Dienstag, 30. Mai 2023

Wer Heizungswende ohne Verbote will, muss zwei Probleme lösen

Eine bemerkenswerte Kehrtwende legte gerade die  Zeitschrift Focus hin.
Mit dem Satz: "Wer jetzt, im Frühjahr 2023, noch einen Kulturkampf für die Gasheizung und gegen die Wärmepumpe führen will, steht auf verlorenem Posten." kehrt hoffentlich eine Zeitenwende bei der Focus-Berichterstattung ein. 

Bisher wurde nämlich genau das gemacht: es wurde in erster Linie auf Verunsicherung und Desinformation gesetzt und der Hass auf Wärmepumpen sowie auf  die Person von Habeck wurde massiv geschürt.

Nun plötzlich diese 2 vernünftigen, sachlichen Artikel ... wahrhaft eine erstaunliche Wende.
Hoffentlich lassen sich die aufgescheuchten, fast schon amoklaufenden Leser mit ihren unsäglichen Hass-Kommentaren, die Focus zu verantworten hat, auch wieder einfangen davon .......


Focus  hier Claudia Kemfert und Niklas Höhne 30.05.2023

Verbote oder Markt? Die Debatten um die Wärmewende werden oft auf diese simple Frage reduziert. Doch das ist zu einfach gedacht, argumentieren die Ökonomin Claudia Kemfert und der Klimaforscher Niklas Höhne - am Ende wird es beides brauchen.

Deutschland diskutiert über die „beste“ Klimapolitik, verkürzt auf die Formel Verbote oder Markt. 

Wirtschaftsminister Habeck hat für den Wärmesektor klare Regulierung vorgeschlagen, die ab 2024 den Einbau einer klassischen Öl- oder Gasheizung effektiv verbietet. Alternativ hat die FDP auf dem Parteitag beschlossen, den nationalen Emissionshandel auszubauen. Dieser Streit ist keineswegs mit den Beschlüssen des Koalitionsausschusses abgeschlossen, sondern geht mit der Verschiebung des Gesetzgebungsverfahrens erst richtig los.

Den Befürwortern des Öl- und Gasheizungsverbots wird vorgeworfen, besondere Härten und Verwerfungen zu generieren und die Bevölkerung zu überfordern. Der CO2-Zertifikatehandel mit einem festen Deckel für die Emissionen würde das Problem ohne Mikromanagement lösen.

Da die Emissionen wie im Klimaschutzgesetz beschlossen schnell sinken müssen, im Gebäudesektor bis 2030 halbiert werden müssen, würde sich in einem solchen rein marktwirtschaftlichen System ein ausreichender CO2-Preis entwickeln, der eine entsprechende Lenkungswirkungen für alle Verbraucher, also auch alle Heizkunden, geben soll.

Die Falle des Marktmodells

Sinkende Emissionen können nur erreicht werden, wenn auf fossile Heizsysteme verzichtet wird. Sprich: Bis spätestens 2045 dürfen so gut wie gar keine fossilen Heizsysteme mehr im Einsatz sein. Da Heizungen im Schnitt 20 bis 25 Jahre laufen, sollten jetzt keine fossilen Heizungen mehr eingebaut werden. Man kann dies Verbrauchern leicht damit verdeutlichen, dass der Einbau verboten wird, oder der CO2-Preis und damit die Heizkosten so hoch sind und werden, dass sich der Einbau nicht mehr lohnt. Was meistens bei dem reinen Marktmodell verschwiegen wird: Auch bei der „Markt“-Lösung gibt es ähnliche oder sogar gravierendere soziale Verwerfungen als bei Ge- bzw. Verboten.

