unter anderem noch Kosten, die durch Lärm (120 Euro), den
Klimawandel (435 Euro) und durch Einschränkungen für Radfahrende oder zu Fuß
Gehende (225 Euro) entstehen. "Nur ein Teil der dabei
entstehenden Infrastrukturkosten wird durch Benutzungsgebühren oder Steuern
beglichen",
sagt Forscher Gössling.
Die privaten Kosten, zu denen Anschaffung, Wartung und Betrieb sowie
Wertverlust gehören,
haben die Wissenschaftler umfassend einbezogen. Berücksichtigt werden Parkgebühren, Maut,
Führerschein, Bewohnerparken oder auch der Zeitverlust, der durch Stau
entsteht. .....
So summieren sich die jährlich anfallenden privaten Kosten fürs Autofahren auf rund 6.700
Euro für einen Opel Corsa, 7.657 Euro für einen VW Golf und knapp 12.900 Euro für einen Mercedes GLC. "Das
ist deutlich mehr, als der ADAC anführt", sagt Gössling.
Mit
ihrer Studie stellen die drei Forscher und Forscherinnen die autozentrierte
Verkehrspolitik infrage. Seit den Fünfzigerjahren subventioniert die Bundesregierung
den privaten Autobesitz unter anderem durch umfangreichen Straßenbau, günstige
Parkgebühren,
Pendlerpauschalen oder Dienstwagenprivilegien. Das hat dazu geführt, dass das Auto
das Verkehrsmittel der Wahl ist. "Der Autobesitz beeinflusst unser Verkehrsverhalten",
sagt Gössling. Hat ein Haushalt
einen Pkw, würde er für fast alle Wege genutzt. Das sei gewollt.
"Die
vorherrschende politische Haltung ist, dass unser Verkehrssystem nur sozial
gerecht ist, wenn jeder Erwachsene ein Auto besitzt", sagt der Mobilitätsforscher. Aber ein
Verkehrssystem, das den privaten Autobesitz so massiv subventioniert wie
hierzulande, sei eben nicht sozial gerecht. Denn: "Ein ungelernter Arbeiter
investiert bis zu einem Drittel seines Lebenseinkommens, ein Facharbeiter immer
noch rund ein Fünftel seines Lebenseinkommens, um einen Kleinwagen zu
bezahlen", sagt Gössling.
Und das entspreche noch nicht einmal den realen Kosten. Würde der ungelernte
Arbeiter auch die gesellschaftlichen Kosten tragen, müsste er 60 Prozent seines
Lebenseinkommens aufbringen, um einen Opel Corsa zu fahren.
Mehr
soziale Gerechtigkeit im Verkehr hieße für Gössling, dass alle Menschen bequem und
kostengünstig mobil sein können.
Und zwar ohne ein Auto besitzen zu müssen. "Alternativen wie ein Jahresticket
für den ÖPNV in Kombination mit Carsharing und anderen Mobilitätsangeboten sind
deutlich günstiger",
sagt Gössling. Für ihn ist das Ergebnis der
Studie ein Appell an die Politik, die Verkehrswende zu beschleunigen.
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