Samstag, 13. Mai 2023

Überlingen: Widerstand gegen Wiesenbebauung

 Südkurier 08.05.2023  hier

Der graue Abendhimmel schien sich der Stimmung der Teilnehmer der Begehung der St.-Leonhard-Wiese am ehemaligen Turnierplatz des Überlinger Reitvereins anzupassen, zu der der SPD-Ortsverein und dessen Ratsfraktion eingeladen hatten. Auf blankes Unverständnis stieß bei den rund 50 Interessierten, die teilweise auch aus der Kernstadt gekommen waren, die Absicht der Stadtplanung, nicht nur die Fläche der Kleingärten an der Rauensteinstraße bebauen zu wollen. Schon das würde vielen zu weit gehen. Doch auch noch die grüne Wiese zu opfern, die erst 20 Jahre zuvor zum Landschaftspark gekürt worden war, das wollte an diesem Abend überhaupt niemand verstehen....

 „Diese Wiese ist einfach etwas ganz Schönes, das man nicht so einfach preisgeben darf“, betonte er: „Das bleibt auch bei vielen Birkle-Patienten oder Hotelgästen in Erinnerung. Doch was weg ist, ist weg.“ Es gebe mit Sicherheit Flächen, die man eher bebauen könnte, erklärte Scharpf und nannte die Grundstücke entlang des Grafenholzwegs.

SPD-Stadtrat in Erklärungsnot

Vor allem den beiden Stadträten Udo Pursche und Michael Wilkendorf wollte diese Formulierung allerdings gar nicht gefallen. Der Gemeinderat baue hier überhaupt nicht, betonten sie. In Erklärungsnot geriet insbesondere Michael Wilkendorf, der sich bei den Beratungen zwar gegen eine Bebauung der Wiese gewandt hatte, um der Erweiterung des Plangebiets in den neuen Ausmaßen am Ende dennoch zuzustimmen. „Wieso haben Sie denn überhaupt für diesen Aufstellungsbeschluss gestimmt?“ war eine mehrfach zu hörende, von wenig Verständnis geprägte Frage. Die Antwort war kompliziert und nicht jeder wollte die Argumentation nachvollziehen: Über die endgültige Bebauung entschieden werde ja erst im Verlauf des Verfahrens, so der SPD-Stadtrat, und dabei könne man die bestehenden Grünbereiche sogar dauerhaft festschreiben.

Ungeachtet dessen dankten viele Teilnehmer den Kommunalpolitikern dafür, dass sie zu der Begehung eingeladen hatten. Die Sozialdemokraten im Rat würden die Bebauung zu verhindern versuchen, beteuerte Udo Pursche: „Und wir werden sicher nicht die einzigen bleiben.“

Zu Wort meldeten sich nicht nur Nachbarn. Besonders betroffen von den Planungen sind das Parkhotel St. Leonhard und die Birkle-Klinik, beide zur Überlinger Dr.-Spang-Gruppe gehörend, für die sich die Geschäftsführer Martin Heßberger und Matthias Schindler in die Bresche warfen. „Nicht nur die Hotelgäste und Patienten wissen dieses Landschaft zu schätzen“, sagte Heßberger und appellierte an die Stadt und die Gremien: „Stehen Sie zu den Beschlüssen von vor 20 Jahren.“....

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