Ich bin froh, wenn ein seriöses hydrogeologisches Gutachten erstellt wird. Wir brauchen die Energiewende, wir brauchen aber auch sauberes Wasser. Wir müssen Risiken realistisch abschätzen lernen. Dazu gehört auch: Aufheizer aus den fossilen Lobbykreisen dürfen keine Chance bekommen.
Der Verein BREMN bezeichnet sich als "Bündnis für regenerative Energie, Mensch und Natur" .
Auf der Homepage steht: "Ist eine Energiewende (=Dekarbonisierung der Atmosphäre) ohne Kernkraft möglich? Wir von BREMN e.V. und praktisch alle Industrieländer sagen nein"
Um nicht nur polemisch unterwegs zu sein, sollte man sich doch mal mit den "guten" Gründen für die Beendung der Atomkraft (nachzulesen hier) auseinandersetzen.
BREMN täuscht sich (oder die Netzbesucher?) ganz gewaltig: es mögen noch neue AKW`s gebaut werden, aber nicht in der Menge, in der die Alten vom Netz gehen werden. Wenn Frankreich die Atomkraft im jetzigen Umfang erhalten wollte, müssten sich bereits 10 neue AKW`s im Bau befinden. Im Bau ist lediglich eines, und das hat sich angesichts der Baukosten- und Bauzeitenüberschreitung als riesiges Desaster entpuppt. Wer zahlt?
In Finnland wurde mit jahrelanger Verzögerung gerade erst ein neues und ziemlich großes AKW fertig gestellt - zeitgleich wurde zumindest 1 weiteres, geplantes AKW gestrichen, um nicht die Abhängigkeit von Rußland bezügl. der Brennstäbe weiter zu verfestigen.
Ulrike Herrman schreibt in der TAZ hier: "Was auch gern übersehen wird: Das Uran würde nur 13 Jahre lang reichen, wenn man den ganzen Globus mit Kernenergie versorgen wollte, um die fossilen Brennstoffe zu ersetzen und weltweit Klimaschutz zu betreiben. Momentan ist die Atomenergie ein Nischenphänomen, das weniger als 5 Prozent des globalen Endenergieverbrauchs abdeckt."
Schwäbische Zeitung hier 09.05.2023, Philipp Richter
Einige Bürger befürchten einen negativen Einfluss des Windparks Altdorfer Wald. Aber ist die Sorge überhaupt berechtigt?Wieder einmal geht es um die Frage, ob der Trinkwasserspeicher auf dem Waldburger Rücken im Altdorfer Wald gefährdet ist. Zuerst kam die Frage bei den Planungen für das Kiesabbaugebiet bei Grund auf. Jetzt taucht sie im Zusammenhang mit den geplanten 39 Windrädern im Altdorfer Wald wieder auf, der der größte Windpark Baden–Württembergs werden soll. Experten sagen: Einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten, aber sie raten zur Vorsicht.
Der Vogter Verein BREMN, der sich gegen die Windkraftpläne im mit 82 Quadratkilometer größten zusammenhängenden Wald Oberschwabens stemmt, glaubt: Der Trinkwasserspeicher Waldburger Rücken, der rund 100.000 Menschen mit Wasser versorgt, sei durch die Windräder gefährdet. „Die Rotorblätter sind hoch problematisch und bestehen aus Verbundstoffen, die nicht recycelt werden können“, sagt etwa der BREMN–Vorsitzende Andreas Reichel und verweist auf den Feinstaub, der durch Erosion der Rotorblätter entsteht.
Feinstaub durch Rotorblätter
Tatsächlich sind die Rotorblätter nicht unproblematisch. Denn sie lassen sich nicht recyceln und bestehen aus Kunstharzen sowie aus sogenannten carbonfaserverstärkten Verbundkunststoffen (CFK). Laut Landesinstitut für Arbeitsgestaltung Nordrhein–Westfalen sind diese Verbundstoffe zwar ungefährlich, bei mechanischer Bearbeitung könnten Partikel– und Faserstäube jedoch „gefährliche Eigenschaften“ haben.