Ein hoher CO2-Preis bei Einführung des Systems hätte eine solche richtige Wirkung, führt aber zu potenziell größeren Verwerfungen, als das Gebot der klimafreundlichen Heizung. Nicht nur die, die neue Heizungen brauchen, wären betroffen, sondern auch alle anderen würden unter hohen Energiepreisen leiden. Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes hat eine ähnliche Konstellation modelliert und kommt, ähnlich wie andere Studien , zum Schluss, dass bei sonst gleichbleibenden Rahmenbedingungen ein CO2-Preisanstieg bis zu 350 Euro pro Tonne CO2 in 2030 wahrscheinlich noch nicht reichen würde, das Klimaschutzziel im Gebäudesektor einzuhalten. Ein Liter Heizöl wird dann 80 Cent teurer, die Kilowattstunde Gas um 11 Cent steigen – fast doppelt so viel wie der jetzt geltende Höchstpreis der Gaspreisbremse.

Wenn der Preis zu langsam ansteigt

Linderung könnte der schon im Koalitionsvertrag vorgesehen Mechanismus bringen, die Einnahmen zum Teil an Bürgerinnen und Bürger mit gleichem Betrag pro Kopf zurückzuzahlen: das sogenannte „Klimageld“. Dieser wird aber politisch blockiert bzw. von einzelnen Ampelparteien unbegründet als nicht umsetzbar bezeichnet. Außerdem würden Kleinunternehmer wie zum Beispiel Bäcker leer ausgehen.

Um den Emissionshandel auch für die FDP akzeptabel zu gestalten, müsste also der entstehende Preis für Zertifikate langsam ansteigen. So sieht es der beschlossene CO2-Preis-Anstieg der vorherigen Bundesregierung und auch der FDP-Beschluss vor, die „einen übermäßig starken Anstieg des CO2-Preises zu Beginn der Handelsphase … verhindern“ will. Dann würde das System aber seine Zielverfehlung durch diese Ausgestaltung vorwegnehmen.

Im vergangenen Jahr wurden trotz langsam ansteigendem CO2 Preis etwa 600.000 neue Gasheizungen in deutsche Keller gebaut. Der CO2-Anreiz war zu niedrig. Es ist jetzt schon absehbar, dass die Gaspreise durch EU-Emissionshandel oder CO2-Preis signifikant steigen werden und es extrem teuer wird, neue Heizungen bis zum Ende ihrer vorgesehen Lebensdauer zu betreiben. Das Forschungsinstitut MCC berechnet Zusatzkosten von bis zu 15.000 Euro für eine neue Gasheizung über die Lebenszeit.

Irrationaler Markt

Und das verdeutlicht das zweite Problem: Denn Emissionshandel ist nur dann das beste Mittel der Wahl, wenn alle Investitionsentscheidungen rational und in weiser Voraussicht getroffen werden. Das ist hier aber eindeutig nicht der Fall. Eigentümerinnen und Eigentümer berücksichtigen bei ihren Investitionsentscheidungen zukünftige Energiepreisentwicklungen zu selten und entscheiden auf der Basis der jetzigen Situation.

Auch bei langsam steigenden CO2-Preisen wird der Druck auf die Politik irgendwann enorm: Eigentümerinnen und Eigentümer, die jetzt neue Gasheizungen kaufen, wären später bei hohen CO2-Preisen verärgert, dass sie ihre Geräte vor Ende der Lebenszeit austauschen müssen. Die Politik kann dann entweder dem Druck nachgeben und künstlich den CO2-Deckel anheben und die Preise senken - so geschehen mit dem Tankrabatt und der Gaspreisbremse. Oder sie kann durchhalten und mit zusätzlichen Maßnahmen Härten abfedern.

Die falsche Streitfrage

Es ist also keineswegs gewährleistet, dass das Emissionshandels-Modell allein effektiver und effizienter ist als eine Politik der gut geplanten Gebote und Förderung. Der Markt mag in der Theorie am effizientesten sein, aber in der realen Umsetzung gibt es viele Fallstricke und enormen Bedarf, Härten zielgerichtet auszugleichen, insbesondere wegen der nötigen hohen Transformationsgeschwindigkeit.

Wir sollten also nicht streiten, ob Markt oder Verbote das richtige Mittel der Wahl sind. Wir sollten Konsens erzeugen, dass ab jetzt alle Investitionsentscheidungen zugunsten von klimafreundlichen - am besten emissionsfreien - Technologien ausfallen. Und dann einen zielgerichteten Weg finden wie das mit Regulierung UND Markt am besten gestaltet werden kann.


