Spiegel hier 12.05.2023, 13.33 Uhr • aus DER SPIEGEL 20/2023
Anforderungen an den Bevölkerungsschutz
Kriege, Klimawandel, Hunger: In einem internen Papier geht das Technische Hilfswerk von drastisch steigenden Flüchtlingszahlen aus – und skizziert Schwierigkeiten für das deutsche Krisenmanagement.Das Technische Hilfswerk (THW) stellt sich auf eine Zunahme von Katastrophen und Bedrohungen ein, für die sich die Behörde wappnen müsse. Das geht nach SPIEGEL-Informationen aus einem Grundsatzpapier des THW hervor. »Die Anforderungen an den Schutz der Bevölkerung« hätten sich »drastisch gewandelt«, heißt es dort.
Russlands Angriff auf die Ukraine zeige, »wie instabil der Nachkriegsfrieden auch in Europa« geworden sei. Selbst »Szenarien mit chemischen, biologischen, radiologischen oder nuklearen Bedrohungen« rückten »wieder in den Rahmen des Denkbaren und Möglichen«.
Dramatische Folgen für den Bevölkerungsschutz habe auch die Klimakrise: Die teils lawinenartigen Auswirkungen von Wetterextremen seien »im Krisenmanagement zunehmend schwieriger zu bewältigen«.
Weltweit lebten schon mehr als drei Milliarden Menschen in Gegenden, »die hochgradig anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels« seien, heißt es in dem Papier. Auch die weltweiten Hungerprobleme verschlimmerten sich. In den kommenden Jahrzehnten könne es so »zu einer Steigerung von Fluchtbewegungen von aktuell 100 auf 200 Millionen bis 1 Milliarde« Menschen kommen.
Verantwortet hat das Grundsatzpapier THW-Präsident Gerd Friedsam. Allerdings kann er nötige Reformen nicht mehr selbst umsetzen, Ende Juni geht er in den Ruhestand.
Dem Vernehmen nach hätte der altgediente Bevölkerungsschützer gern verlängert, doch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat andere Pläne: Mit der bisherigen Vizepräsidentin Sabine Lackner rückt erstmals eine Frau an die THW-Spitze. Die Behörde hat gut 2000 hauptamtlich Beschäftigte, dazu kommen rund 86.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.
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