23.05.2022 |
Zwischen Rezessionsangst und der Sorge ums Klima
...So forderte der Präsident des Weltwirtschaftsforums, Børge Brende, zum Auftakt des Treffens einen Marshall-Plan für einen Wiederaufbau der Ukraine. Die Eröffnungsrede hielt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der dafür digital zugeschaltet wurde. Selenskyj forderte darin „maximal wirksame Sanktionen“ gegen Russland, nötig sei etwa ein Embargo für russische Energieträger.
Darüber hinaus ging es am ersten Tag des Treffens, das am Donnerstag endet, unter anderem um Fragen der internationalen Energieversorgung. Und auch ein Davos-Dauerbrenner, die Balance zwischen wirtschaftlichem Profit und sozialer Gerechtigkeit, spielte eine Rolle.
Bundeswirtschaftminister Robert Habeck verwies bei seinem Auftritt in Davos auf vier miteinander verbundene Krisen: die hohe Inflation in vielen Ländern, die Energiekrise, Lebensmittelknappheit und die Klimakrise. „Wir können die Probleme nicht lösen, wenn wir uns nur auf eins der Probleme konzentrieren“, warnte Habeck. „Wenn aber keins der Probleme gelöst wird, dann sorge ich mich wirklich davor, dass wir uns in eine globale Rezession hineinbewegen.“
Sorge um globale Stabilität
Eine solche Rezession hätte gravierende Auswirkungen nicht nur auf den Klimaschutz, sondern auf die globale Stabilität insgesamt, so Habeck weiter. Wenn jedes Land sich nur noch um sich selbst kümmere, verschärfe das die Krise. „Wir müssen die Märkte offen halten“, sagte der Wirtschaftsminister. Zugleich aber müssten sich die Regeln der Märkte ändern. Es gehe nicht um De-Globalisierung, sondern um mehr Zusammenarbeit und Solidarität.
Der russische Angriff auf die Ukraine hat auch die weltweiten Energiemärkte ins Wanken gebracht – in einer Zeit, in der diese angesichts der Klimakrise ohnehin in starkem Wandel sind. Der Abschied von fossilen Brennstoffen stehe aber nicht im Widerspruch dazu, sich jetzt akut um die Energie-Versorgungssicherheit zu kümmern, sagte Habeck in Davos. „Wir müssen sehen, dass wir ein Problem nicht auf Kosten eines anderen lösen dürfen.“
Gleichzeitig forderte der Minister mehr europäische Geschlossenheit bei der Diskussion um ein Öl-Embargo gegen Russland. „Wir sehen das Schlechteste von Europa“, sagte Habeck. Zwar sei zu beachten, dass nicht jedes Land in der gleichen Situation sei. Dennoch erwarte er von allen – auch von Ungarn – an einer Lösung zu arbeiten.
Oxfam: Reiche werden noch reicher
Die Organisation Oxfam hat zum diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos ihren Bericht zu den Profiteuren der globalen Krisen vorgestellt.
Mehr Reiche : Seit Beginn der Corona-Pandemie sind die Reichsten der Welt laut Oxfam noch reicher geworden. Das Vermögen von Milliardären sei um 42 Prozent gewachsen. Gleichzeitig sei weltweit mehr als eine Viertelmilliarde Menschen gefährdet, in diesem Jahr in extreme Armut abzurutschen.
Milliardäre : Laut Oxfam ist die Zahl der Milliardäre seit 2020 um mehr als 570 auf 2668 gewachsen. Zusammen verfügten sie über ein Vermögen von 12,7 Billionen Dollar, 13,9 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.
Höhere Steuern gefordert : Die Organisation Oxfam forderte angesichts der wachsenden Ungleichheit eine stärkere Besteuerung von Unternehmen und sehr hohen Vermögen. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Konzerne und die dahinter stehenden Milliardärinnen und Milliardäre Rekordgewinne einfahren, während Millionen Menschen Mahlzeiten ausfallen lassen müssen, die Heizung abdrehen, mit ihren Rechnungen im Rückstand sind und sich fragen, was sie als nächstes tun können, um zu überleben“, sagte Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. Regierungen müssten dringend gegensteuern und Konzerne, aber auch Superreiche stärker in die Pflicht nehmen. (dpa)
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