Über die Experten

Claudia Kemfert ist Professorin für Energieökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und der Leuphana-Universität in Lüneburg. Zudem ist sie Co-Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen. Niklas Höhne ist Mitbegründer des NewClimate Institute in Köln und Professor für Klimaschutz an der Universität Wageningen in den Niederlanden.


Focus hier von FOCUS-online-Redakteur Florian Reiter  16.05.2023

Braucht es da noch den Heizungs-Hammer?
Das deutsche Wärmepumpen-Wunder verblüfft sogar Experten

Rheinmetall will offenbar in Wärmepumpengeschäft einsteigen

Die Heiz-Pläne von Wirtschaftsminister Robert Habeck sorgen für Aufregung, doch die Zahlen zeigen: Die Wärmewende läuft sogar schneller, als viele Experten dachten. Braucht es da überhaupt noch die Politik auf dem Weg zur Klimaneutralität - oder erledigt das bereits der Markt?

Waffen und Autoteile: Der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall ist vielleicht das deutscheste Unternehmen, das es gibt. Am 28. Dezember jedoch verkündete der Hersteller den größten Deal, den er jemals außerhalb seiner beiden klassischen Konzernsparten an Land ziehen konnte: Für 770 Millionen Euro werde Rheinmetall einen nicht näher genannten Kunden mit sogenannten Kältemittelverdichtern beliefern. Der Konzern setze seine „Diversifizierungsstrategie“ damit erfolgreich um, hieß es in einer begleitenden Mitteilung .

Wachsen über Technologien

Der Deal wurde in der Wirtschaftspresse damals kaum beachtet, was zum einen an den Feiertagen gelegen haben dürfte, zum anderen an der Tatsache, dass Panzer für die Ukraine ein wesentlich spannenderes Betätigungsfeld des Konzerns sind als Kältemittelverdichter. Am Donnerstag letzter Woche wurde jedoch bekannt, in welchem Produkt die Verdichter zum Einsatz kommen sollen: Wärmepumpen. Genauer gesagt: Wärmepumpen für deutsche Wohnungen und Häuser.  

„Ein führender deutscher Heizungshersteller“ soll diese zentrale Komponente für die Wärmepumpe im Großauftrag geordert haben, berichtete das „Handelsblatt“ am Donnerstag. Industriekreisen zufolge soll es sich um das Unternehmen Viessmann handeln. Wer bei Rheinmetall nach mehr Details fragt, erhält nur ein allgemeines Statement, dass es einen großen Erfolg darstelle, sich „Geschäftsfelder im Bereich der alternativen Energieversorgung zu erschließen“. Es sei wichtig, „über vielversprechende Technologien zu wachsen“.

Megafabriken für die „Volkswärmepumpe“

Das Wachstumspotenzial der Wärmepumpen-Technologie in Deutschland haben längst auch schon andere erkannt. In Mittel- und Osteuropa ziehen Hersteller wie Viessmann, Vaillant, Bosch oder Daikin mehrere Wärmepumpen-Megafabriken hoch, die teilweise schon ab 2024 die Produktion aufnehmen sollen. Mitsubishi Electronics erweitert gerade nochmals sein Riesenwerk in der Türkei, Ziel: Die Fertigung von 300.000 Wärmepumpen pro Jahr für den europäischen Markt.

Beobachter erwarten eine brutale Schlacht um das lukrative Absatzgebiet. Viessmann flüchtete sich zuletzt mit seiner Wärmepumpen-Sparte unter das Dach des großen US-Konzerns Carrier, um seine Produktionsmengen ebenfalls nach oben schrauben zu können. Auch weitere, bislang eher branchenfremde Akteure steigen in den Markt ein - wie etwa der deutsche Solar-Marktführer Enpal, der jetzt zusammen mit Bosch eine „Volkswärmepumpe“ anbieten wird. „Enpal zeigt praktisch, wie die Bundesregierung ihre Klimaziele erreichen kann“, hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag. „Die Wärmepumpe lohnt sich, ist technisch machbar, und man kann sie schnell skalieren.“

