Eine Energiegenossenschaft lädt zu einem Wärmepumpenvortrag ein und der vorgesehene Saal platzt aus allen Nähten. Kurzfristig muss in einen größeren Saal umgezogen werden, damit die über 200 Teilnehmenden alle einen Platz finden. Der Vortrag ist anstrengend, informativ, dabei allgemeinverständlich und praxisorientiert. Die Zuhörenden sind hochzufrieden.
(P4F)•Newsletter #26•05/2023
ein Video von P. Klafka hier
So geschehen in Ingelheim am Rhein am 31. März 2023.
Eingeladen von der Rabenkopf BürgerEnergie und den Mainzer Parents hält Dr. Peter Klafka, aktiv bei den Scientists for Future in der Regionalgruppe Aachen, einen Vortrag zum Thema „Nachhaltiges Heizen – Wärmepumpen in Bestandsgebäuden“.
Der Vortrag trifft angesichts der aktuellen politischen Diskussionen und der geplanten Umstellung der Heizsysteme gerade bei Eigenheimbesitzer*innen auf großes Interesse. Er knüpft an den Fragen und Unsicherheiten der Zuhörenden an und gibt detaillierte Hinweise, wie die eigene Heizungsanlage wärmepumpentauglich gemacht werden kann.
Nebenbei ordnet der Referent den Heizungstausch und die Wärmewende in die zwingend notwendige Transformation hin zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft ein. Das sind die inhaltlichen Highlights
Aufgeräumt wird im Vortrag mit der weitverbreiteten Meinung, dass eine Wärmepumpe im Gebäudebestand nur in Kombination mit Fußbodenheizung bei gleichzeitigen Dämmmaßnahmen eingesetzt werden kann. Voraussetzung für ihren Einsatz ist eine möglichst niedrige Vorlauftemperatur, die häufig schon mit kleinen Maßnahmen erreicht werden kann: Hydraulischer Abgleich, Optimierung der Heizungssteuerung, Ersetzen einzelner Heizkörper (Abb. 2) sind hier die Stichworte.
Wenn das nicht genügen sollte, können der Austausch einiger Fenster und gezielte Dämmmaßnahmen (z.B. Kellerdecke) ins Auge gefasst werden. Sollte doch eine Flächenheizung erforderlich sein, muss dies keineswegs die Fußbodenheizung sein. Eine Wand- oder Deckenheizung (nach dem Prinzip der Fußbodenheizung) kann bei ähnlichem Effekt mit deutlich weniger Aufwand installiert werden.
Vorgestellt werden die Funktionsweise und die verschiedenen Arten von Wärmepumpen. In großen Teilen Deutschlands sind die Lufttemperaturen im Winter relativ hoch, so dass Luftwärmepumpen eine gute Option sind (Abb. 3). Detailliert beschäftigt sich der Vortrag auch mit Qualitätsanforderungen an eine Wärmepumpe. Hier werden verschiedene Kennziffern vorgestellt, die Lautstärke der Anlage diskutiert und auf das richtige – nicht klimaschädliche – Kältemittel (Propan R290) hingewiesen. Kurz wird auf die Kosten und Fördermodalitäten eingegangen.
Die Maßnahmen zum Umstieg auf die Wärmepumpe müssen nicht zwingend zeitgleich erfolgen. Denkbar ist beispielsweise, die Wärmepumpe in Kombination mit einigen Heizungsoptimierungen zuerst einzubauen und Dämmmaßnahmen später oder sukzessive durchzuführen. Durch die Dämmung werden die Effizienz der Wärmepumpe erhöht und damit die Energieausgaben gesenkt.
Eine Alternative zur Wärmepumpe je Wohneinheit wäre ein Fernwärmenetz mit einer Großwärmepumpe oder ein kaltes Nahwärmenetz, das dem Wohngebäude mäßig kaltes Wasser bereitstellt, aus dem die gebäudeeigene Wärmepumpe ihre Energie zieht. Eine Wärmepumpe kann im Regelfall nur zum kleineren Teil mit dem Strom einer eigenen PV-Anlage betrieben werden; denn wenn der Wärmebedarf groß ist, ist der Sonnenertrag meist gering.
„Wer für die Wärmepumpe ist, muss auch für Windenergieanlagen sein“, zieht Peter Klafka das Resümee. Er weist auch darauf hin, dass der Umstieg im Wärmesektor angesichts der Abb. 2: Effiziente Heizkörper benötigen nur niedrige Vorlauftemperaturen Klimaziele und der langen Lebensdauer von Heizanlagen zwingend jetzt begonnen werden muss.
Der Vortrag: eine erfolgreiche Klimaaktion Mit dem Wärmepumpen-Vortrag wird ein großer Personenkreis außerhalb der Klima-Blase angesprochen. Verunsichert durch unklare, sich teils widersprechende Aussagen zur Wärmepumpe besteht gerade bei vielen Eigenheimbesitzer*innen ein großes Interesse an neutraler, fachkundiger Information. Die Teilnehmenden können „als Multiplikatoren“ dazu beitragen, in ihrem Umfeld die Diskussion über die Wärmewende zu versachlichen und die Akzeptanz zu erhöhen. Damit leistet der Vortrag einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz. Vor allem in eher ländlichen Gebieten und bürgerlich geprägten Stadtteilen findet er seine Zuhörerschaft. Fazit: Eine weitere Verbreitung des Vortrags wäre wünschenswert.
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