Und Feinstäube entstehen bei sich drehenden Windrädern, wie aus einem Papier des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages vom Dezember 2020 hervorgeht, auf das sich auch BREMN bezieht. Die Partikel lösen sich etwa durch UV–Strahlung, Temperaturwechsel und Wind. In dem Papier heißt es: „Würde man nach vier Jahren die komplette Beschichtung im betroffenen Bereich erodiert vorfinden, ergebe sich ein maximaler Materialabtrag von 1.395 t/a für alle rund 31.000 Windkraftanlagen in Deutschland.“ Da es sich dabei um eine Modellberechnung handelt, liege der tatsächliche Wert mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich darunter. Stärker betroffen sind Off–Shore–Anlagen im Meer. Und weiter heißt es in dem Papier: Im Vergleich dazu werden vom Fraunhofer–Institut jährliche Abriebwerte von Reifen mit 102.090 Tonnen pro Jahr und von Schuhsohlen mit 9.047 Tonnen pro Jahr angegeben.
Viele Menschen beziehen ihr Wasser aus dem Wald
Doch was bedeutet das für den Trinkwasserspeicher Altdorfer Wald? Hermann Schad ist promovierter Hydrogeologe und kennt das Gebiet gut. Er hat es im Zusammenhang mit dem Kiesabbau schon einmal untersucht und kam zum Schluss, dass der Waldburger Rücken als Trinkwasserspeicher gut geschützt werden müsse. Die Gemeinden Baienfurt und Baindt beziehen ihr Wasser aus der Quelle Weißenbronnen bei Wolfegg. Ein paar Kilometer weiter kommt aus dem Wasserschutzgebiet Damoos das Trinkwasser für die Gemeinde Vogt.
Der neue Regionalplan, der noch zur Genehmigung bei der Landesregierung liegt, sieht zusätzliche Wasservorranggebiete vor, die laut Schad „erhebliches Potenzial“ für die Trinkwassergewinnung haben. Sie überschneiden sich mit den Gebieten, wo nach Plänen der Stadtwerke Ulm/Neu–Ulm (SWU) die Windräder stehen sollen. Allerdings ist der Bau von Windrädern in Wasserschutzgebieten gesetzlich erlaubt. (Da stellt sich für mich natürlich die Frage: Windräder verbieten, aber gleichzeitig Kiesabbau voran treiben? Beim Kiesabbau wird die filternde Deckschicht gleich ganz entfernt...)
„Jeder Eingriff eine potenzielle Gefahr“
„Die Gefahr eines Windrads außerhalb der Wasserschutzzone II ist relativ gering“, sagt Schad. Er geht davon aus, dass sich diese Abstände im Altdorfer Wald einhalten lassen. Je weiter man von der Wasserfassung wegbleibe, desto sicherer sei man. Allerdings verweist er auf die Baustelle, die entsteht, um ein Windrad zu bauen. Dafür müssen Baugruben gebuddelt und Fundamente erstellt werden, für die Lastwagen und Maschinen benötigt werden. Schad: Das ist ein Eingriff in den Wald, und jeder Eingriff in den Wald stellt natürlich auch eine potenzielle Gefahr dar.
Was die Problematik Feinstaub anbelangt, lasse sich die Sache nicht abschließend beurteilen. „Das große Plus des Waldburger Rückens für den Trinkwasserspeicher ist das Waldgebiet, das großen Schutz bietet“, erklärt Schad. Dass erodierte Partikel der Rotorblätter ins Trinkwasser gelangen, hält er hingegen für weniger wahrscheinlich: „Wahrscheinlich werden sie hängen bleiben.“ Untersucht sei das jedoch noch nicht. Die Frage, ob sich die Partikel wie etwa Salz lösen, bleibe offen.