Plötzlich in Reichweite

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass die Wärmepumpe in Deutschland schon längst zur „Volkswärmepumpe“ geworden ist. Nach Angaben des Bundesverbands der deutschen Heizungsindustrie (BDH) und des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) sind alleine im ersten Quartal dieses Jahres insgesamt 91.500 Heizungswärmepumpen verbaut worden, hinzu kommen 16.500 Wärmepumpen fürs Warmwasser. Im Vorjahresquartal waren es nur 43.500 Heizungswärmepumpen - ein Plus von 110 Prozent. Alleine seit 2019 hat sich der Absatz von Wärmepumpen in Deutschland knapp verdreifacht.

Ein ambitioniertes Ziel, das Wirtschaftsminister Robert Habeck im letzten Juni ausgegeben hatte, liegt damit plötzlich wieder in Reichweite: Der Zubau von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr ab 2024. Die 500.000er-Marke „wird erreicht werden können“, verkündete der BWP zuletzt selbstbewusst. Denn zusätzlich beginnen zwei große Flaschenhälse, die den Ausbau zuletzt gebremst hatten, langsam zu verschwinden: Mit der Steigerung der Produktionskapazitäten sinken einerseits die Preise und die Lieferzeiten.

Und auch im Handwerk bessert sich andererseits die Lage, zumindest langsam. Der Fachkräftemangel macht der Branche zwar weiterhin zu schaffen, aber das Know-How nimmt zu. „Immer mehr Betriebe nehmen Qualifikationsangebote wahr und spezialisieren sich auf die Installation von Wärmepumpen“, heißt es von Seiten des BWP. Handwerksbetriebe, die einfach stur Gasheizungen eingebaut haben, weil sie sich mit der neuen Technik nicht auseinandersetzen wollten, werden immer weniger.

Die Wende ist längst da

Die Prognosen aus der Vergangenheit werden regelmäßig von der Realität übertroffen. Selbst der BWP war in seiner eigenen Branchenstudie vom Januar 2021 von niedrigeren Zahlen ausgegangen, als sie dann in der Wirklichkeit zu beobachten waren. „Die Absatzzahlen und Marktentwicklungen liegen am oberen Rand innerhalb meiner Erwartungen“, sagt auch Nils Thamling, Experte für Gebäude und Wärmeversorgung beim Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos, zu FOCUS online Earth.

Die Entwicklung des Wärmepumpen-Marktes zeigt zweierlei. Erstens: Wer jetzt, im Frühjahr 2023, noch einen Kulturkampf für die Gasheizung und gegen die Wärmepumpe führen will, steht auf verlorenem Posten. In der Branche regt sich schon lange Unmut darüber, wie die aktuelle politische und mediale Debatte um die Wärmewende mehr zur Verunsicherung beiträgt als zur Aufklärung. Und zweitens: Die Kräfte des Marktes wirken jetzt schon stärker, als viele Marktteilnehmer selbst gedacht hätten. Die Wärmepumpen-Wende ist längst da.

„Da gibt es keinen Spielraum mehr“

Das rückt auch die Rolle der Politik in ein neues Licht. Die hat sich gesetzlich verpflichtet, den Gebäudesektor bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu machen, also binnen der nächsten 22 Jahre. Aber braucht es überhaupt noch ordnungsrechtliche Detailregelungen wie das Gebäudeenergiegesetz (GEG) aus dem Wirtschaftsministerium von Robert Habeck, das genau vorschreiben will, wann welche Heizungen nicht mehr verbaut werden dürfen und welche Anforderungen zu erfüllen sind? Hat sich der Markt nicht bereits jetzt als effizienter erwiesen? Zumal ab dem Jahr 2027 der Europäische Emissionshandel greifen wird, der das Heizen mit Gas und Öl nach verschiedenen Schätzungen ungefähr doppelt so teuer machen wird? Oder anders formuliert: Ist der „Heiz-Hammer“ überhaupt noch das richtige Werkzeug? (siehe den Artikel oben)

