Montag, 9. Mai 2022

Der Agrar-Krieg

 NTV hier   Von Annika Leister

Wie Putin Europas Kornkammer zerbombt

Experte: Putins Krieg schaltet Hauptkonkurrenten aus

...Putin profitiert von den Attacken auf die ukrainische Landwirtschaft gleich zweifach: im Krieg und auf dem Weltmarkt. Denn liegt die angegriffene Ukraine mit neun Prozent Anteil am weltweiten Export von Weizen und Mehl unter den Top 7 auf der Länderliste, belegt Aggressor Russland Platz eins. Auf 29 Millionen Hektar wird in Russland Weizen angebaut – das ist mehr als in der gesamten Europäischen Union.

"Es ist ein Nebeneffekt des Krieges, dass Russland einen seiner Hauptkonkurrenten auf dem Getreidemarkt loswird und eine stärkere Marktposition bekommt", sagt Sebastian Lakner, Professor für Agrarökonomie an der Universität Rostock, zu t-online. Durch Handelsrestriktionen könne der russische Präsident das Angebot auf dem Weltmarkt so künstlich verknappen, den Preis im Ausland in die Höhe treiben, im eigenen Land aber niedrig halten.

Eine Beschränkung des Exports von Weizen, Roggen, Gerste, Mais und Mischgetreide bis Ende Juni hat Russland bereits vor Wochen bekannt gegeben. "Der hohe Getreidepreis weltweit geht gerade auf einen einzigen Spekulanten zurück: Wladimir Putin", so Lakner.

"Eigentlich muss die Ukraine den Krieg gewinnen"

Die Weltgemeinschaft steht diesem Spekulanten größtenteils machtlos gegenüber. Bundeswirtschaftsminister Cem Özdemir geißelt zwar, wie viele seiner Kollegen und Agrar-Experten, das Vorgehen des russischen Präsidenten scharf, spricht von "Putins Großmachtphantasien", gezielten Getreidediebstählen in der Ukraine durch "Putins Schergen" und davon, dass der russische Präsident Hunger als Waffe einsetze. "Seine grausame Rechnung: Wer keine Kraft hat, wehrt sich nicht", sagte Özdemir t-online.

.....Für Agrarökonom Lakner ist die Lage klar: Die Probleme seien kaum zu lösen, die Gefahr für die weltweite Ernährungssicherheit nicht zu bannen, wenn der Krieg nicht beendet werde. "Eigentlich muss die Ukraine den Krieg gewinnen – Punkt", sagt er. "Andere Länder können am ehesten helfen, indem sie die Ukraine so ausstatten, dass sie erfolgreich Widerstand leisten kann."

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