Wasserversorger positioniert sich
Die Frage, welche Auswirkungen der Abrieb der Rotorblätter haben könnte, beschäftigt auch Ralf Witte, Geschäftsführer des Zweckverbands Halsach–Wasservorsorgung, zu dem auch Vogt gehört. „Ich weiß nicht, in welcher Stärke sich das abspielt und auch nicht genau, ob der Abrieb letztlich messbar sein wird“, sagt Witte. Dennoch positioniert er sich deutlich: „Es wäre wirklich im Interesse der kommenden Generationen, wenn dieses große Waldgebiet zum Schutz der Trinkwasserressourcen bestmöglich bewahrt werden könnte. Wir legen großen Wert darauf, dass die Belange der Trinkwasserversorgung nicht beeinträchtigt werden.“ Und weiter: „Wir würden uns wünschen, wenn vorsorglich andere Nutzungen wie zum Beispiel Kiesabbau und Windkraft in diesen Bereichen ausgeschlossen werden könnten.“
Witte bezieht sich dabei auf die Aussagen des Diplom–Geologen Horst Tauchmann. Dieser nimmt an, dass das an der Nordseite des Höhenrückens austretende Grundwasser zur Trinkwasserversorgung von mehreren zehntausend Personen ausreichen würde. Tauchmann: „Um dieses wertvolle Grundwasservorkommen auch zukünftig vor möglichen Verunreinigungen beziehungsweise negativen Beeinflussungen zu schützen, sollte dieses Gebiet unseres Erachtens in seiner bestehenden Form erhalten bleiben.“
Binder: Wasser vor Windkraft
Der Zweckverband Haslach strebt derzeit ein Grundwassererkundungsprogramm im Bereich Damoos an, um eine neue Quelle zu erschließen. Das würde eine andere Abgrenzung der Wasserschutzgebietszonen bedeuten. Deswegen müsse man mit den Standorten der Windräder vorsichtig sein, um nicht eventuell neue Brunnen auszuschließen. Auch Schad warnt davor, durch Windräder Fakten zu schaffen.
Einer, der sich schon seit Jahren für den Wasserschutz stark macht, ist Günter A. Binder (CDU), Bürgermeister von Baienfurt und Vorsitzender des Zweckverbands Wasserversorgung Baienfurt–Baindt. „Ich spreche mich klar für Windenergie aus, aber ich wehre mich gegen den den Windpark auf dem Waldburger Rücken. Für mich gilt: Wasser vor Windrädern“, sagt er. Und weiter: „Wir werden wegen des Klimawandels in Zukunft ein Wasserproblem haben und sollten diesbezüglich Verantwortung für die nächsten Generationen übernehmen.“
Südwesten verliert massiv Wasser
Zwar gehören Bayern und Baden–Württemberg zu den wasserreichsten Regionen in Deutschland — andererseits zählen sie zu den Regionen, die weltweit am meisten Wasser verlieren.
Das berichteten Forscher des „Global Institute for Water Security“ der kanadischen Universität Saskatchewan. So berichtet auch Binder davon, dass die Quellen in Weißenbronnen jüngst weniger Wasser geliefert haben und deswegen der Schutz des Waldes eindeutig Vorrang haben müsse. Dieser habe nicht nur eine Schutzfunktion für den Wasserspeicher, sondern liefere dem Schussental wertvolle Kaltluft. „Es geht hier nicht um Kirchturmpolitik oder das Sankt–Florians–Prinzip. Wir haben es hier mit einem sehr sensiblen Gebiet zu tun“, betont Binder.
Unterm Strich lässt sich die Frage nach einer potenziellen Gefahr der Windräder für das Trinkwasser nicht abschließend beantworten. Aber sowohl Ralf Witte als auch Hermann Schad bescheinigen den SWU einen sorgsamen Umgang. „Es ist gut, dass es sich hier um ein kommunales Unternehmen handelt und nicht um einen Multikonzern. Mit denen kann man reden“, so Witte. Auch Schad steht in Kontakt mit den Ulmern. „Ich habe den Eindruck, dass die SWU sehr seriös vorgehen, den Abwägungen und Prüfungen entsprechenden Raum geben und den Wasserschutz nicht auf die leichte Schulter nehmen.“ Ein hydrogeologisches Gutachten ist angekündigt.
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