So einfach ist es leider nicht, sagt Thamling. Für das Wirtschaftsministerium hat der Gebäude-Experte eine der maßgeblichen Hintergrund-Studien zur Wärmewende bis 2045 erstellt - kaum jemand weiß so gut wie er, was auf dem Weg zur Klimaneutralität zu tun ist. „Die Emissionen des Gebäudebestandes sind in den vergangenen Jahren deutlich langsamer zurückgegangen als notwendig“, erklärt Thamling. „Da gibt es – aus rein technischer Sicht – mittlerweile leider keinen nennenswerten Spielraum mehr.“

Verschwendete Zeit

Das grundsätzliche Problem ist, dass 22 Jahre im Gebäudesektor eine verflixt kurze Zeit sind. Eine durchschnittliche Gasheizung etwa hält ungefähr 20 Jahre - wenn es Deutschland also ernst meint mit der Klimaneutralität ab 2045, darf es spätestens übernächstes Jahr kein einziges neues fossiles Gerät mehr verbauen. Schafft das wirklich der Markt alleine?

Thamling geht nicht davon aus - dafür hat Deutschland in der Vergangenheit einfach zu wenig getan. Es müsse konstatiert werden, „dass es die vorherigen Bundesregierungen nicht geschafft haben, die notwendige Entwicklung auf den Weg zu bringen“, sagt der Experte. „Vor zehn oder fünfzehn Jahren wären die Maßnahmen hierfür noch vergleichsweise moderat gewesen.“ Doch je knapper die Zeit wird, desto drastischer müssen die ergriffenen Maßnahmen ausfallen - das ist das einfache Prinzip. „Beispielsweise wäre Zeit für einen langlaufenden Einstieg in die CO2-Bepreisung gewesen und wir hätten heute bereits ein Niveau mit Lenkungswirkung erreicht, wie beispielsweise in der Schweiz oder Schweden“, erklärt Thamling.

Statt also selektiv in den Instrumentenkasten zu greifen und einzelne Maßnahmen herauszupicken, müssen schlicht alle Instrumente zum Einsatz kommen, wenn es mit der Wärmewende bis 2045 noch klappen soll. Das heißt: Der Markt ist enorm wichtig, schafft es aber nicht alleine. Neben großen ordnungsrechtlichen Eingriffen wie dem Gebäudeenergiegesetz seien aber auch noch andere Maßnahmen relevant, erklärt Thamling - darunter eine „massive Förderung“ der teuren Umbaumaßnahmen.

„Das ist absolut irreführend“

Ganz besonders wichtig sei aber auch noch etwas anderes, so der Prognos-Experte: Umfassende Informationsarbeit und Aufklärung. Es gebe derzeit ein Umfeld, „in dem den Menschen suggeriert wird, dass die Nutzung strombasierter erneuerbarer Brennstoffe wie Wasserstoff eine kurzfristig breit verfügbare und kostengünstige Optionen wäre und man mit einen H2-Ready-Heizkessel auf der sicheren Seite wäre – das ist absolut irreführend“, kritisiert Thamling. „Es gibt keine soliden wissenschaftlichen Erkenntnisse, die dafür sprechen, dass H2 diese Rolle einnehmen könnte.“

Tatsächlich ging der Wärmepumpen-Boom der letzten Monate auch mit einem Boom bei Gas- und Ölheizungen einher. Nach Angaben des Heizungsverbands hat sich zum Beispiel der Absatz bei Ölheizungen im Vergleich zum Vorjahresquartal verdoppelt. Viele Hausbesitzerinnen und -besitzer bauen sich jetzt noch schnell einen neuen fossilen Heizkessel ein, um vermeintliche Ruhe zu haben - oftmals ohne zu wissen, was der Europäische Emissionshandel ab 2027 für sie bedeutet.

Der Staat müsse die Menschen hier informieren und mitnehmen, fordert der Experte, statt sie alleinzulassen. „Das führt meines Erachtens dazu, dass man viele Menschen ins offene Messer laufen ließe“, sagt Thamling. „Klimaschutzziele sind so nicht erreichbar.“

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