Dies ist kein besonders tiefgreifender Artikel zum Schutz der Biodiversität. Doch Gärten sind wirklich wichtige Überlebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten und auch für Gemüsesorten.
Wir sollten dieses Potential unbedingt mehr nutzen und zum Schutz beitragen. Es macht doch sowieso viel mehr Spaß in einem lebenden Garten zu sitzen, in dem es etwas zu beobachten gibt, als auf eine Steinwüste zu blicken.
Utopia hier Von Annika Reketat 25. Mai 2023
Vielfaltsgärten setzen ein Zeichen gegen Gartenmonotonie und Artenverlust. Dort gedeihen alte Pflanzensorten und zahlreiche Insekten und Vögel finden darin ein Zuhause. Wie du einen Vielfaltsgarten gestaltest, erfährst du hier.
Vielfaltsgärten: Das macht sie aus
In vielen Gärten blüht es zunehmend einheitlich und es summt nur noch wenig. Schön anzusehende Blumen wie Geranien oder gefüllte Rosen werden besonders gerne gepflanzt, doch sie bieten meist kein oder nur wenig Futter für Insekten wie Bienen oder Schmetterlinge. In den Gemüsebeeten wachsen Tomaten aus Hybridsaatgut, Unkraut wird häufig mit chemisch-synthetischen Mitteln der Garaus gemacht.
Unter diesen gängigen Gartenpraktiken leidet die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt. Eine Alternative dazu sind sogenannte Vielfaltsgärten:
sie werden unter ökologischen Gesichtspunkten angelegt und gepflegt
sie sind insektenfreundlich
sie zeichnen sich durch eine Vielfalt an samenfesten Gemüse- und Obstsorten aus
Manche Besitzer machen ihren Vielfaltsgarten öffentlich zugänglich, sodass du ihn besuchen kannst. Eine Liste davon findest du beim Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt. Du kannst aber auch deinen eigenen Garten vielfältiger gestalten.
Im Vielfaltsgarten wächst eine Fülle an verschiedenen Pflanzen, vorzugsweise solche, die aus altem oder sogenanntem samenfesten Saatgut entstanden sind. Pflanzen, die aus samenfestem Saatgut wachsen…
- haben die gleichen Eigenschaften und Aussehen wie ihre Elternpflanzen. Deswegen kann Saatgut aus jeder Pflanze bzw. Ernte entnommen und für nachfolgende Generationen genutzt werden, ohne dass sie ihre sortenspezifischen Eigenschaften verlieren.
- Samenfestes Saatgut lässt sich außerdem mithilfe traditioneller Methoden vermehren, beispielsweise durch die Bestäubung durch Bienen.
Das Gemüse und Obst, das wir im Supermarkt finden, entstammt jedoch größtenteils nicht mehr solch einem samenfesten Saatgut, sondern Hybridsaatgut. Dieses entsteht im Labor durch künstlich erzeugte Inzuchtlinien. Das Ziel dieser Hybridzüchtungen ist, dass die daraus gewachsenen Pflanzen bestimmte erwünschte Eigenschaften aufweisen, zum Beispiel widerstandsfähiger oder ertragreicher sind. Doch schon in der nächsten Generation zerfällt dieser positive Effekt und das aus den Hybriden gewonnene Saatgut kann nicht weiterverwendet werden. Landwirte und Hobbygärtner, die Hybridpflanzen anbauen, müssen daher jedes Jahr neues Saatgut kaufen.
Hybridsorten lassen sich gut verkaufen, da sie robuster oder größer gezüchtet werden, und verdrängen daher zunehmend samenfeste Sorten. Somit geht auch die Vielfalt an Nutzpflanzen verloren. Etwa drei Viertel aller Nutzpflanzensorten weltweit sind im 20. Jahrhundert verlorengegangen, in den Industrieländern sind es sogar 90 Prozent.
In einem Vielfaltsgarten kannst du dich bewusst dafür entscheiden, samenfeste oder alte Gemüse- und Obstsorten anzubauen. Kaufe dafür beispielsweise Saatgut von regionalen Obst- und Gemüsesorten, idealerweise von regionalen Saatgutherstellern. Du kannst auch den Saatgutzirkel nutzen, eine Tauschbörse für mehr Sortenvielfalt. (z.B. Saatgutbörse in Salem)
Schottergärten sind hierzulande auf dem Vormarsch. (in Baden-Württemberg sind sie verboten) Besonders gerne werden Vorgärten fast komplett ihrer Flora zugunsten mit einer Wüste aus Kies erledigt. Manchmal finden sich darin noch Bambus, Rhododendren oder Buchsbaum-Töpfe. Für die Vielfalt der Insektenwelt hat diese vermeintlich pflegeleichte Gartengestaltung jedoch negative Konsequenzen. Insekten und auch Vögel finden in den kargen Gartenlandschaften kaum Nahrung oder Unterschlupf. Auch Pestizide oder die falsche Bepflanzung und Pflege können dazu führen, dass der Garten weniger vielfältig wird, was die Insektenwelt angeht.
Mit ein paar Tipps gestaltest du deinen Garten insektenfreundlich:
Wildwuchs: Ein insektenfreundlicher Garten ist nicht überall perfekt gestutzt. Lasse am besten in einigen Ecken Gräser wachsen. Brennnesseln und Klee dienen in diesen wilden Ecken bereits als Nahrungsquelle. Auch eine Wildblumenwiese eignet sich hervorragend, um Insekten im Garten ein Heim zu geben. Sie finden darin Nahrung und auch Überwinterungsmöglichkeiten.
Viele unserer heimischen Vögel finden in freier Natur kaum noch geeigneten Lebensraum. Dieser weicht nämlich zunehmend Wohngebieten und Industrieanlagen. Zudem bieten ihnen die weiten Felder der modernen Landwirtschaft keinen Schutz, giftige Pestizide und Insektizide töten potenzielle Nahrung und gefährden ihre Gesundheit. Somit werden Gärten zu Zufluchtsorten. Ein vogelfreundlicher Garten kann zur Artenvielfalt beitragen.
So gestaltest du einen vogelfreundlichen Garten:
Es sollten reichlich Knospen, Samen und Früchte geben, die Vögeln als Nahrung dienen können, Laub eignet sich als Schutz und Nistmaterial.
Insekten, Spinnen, Schnecken und Käfer sind wertvolles Futter für Jungvögel. Deswegen ist ein insektenfreundlicher Garten auch ein vogelfreundlicher Garten.
Laubreiche Pflanzen bieten Vögeln Schutz und Nistplätze: Dazu gehören Sträucher, Büsche, Hecken, Stauden und Bäume.
Eine abwechslungsreiche Bepflanzung lockt Vögel das ganze Jahr über an.
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